Harndrang zurückhalten - Das Gehirn spielt den Wächter

Direkte Vernetzung vom Gehirn zur Beckenbodenmuskulatur entdeckt

Von Cornelia Scherpe
4. November 2014

Jeder Mensch kennt das Gefühl, dringend auf Toilette zu müssen. Doch sitzt man gerade in der Besprechung, sucht nach einem Parkplatz, oder ist auf dem Weg nach Hause, muss man den Harndrang noch für einige Zeit kontrollieren.

Sind die Blase und die Beckenbodenmuskulatur gesund, funktioniert das meist auch problemlos. Wie es uns gelingt, der Blase diese Wartezeit abzuringen, haben Forscher aus den USA nun analysiert. Das Gehirn spielt dabei teils bewusst und teils unbewusst den Wächter.

Gehirn ist mit Beckenbodenmuskulatur vernetzt

Für das Wasserlassen muss die Beckenbodenmuskulatur entspannt werden. Das Gehirn ist mit diesen Muskeln unmittelbar verbunden, was Wissenschaftler durch einen einfachen Versuch herausfanden. Dafür muss man nur die Zehen intensiv bewegen und dabei spüren, bis wohin man die Anspannung wahrnehmen kann. Das Ergebnis: Man spürt das Zusammenziehen zwar nicht bis zur Beckenbodenmuskulatur, wohl aber bis zum Gesäß.

Bewegt man dagegen die Finger, ist kein Zusammenhang spürbar. Die Anspannung der Po-Muskeln wird nachweislich auch an die Beckenbodenmuskulatur weitergeben. Die Vernetzung ist also derart umfassend. Nun soll in weiteren Tests herausgefunden werden, welche Hirnregionen es genau sind, die für das Zusammenziehen der Beckenbodenmuskulatur verantwortlich sind.

Man erhofft sich auf diese Weise auch neue Therapieansätze für Menschen mit chronischen Schmerzen in den Beckenbodenmuskeln und für Patienten, die trotz gesunder Muskeln ständig mit Inkontinenz zu kämpfen haben. Hier könnte eine neurologisches Problem vorliegen, das entsprechend therapiert werden muss.