Wichtige Regeln in einer WG: Tipps für ein harmonisches Zusammenleben in einer Wohngemeinschaft

Wo viele Menschen zusammen leben, da kommt es natürlicherweise hin und wieder zu Spannungen. Das ist normal und nicht zwangsweise ein negatives Anzeichen. Dennoch leben wohl die meisten Menschen lieber ohne Streit. Es gibt Regeln, die in einer Wohngemeinschaft zu beachten sind, um ein harmonisches Zusammenleben zu gewährleisten. Lesen Sie, wie ein Miteinander in der WG funktionieren und man Streit vermeiden kann.

Von Kathrin Schramm

Generelle Regeln

Das Leben in einer Wohngemeinschaft ist beliebt; besonders jüngere Menschen profitieren von der Kostenersparnis und finden auf diese Weise schnell Anschluss. Und tatsächlich bietet diese Wohnform einige Vorteile. Allerdings gilt es, ein paar Regeln des Zusammenlebens zu beachten, um sich wohl zu fühlen und Streit zu vermeiden.

Zu diesen zählen erst einmal ein paar generelle Aspekte. So sollte man

  • einen Gemeinschaftsraum immer so zu verlassen, wie man ihn vorgefunden hat - im Idealfall natürlich sauber
  • sich an gemeinsame Pläne, z.B. zum Einkaufen oder Putzen, halten
  • Rücksicht aufeinander nehmen und Egoismus vermeiden
  • die Privatsphäre der anderen Mitbewohner respektieren
  • höflich sein und nachfragen, wenn man sich z.B. etwas leihen möchte
  • keinen Freund bzw. keine Freundin als Dauergast bei sich einquartieren
  • sich an Versprechungen, die man gibt, halten, z.B. wenn man seinem Mitbewohner versichert, sich während seines Urlaubs um die Pflanzen zu kümmern
  • mögliche Probleme ansprechen, um ernsthaften Streit zu vermeiden

Apropos Streit - worüber herrschen in der Regel Unstimmigkeiten in einer WG?

Typische Streitthemen und Tipps zur Vermeidung

Die meisten Streits in Wohngemeinschaften entbrennen um das leidige Thema des Putzens, des Aufräumens und des Einkaufens. Sind hier im Vorfeld keine klaren Absprachen getroffen, kann es leicht zu Missverständnissen kommen, die dann in Streitigkeiten ausarten.

Dem kann man vorbeugen. Ein rotierender Putzplan zum Beispiel kann dann Abhilfe leisten, wenn er gemeinsam erstellt wird. So kann jeder Bewohner seine Bereitschaft, seine Vorstellungen und seine Ansprüche einbringen, und weiß rechtzeitig, was seine Pflichten sind und was von ihm erwartet wird.

Finanzen

In finanziellen Fragen verhält es sich ähnlich: wird von Anfang an klar und transparent offen gelegt, welche Beiträge jeder zu leisten hat, so werden die meisten Mitbewohner dies auch einsehen. Wird jedoch nur irgend eine beliebige Summe eingefordert, die nicht begründet oder nachgewiesen wird, so ist Streit meist bereits vorprogrammiert. Eine schriftliche Abrechnung zu bestimmten Themen jedoch kann wahre Wunder bewirken.

Lebensmittel

Unordnung in der Küche ist auch ein beliebter Streitpunkt. Eine ganz klare Regelung schafft hier Abhilfe. Zum Beispiel kann man vereinbaren, dass jeder Nutzer sein Geschirr oder seine Kochutensilien nach Gebrauch selbst spült, abtrocknet und wieder einräumt. Auch die Besitzverhältnisse von Lebensmitteln müssen geklärt sein. Darf man einfach nehmen, was man möchte, da es der Gemeinschaft gehört, oder sind Lebensmittel strikt getrennt?

Besuch

Lärmbelästigung und späte Besuche oder Dauerbesuche führen ebenfalls häufig zu Auseinandersetzungen. Jeder Bewohner sollte darauf achten, durch seinen Besuch die Mitbewohner nicht zu stören oder zu belästigen, zum Beispiel durch laute Musik oder spätes Türenschlagen. Mit etwas Rücksicht und gelegentlichem Nachfragen lässt sich hier meist Streit vermeiden.

Ordnung

Wer in einer WG wohnt, sollte möglichst wenig Spuren seines Daseins hinterlassen. Herumliegende Schuhe, Socken oder Schmutzwäsche werden schnell zum Ärgernis.

Wer sich in den Gemeinschaftsräumen ausbreitet, sollte seine Sachen nach Gebrauch auch wieder zusammenräumen. Ebenfalls sollten keine Gegenstände des gemeinsamen Gebrauchs in die eigenen Zimmer mitgenommen werden, wo sie dann für die Mitbewohner nicht mehr zugänglich sind.

Für ein harmonisches Zusammenleben kann man schon vorab sorgen - so ist es wichtig, die Mitbewohner mit Bedacht auszuwählen...

Die Wahl der Mitbewohner

Nichts ist so entscheidend für die spätere Qualität der Wohngemeinschaft wie die Wahl der Mitbewohner. Dabei gibt es zwei Grundkonstellationen: Eine als WG gedachte Wohnung wird neu vermietet, und der Vermieter sucht mehrere Personen dafür aus. Zweitens: eine bestehende WG sucht einen neuen Mitbewohner.

Wichtig ist dass man seine Mitbewohner gut auswählt
Wichtig ist dass man seine Mitbewohner gut auswählt

Es gibt Regeln

In beiden Fällen sind jedoch dieselben Punkte zu beachten. Wann, wie und warum eine Person zu einer WG passt oder nicht, dafür gibt es viele Gründe. In erster Linie sollte ein Bewerber für eine WG natürlich wissen, worauf er sich einlässt.

