Wohngemeinschaft (WG) - Merkmale, Vor- und Nachteile sowie Voraussetzungen

Das Leben in einer Wohngemeinschaft (WG) gilt als moderne Wohnform. Besonders im Studentenalter wird diese gerne wahrgenommen, da man dadurch eine Menge Geld sparen kann und idealerweise neue Freunde findet. Doch nicht für jeden ist das Leben in einer WG das Richtige; es gibt einige Regeln, an die man sich halten muss; auch ist gegenseitige Rücksichtnahme sehr wichtig. Lesen Sie über die Vor- und Nachteile des Lebens in einer WG und informieren Sie sich über wichtige Voraussetzungen.

Von Kathrin Schramm

Die Wohngemeinschaft: Generelle Merkmale

Die Wohngemeinschaft, kurz WG, bezeichnet das freiwillige Zusammenleben mehrerer unabhängiger Personen in einer Wohnung. Räume wie Bad, Küche und gegebenenfalls das Wohnzimmer werden gemeinsam genutzt. Die Bewohner teilen sich Kaution, Miete und die übrigen Kosten zum Unterhalt der Wohnung.

Die Geschichte der Wohngemeinschaften (Kurzform: WG) ist von Wandlungen in ihrer Häufigkeit und Zusammensetzung, aber auch in ihrem Ruf geprägt. Galt sie in den 60er Jahren noch als exotisch oder revolutionär und wurde von vielen abgelehnt, so wandelte sich dieses Bild in den 70er Jahren.

Heute gehört die Wohngemeinschaft zum normalen Lebensalltag und findet sich sogar in den öffentlichen Medien als TV-Show wieder. Dennoch existiert diese Form des Zusammenlebens in den amtlichen Statistiken nicht, hier werden die einzelnen Mitglieder, aus denen sich die WGs zusammensetzen, den Einpersonenhaushalten zugerechnet.

Funktionsweise

Dies erklärt bereits die Funktionsweise einer WG: anstelle isolierter Einzelwohnungen nutzen mehrere, voneinander unabhängige Personen eine gemeinsame Wohnung, in der sie sich die allgemeinen Räume teilen. In den meisten Fällen wird eine solche Wohnwahl mit finanziellen Aspekten begründet; so leben viele Studenten in WGs zusammen, da sie sich eine eigene Wohnung noch nicht finanzieren können ("Zweck-WG").

Ein anderer Grund für das Zusammenziehen ist mit rein sozialen Aspekten zu begründen, wenn gute Freunde sich eine gemeinsame Wohnung nehmen, da sie diese Form dem Alleinleben vorziehen ("Nicht-Zweck-WG") und ihre Partner in der Wohnsituation mit denen der Freizeitgestaltung übereinstimmen. In diesen Formen sind die Schwankungen im Alter und auch in der sozialen Stellung meist flach.

Die Mietverträge mit Wohngemeinschaften können auf unterschiedliche Weise aufgesetzt werden. Entweder wird ein Hauptmieter bestimmt, der die anderen Mitglieder der WG als Untermieter einträgt oder es werden einzelne Mietverträge mit jedem WG-Bewohner abgeschlossen.

Formen

Es existieren aber auch andere Formen des Zusammenlebens, die als Wohngemeinschaft bezeichnet werden können. Darunter fällt das "Betreute Wohnen".

Hier leben Senioren, behinderte Personen oder andere, die pflegerische Betreuung benötigen, in einem Haushalt zusammen, der professionell betreut wird. Dies ermöglicht eine kompetente Versorgung mit einer zeitgleichen, möglichst großen Unabhängigkeit und Selbstständigkeit.

Das Wohnmodell kann aber auch als Senioren-WG genutzt werden. Das Wohnen mehrerer Personen aus unterschiedlichen Generationen in einem Haushalt kann im entfernten Sinn ebenfalls als WG bezeichnet werden.

Wohngemeinschaften sind auf die klassische Art und Weise in Tageszeitungen und an den Schwarzen Brettern der Universitäten ausgeschrieben. Aber auch das Internet ist sehr vorteilhaft zum Aufspüren von WGs.

Traum oder Albtraum?

Die Schule ist beendet und das Leben in den eigenen vier Wänden kann beginnen. Endlich das eigene Reich, in dem die eigenen Regeln gelten und niemand mehr über das Chaos im Zimmer schimpft.

