Die innere Uhr reagiert auch auf Farben - Lichtwechsel allein reicht nicht

Die typische Lichtfärbung in der Dämmerung wird im Gehirn schneller verarbeitet

Von Dörte Rösler
24. April 2015

Der wichtigste Taktgeber für unsere innere Uhr ist das Licht. Bei Helligkeit kurbelt der Organismus den Stoffwechsel an und schüttet andere Hormone aus als im Dunkeln.

Damit das Gehirn den Tag-Nacht-Wechsel steuern kann, braucht es aber auch Farben. Wie eine britische Studie zeigt, liegt das entscheidende Signal in der typischen Lichtfärbung in der Dämmerung. Die Erkenntnisse könnten helfen, die negativen Auswirkungen von Schichtarbeit oder Jetlag zu reduzieren.

Dass die innere Uhr auf Hell-Dunkel-Wechsel reagiert, ist seit langem bekannt. Über die stäbchenförmigen Photorezeptoren in der Netzhaut gelangen die Informationen zu den suprachiasmatischen Nuklei - unsere Uhrenzentrale im Gehirn.

Der typische Wechsel von Hell und Dunkel allein reicht für ein präzises Timing aber nicht aus. Erst wenn auch die Lichtfarben sich ändern, kann der Organismus seine physiologischen Rhythmen präzise anpassen. In Experimenten konnten die Forscher feststellen, dass vor allem ein verändertes Verhältnis von Gelb zu Blau die suprachiasmatischen Nuklei zum Feuern anregt.

Präziseres Timing

Die Sonne muss der Mensch dazu nicht sehen. Die Zäpfchen in der Netzhaut können die spektrale Zusammensetzung des Lichts auch durch eine Wolkendecke wahrnehmen.

Im Mäuseversuch zeigte sich, dass die Tiere bei kombiniertem Farb- und Lichtwechsel ihre Körpertemperatur und die Aufwachphase präziser timen können. Wenn sich nur die Helligkeit verändert, haben sie größere Probleme ihre innere Uhr anzupassen.

Schichtarbeiter oder Reisende mit Jetlag könnten ihre physiologischen Rhythmen also mit speziellem Farblicht schneller wieder in Balance bringen. Praktische Studien stehen aber noch aus.