Von wegen schwache Sehkraft: Manche Menschen haben Superaugen

Versuch mit zwei Photonen deckt auf, dass es Personen gibt, deren Augen Übermenschliches Leisten können

Von Cornelia Scherpe
25. Juli 2016

Im Vergleich zu vielen Tierarten schneidet das menschliche Sehvermögen eher bescheiden ab. Viele Vögel haben ein breiteres Sichtfeld, viele Raubtiere dazu eine hervorragende Nachtsicht. Der Mensch dagegen neigt durch die moderne Lebensweise sogar zur Kurzsichtigkeit und gleicht dies mit Brillen und Kontaktlinsen aus.

Auch wer ohne Sehhilfe durch den Alltag kommt, kann Katzenaugen und co. nicht das Wasser reichen. Doch eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass diese Einordnung der menschlichen Sehkraft längst nicht für alle gilt. Es gibt Menschen, die geradezu Superaugen besitzen.

Gibt es Menschen mit Superaugen?

In den Augen befinden sich Photorezeptoren (auch Stäbchen genannt), die einfallendes Licht aufnehmen. Kommt Licht an, sprechen die inneren Seh-Pigmente in den Stäbchen (Rhodopsin) darauf an und verändern ihre Struktur. Diese Umgestaltung löst ein elektrisches Signal aus und spricht damit die Seh-Sinneszellen an. Im Gehirn werden die Informationen dann interpretiert und zu Bildern unserer Umwelt.

Wie stark die Sehkraft eines Menschen ist, hängt unter anderem davon ab, wann die Stäbchen genug Licht zum Reagieren haben. Im Labor zeigte sich bereits im 20. Jahrhundert, dass theoretisch ein einzelnes Photon ausreichend ist, um die Stäbchen zu aktivieren. Doch ob es Menschen gibt, die tatsächlich bereits mit diesem Minimalreiz bewusst sehen können, blieb fraglich. Nun hat ein Experiment gezeigt, es gibt diese "Superaugen".

Versuch mit zwei Photonen

Für den Versuch wurde eigens ein Gerät entwickelt, das zwei Photonen aussendet. Eines wird "eingefangen", das andere trifft auf das Auge einer Testperson. Somit kann man durch das abgefangene Photon genau berechnen, wann das andere einen Kontakt zum Auge hat. Man setzte nun Probanden mit perfekter Sehkraft in einen komplett dunklen Raum. Nach 40 Minuten Dunkelanpassung begann der Test.

Mit einem Geräusch verbunden, sendeten die Forscher entweder ein Photon oder keines. Die Männer sollten angeben, wann sie etwas gesehen hatten. 30.800 Durchgänge gab es insgesamt. In 60 Prozent der Fälle sahen die Teilnehmer das Teilchen, was gegen eine zufällige Wahrscheinlichkeit des richtigen Ratens spricht.