Rund ums Streichen - Grundlagen, Vorbereitung und Tipps zur Farbwahl

Eine schöne Farbe ist sehr wichtig für ein angenehmes Wohngefühl. Mit etwas Phantasie und der richtigen Ausrüstung kann ein jeder durch Anstreichen aus seinen eigenen vier Wänden eine Wohlfühloase entstehen lassen. Es gibt allerdings ein paar Punkte, auf die man achten sollte, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erhalten. Informieren Sie sich über die Grundlagen des Streichens.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Die Grundlagen des Streichens

Wer noch nie zuvor eine Wand gestrichen hat, sollte sich vorab ein bisschen in die Materie einlesen. Mit den verschiedensten Wandtechniken und einer großen Vielfalt an Farben kann jeder Raum den individuellen Wünschen entsprechend gestrichen werden.

Längst gehört ein langweiliges Weiß der Vergangenheit an; viele Heimwerker entscheiden sich für Wandtechniken, Strukturen und farbige Abwechslungen. Ob einfarbig oder gemustert - für ein gutes Ergebnis kommt es in erster Linie auf das richtige Material sowie die richtige Technik an.

Der richtige Farbton

Um einen Raum zu gestalten, muss man sich zu aller erst für eine Farbe entscheiden, von der alle weiteren Schritte abhängig sind. Warme Farben wie die Erdtöne wirken gemütlich, beruhigend und kreativ, wohingegen kalte Farben wie die Blautöne eher klar, sachlich und erfrischend wirken. Abhängig vom Zweck, der Form und der Lage des Raums, wird entschieden, in welchen Tönen er am besten erstrahlt. Bei der Farbgestaltung gilt - weniger ist mehr.

Fensterlose oder schlecht beleuchtete Räume können keine dunklen Farben gebrauchen, sonst wirken sie finster und klein. Ansonsten gilt es im Wohn-, Schlaf- und Arbeitsraum warme und erdige Farben zu verwenden, da diese einladend und gemütlich wirken. In Küche und Bad wiederum entscheidet man sich lieber für kalte Töne um Funktionalität und Reinheit zu vermitteln.

Wände sollten in maximal drei sich ähnelnden Tönen gestrichen werden und auch die Möbel, Bodenbeläge und Dekorationen sollten sich an diesen Farben orientieren. Eine Mischung aus hellen und dunklen Farben stellt oft einen Kontrast her, der dem Wohnraum eine sehr angenehme Atmosphäre vermittelt.

Den richtigen Farbton zu finden ist nicht immer einfach
Den richtigen Farbton zu finden ist nicht immer einfach

Neben dem Farbton spielt auch die Art der Farbe eine wichtige Rolle - auf diesen Punkt gehen wir im weiteren Verlauf des Artikels genauer ein.

Streichtechniken

Neben der Farbwahl entscheidet auch die Technik des Streichens über das optische Resultat. So kann man anhand verschiedener Hilfsmittel auch eine Vielzahl von Effekten auf die eigenen vier Wände zaubern. Durch

  • Spachtel
  • Schwamm
  • Pinsel

und viele andere Materialien lassen sich schöne Ornamente und lebendige Strukturen an die Wände bringen. So erreicht man durch das unregelmäßige Tupfen von hellerer Farbe auf einen ähnlichen aber dunkleren Ton eine mediterrane Optik. Nimmt man andererseits einen dicken, hartborstigen Pinsel, taucht ihn in verschiedenste Farben und spritzt diese dann an die zu verschönernde Wand, erhält man die so genannte Fleckentechnik.

Diese und viele weitere Techniken ermöglichen es die Wände in einem eigenen Stil zu gestalten. Man sollte aber unbedingt darauf achten, dass nicht zu viele Farben die Raumoptik überladen. Informieren Sie sich hier genauer über die unterschiedlichen Streichtechniken.

Man muss sich für eine Streichtechnik entscheiden
Man muss sich für eine Streichtechnik entscheiden

Reihenfolge und Streichrichtung

Auch beim Streichen selbst sollten einige Dinge auf jeden Fall beachtet werden. Man beginnt am besten an den Kanten zwischen den Wänden und der Decke. Hierfür eignet sich ein schmaler Pinsel.

Generell ist es empfehlenswert, vom Fenster aus anzufangen. In kleinen Ecken, um die Fußleisten und Heizkörper herum sollte man mit einem möglichst kleinen Pinsel arbeiten. Die Fußleisten sollten mit Lackfarbe, die Heizkörper mit speziell dafür vorgesehener Farbe gestrichen werden.

