Der Hippocampus als Regisseur: Gedächtnis fälscht Erinnerungen

Von Nicole Freialdenhoven
11. Februar 2014

Dass der Mensch sich sehr erfolgreich selbst belügen kann, ist allgemein bekannt. Noch erstaunlicher ist jedoch die Fähigkeit des Gedächtnisses, tatsächliche Ereignisse zu verfälschen und unliebsame Erinnerungen zu löschen.

Neurowissenschaftler der Northwestern University of Chicago wollten nun genauer wissen, wie das menschliche Gehirn mit Erinnerungen verfährt und führten dazu Experimente mit freiwilligen Teilnehmern durch, deren Gehirnströme von einem Magnetresonanztomografen gemessen wurden.

Hippocampus verfälscht das Gedächtnis

Dabei stellten sie fest, dass der Hippocampus aktiv daran beteiligt ist, Erinnerungen zu verfälschen. Diesem Gehirnareal kommt die Aufgabe zu, die Inhalte des Kurzzeitgedächtnisses in das Langzeitgedächtnis zu übertragen.

Dabei setzt es offensichtlich einzelne - eigentlich von einander unabhängige Erinnerungsbrocken - zu einer schlüssigen Geschichte zusammen. Auch wenn sich diese Geschichte nie so ereignet hat.

Dabei macht der Hippocampus auch nicht davor halt, die eigenen Leistungen zu beschönigen oder das Alltagsleben auszuschmücken. Wer sich positiv an einen verstorbenen Menschen erinnere, schreibt ihm beispielsweise positive Taten zu, die dieser nie tat und wird so nachträglich noch zum Helden.

Auch der verregnete Sommerurlaub, der eigentlich ein kompletter Reinfall war, wird dank des Hippocampus dann nachträglich noch zum sonnigen Traumurlaub.