Glubschaugen (Exophthalmus) - Ursachen, Schweregrade und Behandlung

Im Volksmund werden ungewöhnlich hervortretende Augäpfel Glubschaugen genannt. Gemeint ist damit ein Exophthalmus, der das krankhafte Hervortreten von einem oder beiden Augen bezeichnet. Dabei handelt es sich nicht nur um ein ästhetisches Problem, es können sich auch behandlungsbedürftige Erkrankungen dahinter verbergen. Nur in seltenen Fällen stellt der Exophthalmus eine gesunde Form dar, die keiner Therapie bedarf. Lesen Sie hier alles Wichtige zu Glubschaugen.

Von Jens Hirseland

Augen und Augenhöhle

Der runde Augapfel (Bulbus oculi) des Menschen erreicht einen Umfang von ca. 2,5 Zentimetern. Angesiedelt ist er in der knöchernen Augenhöhle (Orbita), in der sich außerdem die Gefäße, verschiedene Augennerven wie der Sehnerv, Tränendrüse und Gefäße befinden. Umgeben wird der Augapfel von Muskeln, Bindegewebe und Fettgewebe.

Das Auge selbst verfügt in der Augenhöhle nur über wenig Platz, sodass es bei einer Schwellung ausschließlich in die vordere Richtung ausweichen kann. Die Folge davon sind Glubschaugen, ein Exophthalmus.

Unterschiedliche Schweregrade

Der Exophthalmus, auch Exophthalmie genannt, wird in mehrere Schweregrade von I bis VI eingeteilt.

Grad I

Bei Schweregrad I zieht sich das Auge nur dann zurück, wenn seine Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt sind. Ferner besteht eine Konvergenzschwäche.

Grad II

Von Grad II sprechen die Ärzte, wenn eine Schwellung von Augenlidern und Augenbindehaut vorliegt. Darüber hinaus klagen die Betroffenen über eine verstärkte Lichtempfindlichkeit und Lidschwellungen.

Grad III

Als Schweregrad III wird das deutliche Hervorwölben der Augäpfel bezeichnet. Sie kann mit oder ohne Lidschwellungen auftreten.

Grad IV

Bei Grad IV leidet der Patient unter unscharfem Sehen. Außerdem werden oft Doppelbilder wahrgenommen.

Grad V

Von Grad V ist die Rede, wenn die Hornhaut eintrübt und die Augäpfel allmählich austrocknen.

Grad VI

Das schwerwiegendste Stadium des Exophthalmus stellt Grad VI dar. Der Sehnerv wird dabei in Mitleidenschaft gezogen. Im schlimmsten Fall droht sogar die Erblindung des Patienten.

Grundsätzlich handelt es sich beim Exophthalmus aber nicht um ein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Symptom, das durch unterschiedliche Erkrankungen entsteht.

Ursachen für Glubschaugen

Für das Auftreten von Glubschaugen kommen verschiedene Ursachen infrage:

Die endokrine Orbitopathie

Der häufigste Auslöser für einen Exophthalmus ist die endokrine Orbitopathie. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit, in deren Verlauf sich das Gewebe innerhalb der Augenhöhle verdickt und entzündet. Dadurch kommt es zum Hervortreten der Augen.

Die meisten Betroffenen leiden zur selben Zeit auch unter der Basedowschen Krankheit, die mit einer Überfunktion der Schilddrüse einhergeht, wodurch sich die Schilddrüse in Form eines Kropfes vergrößern kann. Lediglich bei etwa 10 Prozent aller Erkrankten liegt eine normale Schilddrüsenfunktion vor. Antikörper, die als typisch für die Erkrankungen gelten, wie der TSH-Rezeptorantikörper (TRAK) sind dennoch im Blut zu finden. Die Antikörper attackieren das körpereigene Gewebe.

Besonders betroffen von einer endokrinen Orbitopathie sind Raucher. So tritt die Erkrankung bei ihnen doppelt so häufig wie bei Nichtrauchern.

