Steigende Zahl der Volkskrankheiten: Grund könnte die schwächer werdende Darmflora sein

Moderne Lebensweise minimiert die Anzahl der wichtigen Mikroorganismen im Darm

Von Cornelia Scherpe
20. Januar 2016

Die Zahl der Infektionskrankheiten nimmt in Industriegesellschaften immer weiter zu. Die Abwehrkräfte der Menschen werden insgesamt schwächer. Woran das liegen könnte, ist eine Frage, mit der sich Forscher weltweit beschäftigen.

Eine Theorie, die sich als sehr wahrscheinlich herausgestellt hat: Die menschliche Darmflora war früher gesünder. Heute verkümmert sie immer mehr.

Weniger nützliche Bakterien durch moderne Lebensweise

Im menschlichen Darm leben unzählige Mikroorganismen. Diese Bakterien helfen nicht nur bei der Verdauung, sie sind ein wesentlicher Bestandteil des Immunsystems. Sie erkennen feindliche Bakterien und bekämpfen diese.

Doch die moderne Lebensweise hat den Menschen stark verändert, was sich auch auf die Mikroorganismen auswirkt.

  • Auf der einen Seite nimmt der Konsum von Ballaststoffen immer weiter ab. Studien haben jedoch gezeigt, dass eine ballaststoffreiche Ernährung wichtig für die Bakterien ist. Ihre Anzahl nimmt immer stärker ab, wenn man dem Körper Ballaststoffe vorenthält.

  • Auf der anderen Seite nehmen die Menschen in westlichen Zivilisationen viel zu viele Antibiotika. Diese Medikamente bekämpfen zwar bei Infektionen die bösartigen Erreger, doch sie können nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden. Daher wird auch die Darmflora zerstört und regeneriert sich nur langsam.

In einem aktuellen Experiment mit Mäusen zeigten Forscher eindeutig, wie wichtig die richtige Ernährung ist. Man nahm gesunde Tiere und fütterte eine Gruppe ballaststoffreich, die andere ballaststoffarm. Die Zahl der Darmbakterien wurde über Stuhlproben regelmäßig überprüft.

Schwache Darmflora wird weitergegeben

Die Menge der Mikroorganismen ging in der Gruppe mit schlechter Ballaststoffversorgung stark zurück. Eine erschreckende Erkenntnis kam hinzu, als diese Tiere sich vermehrten. Es stellte sich heraus, dass die schwache Darmflora von den Muttertieren an die Jungen weitergegeben wurde. Es ist wahrscheinlich, dass dies auch bei Menschen der Fall ist.

Die ungewöhnliche Idee der Forscher: Ab und an nach dem Kontakt zum Haushund, nach der Gartenarbeit etc. das Händewaschen bewusst wegzulassen.