Die Stadt ist ausgewählt und nun heißt es, eine möglichst preiswerte Wohnung finden. Da geschieht es nicht allzu selten, dass eine WG die erschwinglichste Lösung ist. Das Zusammenleben mit anderen Menschen hat seine Vor-und Nachteile.

Vorteile

Zum einen können die neuen Mitbewohner hilfreich sein, sich in der neuen Umgebung einzuleben und Kontakte zu knüpfen; man ist also nicht allein. Zu dem sparen die Mitglieder der WG Geld, denn große Wohnungen sind oft preiswerter als kleine Wohnräume.

Auch der ökonomische Fakt ist nicht zu unterschätzen, denn eine Heizung verbraucht die gleiche Menge Brennstoff, egal wie viele Menschen in der Wohnung leben. Tägliche Gebrauchsgegenstände müssen nur einmal angeschafft werden, und das spart somit Kosten für den Einzelnen. Nicht zu vergessen ist die Förderung der sozialen Kompetenzen und der Kommunikations- und Teamfähigkeit.

Wenn man Glück hat, kann man hier langjährige Freundschaften schließen und gemeinsame Spiele-, Film- oder Kochabende verbringen. Beim Lernen kann man den Mitbewohner um Hilfe bitten, und auch sonst kann man sich hier und da unterstützen.

Nachteile

Zum anderen kann die gemeinsame Wohnung eine Quelle für Konflikte sein, denn Putzen, Ordnung und Gemeinschaftssinn sind nicht eines jeden Menschen größte Tugenden. Auch die Privatsphäre ist natürlich nicht in demselben Maße gegeben wie in einer eigenen Wohnung.

Für eher chaotische bis unordentliche Menschen mag die WG nicht die richtige Wohnform darstellen. Denn damit das Zusammenleben funktionieren kann, muss man sich nunmal an Regeln halten, und das jeden Tag.

Ist man zudem abends gern für sich und hat seine Ruhe, können die lauten Mitbewohner einem durchaus einen Strich durch die Rechnung machen. Bei nur einem Badezimmer kann es morgens zudem problematisch werden, wenn man gleichzeitig aus dem Haus muss. Es gilt also zudem, diverse Absprechungen zu leisten, damit es nicht zu stressigen Situationen kommt.

4 junge Frauen auf der Couch mit Popcorn, Getränken, Chips, Zeitschrift und Fernbedienung
4 junge Frauen auf der Couch mit Popcorn, Getränken, Chips, Zeitschrift und Fernbedienung

Voraussetzungen: Was vor dem Einzug geklärt werden sollte

Der Charakter einer Wohngemeinschaft ist es, dass sie von sehr unterschiedlichen Charakteren bewohnt wird. Gerade diese Vielfalt macht ein Zusammenleben oft spannend und wird von den Beteiligten als Bereicherung empfunden.

Dennoch gibt es einige Dinge, die man nicht dem Zufall überlassen sollte, um möglichst wenig unangenehme Überraschungen zu erleben. Bevor ein neuer Mitbewohner in eine WG einzieht, sollten sich die bereits ansässigen Bewohner, und natürlich auch der neue Mitbewohner selbst, über einige grundlegende Dinge und Regeln verständigen:

Wohnraumsituation

Jeder Mitbewohner muss seinen eigenen Rückzugsort haben
Jeder Mitbewohner muss seinen eigenen Rückzugsort haben

Vor der Unterzeichnung eines Mietvertrages muss die Wohnraumsituation eindeutig geklärt werden. Dabei ist zu beachten, welche Räumlichkeiten zum Gemeinschaftsbereich, und welche zum jeweiligen Privatbereich gezählt werden. Dies wird im Mietvertrag festgehalten.

Personenzahl

Wird ein Mietvertrag mit einem neuen Mieter abgeschlossen, so sollte darin explizit festgehalten werden, welche und wieviele Personen die Mietsache mieten. Es muss von vornherein klar gestellt werden, ob der Mieter allein, zu zweit oder mit mehreren Personen in die WG einzieht.

Laufende Kosten

Transparent gemacht werden muss ebenfalls, welche laufenden Kosten auf den neuen Mieter zukommen. Dabei handelt es sich um Allgemeinkosten wie

  • Strom
  • Wasser und
  • Heizung,

aber auch um individuelle Kosten wie zum Beispiel für gemeinsame Anschaffungen von Lebensmitteln oder Putzmitteln, oder beispielsweise Kosten für eine Putzfrau.