Entzündungen der Augen

Verschiedene Augenentzündungen wie Orbitaphlegmone, die Wegener-Granulomatose oder der Pseudotumor Orbitae können ebenfalls für Glubschaugen verantwortlich sein.

Orbitaphlegmone entstehen zumeist infolge einer Nasenebenhöhlenentzündung, in deren Verlauf sich die Bakterien bis in die Augenhöhle verbreiten. Weil sie schon nach kurzer Zeit den Sehnerv bedrohen, muss rasch eine Behandlung erfolgen. Neben dem Exophthalmus kommt es zu Sehstörungen, geschwollenen Augen, Fieber und Schmerzen.

Nur selten tritt eine Wegener-Granulomatose auf, bei der es sich um eine destruktive Gefäßentzündung handelt. Neben den Glubschaugen ruft sie auch eine Nasennebenhöhlenentzündung, Sehstörungen und Höreinbußen hervor.

Orbitatumore

Eine weitere mögliche Ursache für Glubschaugen sind gut- oder bösartige Tumore in der Augenhöhle wie:

  • gutartige Neurofibrome
  • ein Meningeom
  • die Hand-Schüller-Christian-Krankheit
  • Hämangiome (Blutschwämmchen)
  • Metastasen (Tochtergeschwülste) aufgrund anderer Krebserkrankungen

Weitere Ursachen

Andere Ursachen für die Entstehung von Glubschaugen sind Augenverletzungen durch Stürze oder Gewalt, Verletzungen des Sinus cavernosus, in dem sich größere Gefäße und Venen befinden, sowie eine retrobulbäre Hämorrhagie, die unbeabsichtigt durch augenärztliche operative Eingriffe hervorgerufen wird.

Komplikationen durch Glubschaugen

Nicht selten führen die optisch auffälligen Glubschaugen zu seelischen Problemen. So werden manche Betroffene wegen ihrer äußerlichen Erscheinung von anderen Menschen verspottet oder sozial isoliert. Dies wirkt sich wiederum negativ auf die Psyche der Patienten aus, die sich mehr und mehr von ihrer Umwelt zurückziehen.

Aber auch gesundheitliche Komplikationen sind durch den Exophthalmus möglich:

  • ein mangelhafter Lidschluss
  • das Austrocknen der Hornhaut
  • Bindehautentzündungen
  • eine Erhöhung des Augeninnendrucks
  • Geschwüre an der Hornhaut

Diagnose von Glubschaugen

Kommt es zu den sogenannten Glubschaugen, sollte grundsätzlich ein Arzt zu Rate gezogen werden. Das gilt besonders dann, wenn sich das Aussehen der Augen mit der Zeit verändert. So kann es sich beim unnatürlichen Hervortreten der Augäpfel um das Anzeichen für eine Erkrankung handeln, die in der Regel von weiteren Beschwerden begleitet wird.

Erster Ansprechpartner ist normalerweise der Hausarzt. Erhärtet seine Untersuchung den Verdacht auf einen Exophthalmus, kann er den Patienten an einen entsprechenden Facharzt wie einen Endokrinologen zur Behandlung von Autoimmunkrankheiten überweisen. Als weitere mögliche Experten kommen ein Augenarzt, ein Neurologe oder Internist infrage.

Erster Schritt der Untersuchung ist ein Gespräch zwischen Arzt und Patient. Dabei möchte der Mediziner wissen, seit wann die Veränderungen bestehen und ob sie sich plötzlich oder schleichend bemerkbar machen. Wichtig sind zudem Angaben zu zusätzlichen Beschwerden wie Sehstörungen oder eine Abnahme der Sehschärfe.

Untersuchung der Augen

Nach der Anamnese werden die Augen des Patienten genau untersucht. Der Arzt kontrolliert die Augenbeweglichkeit, die Funktionstüchtigkeit und Position der Augenlider, den Bindehautzustand sowie die Sehfähigkeit. Falls nötig, lässt sich auch der Augeninnendruck überprüfen.

