Die Merkmale und Ziele nachhaltigen Bauens

In der modernen Gesellschaft zählt Nachhaltigkeit mittlerweile zu den wichtigsten Leitbildern. Dazu gehört auch der Hausbau. Nachhaltiges Bauen lässt sich in diesem Gebiet auf mehreren Ebenen erreichen. Ziel ist, den Ressourcen- und Energieverbrauch möglichst gering zu halten. Somit spielt natürlich auch die Wiederverwertbarkeit von Bauteilen und Baustoffen eine Rolle. Lesen Sie alles Wissenswerte zur Realisierung von Nachhaltigkeit beim Hausbau.

Von Jens Hirseland

Nachhaltigkeit: eine Definition

Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der beim Bauen von Gebäuden häufig gebraucht wird. Doch was sind die Ziele und Merkmale nachhaltigen Bauens?

Der Begriff "Nachhaltigkeit" lässt sich auf viele Bereiche übertragen. Wer nachhaltig handelt, möchte

  • Ressourcen, ökonomische/ökologische Einheiten sowie materielle und immaterielle Güter schützen, vor allem, wenn diese nicht erneuerbar sind
  • einen zeitlichen Bezug geben: Nachhaltigkeit ist auf das Jetzt sowie auf die Zukunft ausgerichtet
  • den Fortbestand eines Objektes sowohl kurz- als auch langfristig sicherstellen

Somit handelt es sich um ein Handeln, welches ökonomisch und ökologisch gesehen die die Lebensbedingungen der jetzigen und zukünftigen Generationen sicherstellen möchte. Dabei dreht sich die Nachhaltigkeit um soziale und wirtschaftliche Aspekte sowie die Umwelt.

Ursprung: Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft

Seinen Ursprung hat der Begriff Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft. So verwendete man ihn bereits im frühen 18. Jahrhundert vor dem Hintergrund regional übergreifenden Holzmangels.

Den Menschen wurde schon seinerzeit die Begrenztheit von Ressourcen klar. Schließlich bildete sich infolgedessen die Forstwirtschaft, die die unkontrollierte Ausbeutung der Wälder, die bis dahin gängige Praxis war, ablöste.

Nachhaltigkeit im Gebäudebau

Wichtigstes Ziel der Nachhaltigkeit ist das Schaffen eines Gleichgewichtes zwischen der Nutzung und der Regeneration von Ressourcen.

Auch beim nachhaltigen Bauen wird Wert darauf gelegt, den Verbrauch von Ressourcen und Energie so niedrig wie möglich zu halten. Dabei finden sämtliche Lebenszyklusphasen eines Gebäudes Berücksichtigung. Als durchschnittliche Nutzungszeit eines Hauses nimmt man etwa 50 bis 100 Jahre an.

Zu den wichtigsten Faktoren, die es beim nachhaltigen Hausbau zu berücksichtigen gilt, gehören:

  • den Verbrauch von Betriebsmitteln zu senken
  • den Energiebedarf zu reduzieren
  • wiederverwertbare Bauteile und Baustoffe einzusetzen
  • hohe Transportkosten für diese Teile und Stoffe zu vermeiden
  • das risikolose Rückführen der eingesetzten Materialien in den natürlichen Kreislauf
  • das Schonen von Naturräumen
  • flächensparendes Bauen sowie
  • Möglichkeiten zur Nachnutzung.

Weitere wichtige Merkmale des nachhaltigen Bauens sind

  • die optimale Luftdichte der Gebäudehülle
  • Orientierung nach Süden
  • Verschattungsmöglichkeiten
  • eine optimale Verglasung
  • die Nutzung von zum Teil regenerativen Energien zur Erwärmung des Brauchwassers
  • die Nutzung von Regenwasser sowie
  • das Heizen mit regenerativen Energien.

Letztlich besteht das direkte Ziel des nachhaltigen Hausbaus in einem energieeffizienten Wohnen mit gesunden Baustoffen und moderner Technik.

Wiederverwertbare Baustoffe für nachhaltiges Bauen
Wiederverwertbare Baustoffe für nachhaltiges Bauen

Damit sich die Anforderungen an ein nachhaltiges Gebäude auch umsetzen lassen, nimmt man eine Einteilung in drei Kategorien vor.

1. Ökonomische Bewertung

Bei der ökonomischen Bewertung werden nicht nur die Errichtungs- und Anschaffungskosten berücksichtigt, sondern auch die Folgekosten des Baus. So können sich die Baufolgekosten negativ auf die Lebenszykluskosten auswirken.

Dazu gehören vor allem hohe Instandhaltungskosten sowie Kosten für

Auch die Rückbaukosten werden bei der ökonomischen Bewertung bedacht.

2. Ökologische Bewertung

Zur ökologischen Bewertung zählen die Schonung von Ressourcen sowie der effiziente Einsatz von Baumaterialien. Wichtig dabei ist, die Belastung der Umwelt zu reduzieren sowie den Verbrauch von Strom, Wasser und Heizung zu senken. Auch der Primärenergieaufwand, das Treibhauspotenzial sowie die Flächeninanspruchnahme des Hauses finden bei der ökologischen Bewertung Berücksichtigung.

3. Soziokulturelle Bewertung

Schließlich spielt auch der soziokulturelle Aspekt eine wichtige Rolle. Bewertet werden dabei neben den gestalterischen und ästhetischen Faktoren auch der Gesundheitsschutz sowie die Behaglichkeit. Zu letzterer zählen u.a.

  • die Beleuchtung
  • der Schallschutz und
  • die Raumtemperatur.
Auch ästhetische Kriterien zur Bewertung
Auch ästhetische Kriterien zur Bewertung

Ein nachhaltiges Zuhause: beeinflussende Faktoren

Ob und wann ein Haus als nachhaltig angesehen werden kann, hängt von vielen Faktoren ab. So steht beim Hausbau zunächst einmal der Verbrauch vieler Ressourcen auf dem Plan.

Zudem lassen sich die Vorzüge der Verwendung von umweltschonenden Materialien erst nach ein paar Jahren aufzeigen. Zwar werden sie von Beginn an eingesetzt, doch allein schon der Transport zur Baustelle ist mit Einwirkungen auf die Umwelt verbunden.

Hinzu kommt die Standortwahl - ob dieser als umweltfreundlich bezeichnet werden kann, hängt nicht unbedingt davon ab, ob es sich um eine Lage in der Stadt oder auf dem Land handelt. Entscheidend sind die räumlichen Gegebenheiten, die eine Nutzung von erneuerbaren Energien wie Wind oder Sonne möglich machen, oder eben nicht. Im letzteren Fall wären beispielsweise zu hohe Gebäude oder eine dicht bebaute Stadt.

Bei der Materialauswahl sind Herkunft und Produktion von großer Bedeutung. Wichtig ist, dass es sich um lange verfügbare, nachwachsende und recycelbare Stoffe handelt.

Zwecks Messung der Umweltauswirkkungen der jeweiligen Materialien kann man sich an die Umweltproduktdeklarationen halten. In diesem Zusammenhang geht es etwa um den Verbrauch an grauer Energie, die Ressourceneffizienz oder den Treibhauseffekt.

Bei der Nutzung von Bauteilen ist zudem auch auf die Reinigung, Wartund und Pflege zu achten. Ebenso hat der Lebenszyklus des Stoffes Einfluss auf die Nachhaltigkeit. Zu empfehlen sind daher Baustoffe mit ähnlicher Lebensdauer.