Erfahrene WGler sind hier im Vorteil, aber auch WG-Neulinge können sich mitunter gut in eine Gesellschaft einfügen. Klar jedoch sollte jedem Bewerber sein, dass er sich in einer WG an bestimmte Grundregeln halten muss, und in seiner Wohngestaltung möglicherweise nicht ganz so frei ist wie in einer Einzelwohnung. Dafür hat er in der WG aber auch gleich "Familienanschluss", was wiederum bei gutem Klima ein großer Vorteil sein kann.

Sinnvoll: eine vergleichbare Lebensphase

Erfahrungsgemäß funktioniert eine WG dann besonders gut, wenn die Mitglieder sich in einer vergleichbaren Lebensphase befinden. Die typische Studenten-WG ist hier ein gutes Beispiel. Studenten sind meist jüngere Personen, die abends lange aufbleiben oder auch erst spät nach Hause kommen, und dafür morgens häufig länger schlafen können.

Der Tagesrhythmus ist also ein völlig anderer als bei bereits berufstätigen Personen, die vielleicht abends früher zu Bett gehen und Ruhe schätzen, und dafür auch morgens früher aufstehen. Mit etwas Rücksicht lassen sich die gegenseitigen Bedürfnisse zwar erfüllen, idealer ist es aber, wenn die Tagesplanung der Bewohner etwas homogener stattfindet.

Eine Alters- und Geschlechtsfrage

Unabhängig vom beruflichen Umfeld ist es auch häufiger der Fall, dass sich Menschen einer vergleichbaren Altersgruppe besser verstehen. Sie haben häufig gemeinsame Themen und Anschauungen, möglicherweise sogar einen identischen Freundeskreis. Besonders gut harmonieren statistisch gesehen auch homogene Frauen- oder Männer-WGs.

Sympathie

Natürlich gibt es immer auch Ausnahmen. Bei der Neubesetzung eines offenen WG-Platzes sollten sich die Entscheider deshalb auch stark von ihren Sympathiegefühlen leiten lassen. Ist einem ein Bewerber schon auf den ersten Blick unsympathisch, so wird sich dieses Bauchgefühl im Zusammenleben vielleicht noch verstärken.

Doch nicht nur Sympathie ist ausschlaggebend, sondern auch der Lebensstil und nicht zuletzt die finanzielle Situation. Der netteste WG-Bewohner nützt nichts, wenn er seine Miete und die sonstigen anfallenden Kosten nicht bezahlen kann.

Haushaltstipps für Wohngemeinschaften

Wer alleine wohnt, der kann seinen Haushalt führen wie er möchte. Als Bewohner einer Wohngemeinschaft jedoch muss man sich mit seinen Mitbewohnern über gewisse Themen abstimmen, und auch deren Wünsche berücksichtigen. Nicht immer ist eindeutig, wer den Haushalt führt und wer die meisten oder die wenigsten Arbeiten übernimmt.

In einer klassischen WG verhält es sich so, dass die Pflichten im Haushalt gerecht unter den einzelnen Bewohnern aufgeteilt werden. Da dies nur selten in mündlichen Absprachen geklärt werden kann, wird meist ein Haushalts-, Einkaufs- oder Putzplan erstellt. In den meisten Fällen übernehmen die Bewohner dann die Aufgaben im rotierenden Wechsel, so dass jeder in gewissen Abständen jede Aufgabe wahrnimmt und niemand bevorzugt oder benachteiligt wird.

Einkaufen

Das Einkaufen zum Beispiel ist ein sensibler Punkt. Werden die Einkäufe aus einer gemeinsamen Kasse bezahlt, in die jeder gleich viel einbezahlt, so kann dies nur funktionieren, wenn auch der jeweilige Verbrauch der Bewohner ungefähr vergleichbar ist. In manchen WGs ist deshalb der gemeinsame Kühlschrank in private Abteile eingeteilt, und jeder Bewohner kauft für sich selbst ein.

Putzen

Über die Ausführung von Putzarbeiten sollte möglichst vorab gesprochen werden. Jeder Bewohner kann seine Erwartungen zum Ausdruck bringen, so dass möglichst keine Missverständnisse aufkommen können.

Sehr hilfreich ist auch die Einführung eines gemeinsamen Putztages, so dass alle Bewohner die gleiche Zeitspanne für Aufräumarbeiten verwenden, und gemeinschaftlich gearbeitet wird. Dies fördert oftmals den Zusammenhalt. Auch Mülltrennung und Müllentsorgung sollte geregelt werden.

In der Regel ist jeder Bewohner einer WG für seinen privaten Bereich selbst zuständig, so dass nur noch Gemeinschaftsräume wie Küche, Bad, Flur, Toilette und gemeinsamer Aufenthaltsraum zur Diskussion stehen. Ein guter Trick um Ärger zu vermeiden, ist es, diese Räume möglichst spartanisch zu gestalten.

Je weniger individueller Nippes herum steht, desto weniger und schneller kann auch gereinigt werden. Sinnvoll ist es auch, am Vortag der anstehenden Großreinigung die Mitbewohner noch einmal darauf hinzuweisen, persönliche Gegenstände in diesen Räumen in Sicherheit zu bringen.

Wenn jeder Mitbewohner einer WG diese Regeln akzeptiert und ein natürliches Interesse daran hat, die Wohnumgebung sauber zu halten, dann sollte die Haushaltsführung in einer WG nicht zum Streitthema werden können. Eine genaue und transparente Verteilung der Aufgaben trägt dazu bei, dass alle notwendigen und anfallenden Arbeiten erledigt werden und die Wohnräume sauber und gepflegt bleiben.