Eine wichtige Rolle bei der Augenuntersuchung spielt der Exophthalmometer. Mit diesem Instrument lässt sich feststellen, in welchem Ausmaß sich der Augapfel nach vorne wölbt. Während der normale Mittelwert bei Frauen bei 16 Millimetern liegt, beträgt er bei Männern 17 Millimeter. Als ungewöhnlich werden dagegen Werte ab 20 Millimeter eingestuft. Gleiches gilt für einen Seitenunterschied von mehr als zwei Millimetern. Liegt ein schwerer Exophthalmus vor, sind sogar Werte von bis zu 30 Millimeter im Bereich des Möglichen.

Mit dem Exophtalmometer kann zudem der Verlauf eines endokrinen Exophthalmus gut kontrolliert werden.

Untersuchung der Augenhöhle

Die Augenhöhle wird ebenfalls einer Untersuchung unterzogen. Zu diesem Zweck gelangen bildgebende Verfahren wie eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung), eine Computertomographie (CT) sowie eine Magnetresonanztomographie (MRT). Sie liefern Aufschlüsse über Gewebeschwellungen oder Geschwulstbildungen. Gerade im Falle einer endokrinen Ophthalmopathie sind die Augenbefunde von entscheidender Bedeutung.

Untersuchungen der Schilddrüse

Die Untersuchung der Schilddrüse wird von einem Endokrinologen vorgenommen. Um Hinweise auf die Funktionstüchtigkeit der Schilddrüse zu erlangen, ermittelt der Arzt Blutwerte wie T4 und TSH. Durch den Nachweis von TSH-Rezeptor-Antikörpern (TRAK) lässt sich eine Autoimmunerkrankung diagnostizieren.

Auf eine Überfunktion der Schilddrüse weisen außerdem Beschwerden wie häufiges Schwitzen, Haarausfall, Heißhunger mit gleichzeitiger Gewichtsabnahme oder ein beschleunigter Herzschlag hin. Eine nähere Untersuchung kann durch eine Sonographie oder Szintigraphie erfolgen.

Behandlung von Glubschaugen

Bei der Therapie des Exophthalmus ist meist eine Zusammenarbeit von mehreren Fachärzten nötig. Auf welche Weise die Glubschaugen behandelt werden, hängt von ihrer auslösenden Ursache ab.

Primäres Therapieziel ist es, Komplikationen entgegenzuwirken. So besteht die Gefahr, dass die Hornhaut durch Austrocknung in Mitleidenschaft gezogen wird. Daher ist es unverzichtbar, die Hornhaut regelmäßig mit Augentropfen zu befeuchten. In schweren Fällen kann es erforderlich sein, die Augenlider operativ zu behandeln, damit sie sich wieder schließen.

Gabe von Medikamenten

Sind entzündliche Augeninfektionen oder Abszesse die Ursache des Exophthalmus, kommen Antibiotika zum Einsatz. In schweren Fällen kann aber auch ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein, um den Entzündungsherd wirksam zu bekämpfen. Ebenfalls operativ werden gut- oder bösartige Tumore entfernt.

Ist die Schilddrüse für die Glubschaugen verantwortlich, erhält der Patient Medikamente, die gegen schilddrüsenbedingte Stoffwechselstörungen vorgehen. Allerdings zeigt sich eine Besserung der Beschwerden nur bei etwa 30 Prozent aller Erkrankten.

Im Falle vom Morbus Basedow ist es wichtig, der Überproduktion der Schilddrüsenhormone entgegenzuwirken. Dies geschieht meist durch die Gabe von Thyreostatika. Sie haben die Eigenschaft, die Wirkung der Hormone zu hemmen. Mitunter wird auch eine Radiojodtherapie zur Drosselung der Hormonausschüttung vorgenommen, in deren Verlauf eine gezielte Zerstörung von Schilddrüsengewebe stattfindet.

Vorbeugung von Glubschaugen

Eine gezielte Vorbeugung von Glubschaugen ist nicht bekannt. So sind die Ursachen für das Leiden überaus vielfältig. Um Entzündungen der Augen, die mitunter einen Exophthalmus auslösen können, zu vermeiden, wird eine gute Augenpflege empfohlen.