Nutzung des Internets verändert die Denkbereitschaft

Da der Mensch weiß, dass Faktenwissen im Internet liegt, sinkt die Bereitschaft zum eigenständigen Merken und Erinnern

Von Cornelia Scherpe
2. September 2016

Für junge Menschen ist es kaum vorstellbar, wie die heutige Erwachsenengeneration früher mit Fragen umgegangen ist. Es mussten Bücher benutzt und Lehrkräfte befragt werden, wenn neues Wissen erworben werden sollte. Heute wird am PC oder Smartphone einmal der Browser geöffnet und eine Suchmaschine bemüht.

Auch viele Erwachsenen haben sich längst an das Internet-Zeitalter gewöhnt und nutzen das Netz für Wissens- und Alltagsfragen. Dieses Verhalten könnte dauerhaft das menschliche Gehirn verändern, glauben einige Forscher.

Bereitschaft zum Merken und Erinnern

Es ist bequem, bei Fragen das Internet zu nutzen und diese Bequemlichkeit wird zur Gewohnheit bei allen Dingen. Daher nutzen viele Menschen auch bei sehr einfachen Fragen eine Suchmaschine.

Da das menschliche Gehirn nach dem Prinzip "use it or lose it" arbeitet, könnte das ständige Bemühen des Netzes zu einer Veränderung der Gedächtnisstruktur führen. Der Mensch weiß einfach, dass Faktenwissen im Internet liegt und die Bereitschaft zum eigenständigen Merken und Erinnern sinkt.

Der bequeme Griff zum Hilfsmittel

In einer Studie testeten Forscher diese Theorie mit zwei Gruppen gesunder Menschen. Alle bekamen mehrere anspruchsvolle Fragen vorgelegt und sollten diese

  1. entweder eigenständig beantworten (Gruppe 1), oder aber
  2. das Internet zurate ziehen(Gruppe 2).

Man wiederholte den Test in einer zweiten Runde, stellte dieses Mal aber sehr einfache Fragen aus der Allgemeinbildung. Beiden Gruppen stand es dieses Mal frei, ob sie das Netz nutzen wollten, oder die Fragen selbst beantworteten. Es zeigte sich, dass

  1. die Gruppe 1, die im ersten Lauf kein Internet benutzen durfte, sehr häufig ohne Hilfsmittel auskam.
  2. In Gruppe 2 dagegen gab es so gut wie keine Bereitschaft zum Selbstdenken. Die Gruppe nutzte häufig das Internet und ein Drittel beantwortete nicht eine Frage ohne zuvor zu surfen.

Die Studie kann zwar keine Aussage darüber treffen, ob häufiger Suchmaschinengebrauch die Gedächtnisstruktur des Gehirns langfristig ändert, sie zeigt aber deutlich, dass der ständige Gebrauch die Bereitschaft sinken lässt, selbst nachzudenken.