Die Fruchtblase - Schützende Hülle und Lebensraum des ungeborenen Kindes

Als Fruchtblase bezeichnet man eine Eihaut. Diese enthält Fruchtwasser und umschließt während einer Schwangerschaft schützend das ungeborene Kind.

Von Jens Hirseland

Aufbau

Unter der Fruchtblase, auch Fruchtwassersack oder Fruchtsack genannt, versteht man eine dünne, sackartige Eihaut, von der das ungeborene Kind während einer Schwangerschaft umhüllt wird. Die Blase besteht aus zwei Eihaut-Schichten, dem Amnion und dem Chorion (Zottenhaut). Sie schützt das Baby vor Infektionen.

Die Fruchtblase besteht aus zwei Eihäuten, die durch eine Auffaltung des äußeren (Ektoderm) und des mittleren Keimblatts (Mesoderm) entstehen. In der Fruchtblase befindet sich das Fruchtwasser (Amnionflüssigkeit) eine wässrige, klare Flüssigkeit. Dieses Fruchtwasser ist eine klare und wässrige Flüssigkeit, die einerseits aus Blutbestandteilen der Mutter und andererseits aus Flüssigkeit, die das Kind über

abgibt, besteht.

Zu den wichtigsten Bestandteilen des Fruchtwassers gehören:

Entstehung und Funktion

Die Fruchtblase entsteht während der Embryonalentwicklung durch eine Auffaltung des mittleren und des äußeren Keimblatts und umgibt schließlich den ganzen Embryo bzw. Fötus. Nach der 8. Schwangerschaftswoche wird die Fruchtblase mit Amnionflüssigkeit (Fruchtwasser) gefüllt.

Emryo in der 8. SSW
Emryo in der 8. SSW

Der Umfang der Fruchtblase, die die Gebärmutter (Uterus) auskleidet, entspricht in etwa dem eines Ballons. Außerdem ist sie sehr elastisch, wodurch es ihr ermöglicht wird, das Fruchtwasser in der Gebärmutter zu halten.

Bereits in der vierten Schwangerschaftswoche ist der Embryo vollständig von Fruchtwasser umgeben. Das Fruchtwasser schützt das Ungeborene vor äußeren Einflüssen wie Lärm, Druck oder Stößen. Zudem verhindert es Verwachsungen oder Verklebungen mit den Eihäuten.

Das ungeborene Kind schwimmt schwerelos im Fruchtwasser, das ihm Bewegungen ermöglicht. Darüber hinaus herrscht in der Fruchtblase eine für das Baby ideale Temperatur.

Emryo in der 4. SSW
Emryo in der 4. SSW

Ab dem 5. Monat trinkt der Embryo bis zu 400 ml Fruchtwasser pro Tag. Dieser Verlust wird aber durch eine ständige Resorption in der Regel wieder ausgeglichen.

Über den Darm des Ungeborenen wird die Flüssigkeit resorbiert und der Plazenta und somit dem mütterlichen Blutkreislauf zugeführt. Zudem scheidet das Ungeborene bei normaler Nierenfunktion einen Teil des Fruchtwassers wieder aus. Somit wird das Fruchtwasser ungefähr alle drei Stunden komplett erneuert.

Embryo in der 20. SSW
Embryo in der 20. SSW

In der 10. Schwangerschaftswoche sind etwa 30 ml Fruchtwasser vorhanden. Bei der Geburt sollten es um die 800 ml Fruchtwasser sein.

Während der Schwangerschaft dient das Fruchtwasser auch zu medizinischen Untersuchungszwecken, da sich durch eine Entnahme und Analyse der Amnionflüssigkeit der Gesundheitszustand des Babys bestimmen lässt. So können mit einer Fruchtwasserprobe von etwa 20 ml bereits in der 15. bis 16. Woche Veränderungen im Erbgut (z.B. Trisomie 21) oder ab der 30. Schwangerschaftswoche Blutgruppenunverträglichkeiten zwischen Mutter und Kind festgestellt werden.

Steht die Geburt unmittelbar bevor, kommt es zum Platzen der Fruchtblase, was man als Blasensprung bezeichnet. Dies geschieht normalerweise spontan nach dem Beginn der Geburtswehen. Die Fruchtblase kann aber auch künstlich geöffnet werden, um den Geburtsvorgang zu beschleunigen, was man als Blasensprengung bezeichnet.

Beschwerden und Erkrankungen der Fruchtblase

Vorzeitiger Blasensprung

Normalerweise öffnet sich die Fruchtblase während der Eröffnungsphase des Geburtsvorgangs. In manchen Fällen kommt es aber auch zu einem vorzeitigen Blasensprung aufgrund eines Risses in der Amnionhöhle.

Je nach Schwangerschaftswoche kann ein frühzeitiger Blasensprung ein Risiko für die Schwangerschaft bedeuten, z.B. durch eine Infektion der Gebärmutter. Unter Umständen besteht auch die Gefahr einer Früh- oder Fehlgeburt.

Chorioamnionitis

Eine Erkrankung der Fruchtblase ist die Chorioamnionitis. Dabei kommt es sowohl zu einer Entzündung der Fruchtblase als auch der Plazenta (Mutterkuchen) und der Eihäute.

Verursacht wird eine Chorioamnionitis zumeist durch aufsteigende Scheideninfektionen, beispielsweise durch Darmbakterien oder Streptokokken. Mitunter können auch feine Risse, die sich in der Fruchtblase befinden, als Eingangspforte für Erreger dienen, sodass es zu einer Infektion kommt.

Auch bei der Chorioamnionitis besteht das Risiko einer Frühgeburt oder von schweren Infektionen des gesamten Körpers. Zudem sind ein frühzeitiger Blasensprung oder auch eine vorzeitige Wehentätigkeit möglich.

Fruchtwassermangel oder -überschuss

Probleme können auch durch das Fruchtwasser entstehen. So kann es zu einem Mangel an Fruchtwasser, was man als Oligohydramnion bezeichnet oder zu einem Überschuss an Fruchtwasser (Polyhydramnion) kommen.

In den meisten Fällen lässt sich das Fruchtwasser durch eine Amnioinfusion wieder auffüllen. Wenn jedoch die Gefahr besteht, dass das Kind durch den Fruchtwassermangel Schäden erleidet, kann unter Umständen die Einleitung einer Frühgeburt notwendig werden.

Von einem Mangel ist die Rede, wenn die Menge an Fruchtwasser auf unter 200 bis 500 Milliliter sinkt. Die Ursachen sind vielfältig; mitunter kann eine verminderte Urinfunktion des Babys dafür verantwortlich sein.

Ein Überschuss an Fruchtwasser ist oftmals ein Hinweis auf mögliche Fehlbildungen des Kindes oder auf Erkrankungen der Mutter, wie z.B. Diabetes mellitus. Mithilfe einer Fruchtwasserentlastungspunktion kann die überschüssige Amnionflüssigkeit abgelassen werden.