Individuelle Pflichten

Auch dieser Punkt sollte vor dem Einzug geklärt werden: welche Pflichten hat ein neuer Mitbewohner, und was wird von ihm erwartet? Nutzt die WG zum Beispiel die Dienste einer Putzfrau, oder wird von einem neuen Mitbewohner auch erwartet, dass er sich an kleineren Renovierungsarbeiten etc. beteiligt? Wie sind die Hausmeisterdienste geregelt, und gibt es Absprachen bezüglich der Kehrwoche oder ähnlichen anfallenden Arbeiten?

Untervermietung

Im Mietvertrag sollte festgehalten werden, ob der Mieter in einer WG seine Räumlichkeiten untervermieten darf, und wenn ja, an wen. Es ist Angelegenheit des Vermieters, dies eindeutig zu dokumentieren.

Regeln des Zusammenlebens

Im Normalfall gibt es auch in einer WG eine Hausordnung, an die sich die Bewohner zu halten haben. Die Hausordnung regelt im wesentlichen die Fragen eines rücksichtsvollen Zusammenlebens.

Sie geben Ruhezeiten vor und umfassen alle Fragen, die für eine gute Wohn- und Hausgemeinschaft wichtig sind. Eine sinnvolle Hausordnung enthält Anforderungen, die von einem rücksichtsvollen Mieter automatisch eingehalten und nicht schwer zu erfüllen sind.

Mietverträge, Kosten und Aufgabenverteilung

Es ist nicht immer nur damit getan, den gemeinsamen Wohnraum zu beziehen. Schließlich müssen Einkäufe erledigt, die Wohnung und der Hausflur gereinigt sowie die Benutzung von Telefon und Internet geklärt werden.

Besonders bei den gemeinsamen Mietverträgen kann das sinnvoll sein. Damit wird ausgeschlossen, dass etwa eine Person einen Hauptteil der Kosten verursacht, für den die anderen Bewohner über die gemeinschaftliche Mietzahlung aufkommen müssen.

Doch auch bei separaten Verträgen sollten diese Fragestellungen besprochen werden. Denn schließlich will jeder Mieter nur für das bezahlen, was er selbst benutzt hat. Auch wird er nicht für Schäden haften wollen, weil etwa andere Bewohner den Gehweg im Winter nicht geräumt haben.

Ob solche Absprachen vertraglich fixiert werden sollten, kann pauschal nicht gesagt werden. Natürlich wäre das zunächst sinnvoll, um bei etwaigen Konflikten genau nachvollziehen zu können, wie die Einigung ehemals aussah. Andererseits kann eine Überregulierung von Verhaltensweisen auch ganz schnell dazu führen, dass bei einem ausufernden Regelwerk der Spaß des Zusammenwohnens stark eingeschränkt wird.

Besser ist es daher, für die Einkäufe, das Putzen und Kochen oder die Benutzung des Internets einen Haushaltsplan aufzustellen. Dieser beinhaltet die Zeiten, wann einem Bewohner hieraus Nutzen und Pflichten entstehen. Gröbere Probleme werden damit schon im Vorfeld vermieden. Sollte es dennoch dazu kommen, dass sich nicht jeder an die Vereinbarung hält, kann noch immer über weitere Maßnahmen nachgedacht werden.

Die Wahl des passenden Mitbewohners

Wichtig ist es jedoch auch, schon vor dem Einzug in die Wohngemeinschaft zu ergründen, ob dieser Umzug sinnvoll ist. Nicht immer wird man die dortigen Bewohner kennen. Allerdings können einige wenige Gespräche im Vorfeld bereits klären, ob alle beteiligten Personen überhaupt auf einer Wellenlänge liegen.

Zudem eignet sich nicht jeder Charakter für das Wohnen auf engstem Raum mit fremden Menschen. Hierbei ist vor allem die Ehrlichkeit zu sich selbst gefragt.

Wenn eine Konstellation nicht passt, dann passt sie einfach nicht. Und ehe sie zu einer Belastung für alle Mitbewohner wird, sollte sie manchmal gar nicht erst eingegangen werden.

Lesen Sie hier mehr über die wichtigsten Regeln in einer WG.