Anschließend kann die Decke mit Hilfe einer Teleskopstange gestrichen werden. Damit nicht zu viel Farbe aufgetragen wird, sollte die Rolle immer nur zur Hälfte in die Farbe eingetaucht und anschließend über dem Abstreifgitter von überschüssiger Farbe befreit werden.

Die Rolle sollten niemals am Rand, sondern stets mittig angesetzt werden. Wenn man zum Streichen der Decke eine Leiter benutzt, sollte unbedingt auf einen sicheren Standt geachtet werden.

Erst zuletzt werden die Wandflächen gestrichen, denn beim Streichen der Decke sind Farbspritzer an den Wänden kaum zu vermeiden. Hierbei sollten die einzelnen Bahnen nass in nass gestrichen werden, um eine Streifenbildung zu vermeiden. Damit die Bahnen nicht zu schnell trocknen, empfiehlt es sich, Zugluft und eine zu hohe Raumtemperatur zu vermeiden.

In Sachen Streichrichtung gilt: man streicht erst in Längsrichtung, anschließend quer und zum Schluss noch einmal in Längsrichtung; dabei ist auf eine gerade Überlappung zu achten. Auf diese Weise kann eine gleichmäßige Verteilung der Farbe sichergestellt werden.

Die Reinigung der Werkzeuge ist auch sehr wichtig
Die Reinigung der Werkzeuge ist auch sehr wichtig

Reinigung der Werkzeuge

Ist die eigentliche Arbeit getan, sollte auf jeden Fall das Werkzeug unter fließend warmem Wasser gründlich ausgewaschen werden. Soll am nächsten Tag mit der gleichen Farbe weitergestrichen werden, reicht ein Einwickeln der Rollen und Pinsel in Alufolie.

Farbwahl: Welche Farbe für welche Wand?

Nicht jede Wandfarbe ist für jede Wand geeignet. Vor dem Farbkauf sollte man sich daher informieren, welche Farben für die zu streichenden Flächen in Frage kommen. Hier spielen zum Beispiel das Material des Untergrundes oder die Nutzung des Raumes eine Rolle.

Die typische handelsübliche Wandfarbe wird als Dispersionsfarbe bezeichnet. Sie hat die Vorteile, dass sie auf fast allen Untergründen aufgetragen werden kann, gut zu verarbeiten und zu färben ist sowie kostengünstig in jedem Baumarkt erworben werden kann.

Zudem lässt diese Art von Wandfarbe sich immer wieder überstreichen, ohne dass die alte Schicht entfernt werden muss. Als Bindemittel für Dispersionsfarben werden Kunstharze oder aber auch Naturharze verwendet. Letztere sind baubiologisch empfehlenswerter.

Waschfeste und wischfeste Dispersionsfarben

Für den Wohnbereich empfiehlt es sich, auf waschfeste Dispersionsfarbe zurückzugreifen. Im Gegensatz zu einer nur wischfesten Farbe reicht hier meist ein Anstrich.

Vor allem auf Rauhfaser und Strukturtapeten hat eine waschfeste Dispersion eine hohe Deckkraft und kann gut verarbeitet werden. Für Keller oder Garagen genügt oft ein Anstrich mit wischfester Dispersionsfarbe. Diese ist kostengünstiger, weist aber eine geringere Deckkraft auf.

Die richtige Farbqualität und Farbe wählen
Die richtige Farbqualität und Farbe wählen

Leimfarbe

Eine Alternative zu Dispersionsfarbe ist Leimfarbe. Da diese allerdings immer wasserlösliche Bindemittel enthält, kann sie nur in Räumen verwendet werden, die nicht feucht werden.

Für Bäder oder Küchen ist Leimfarbe daher ungeeignet. Es sollte darauf geachtet werden, dass Leimfarbe nur auf Untergründe aufgetragen wird, die nichtsaugend sowie staub- und sandfrei sind. Kalk- und Gipsputzwände sind als Untergrund geeignet, während bei Lehmputz oder Beton eher auf eine andere Farbe zurückgegriffen werden sollte.

Kalkfarbe

Wer helle Farbtöne bevorzugt, kann seine Wände mit einem preiswerten Kalkanstrich verschönern. Kalkfarbe wirkt desinfizierend und beugt Schimmel vor. Sie ist daher vor allem auch für feuchte Räume geeignet.

Als Untergründe eignen sich die verschiedensten Arten von Putz. Gipswände und Rauhfaser sollten dagegen mit anderen Farben gestrichen werden.

Latexfarbe

Strapazierfähig, scheuerbeständig und abwaschbar ist Latexfarbe, da diese über einen höheren Bindemittelanteil verfügt. Latexfarbe ist daher insbesondere in stark beanspruchten Räumen wie

eine sinnvolle Alternative zu anderen Wandanstrichen.

Wie in vielen anderen Bereichen, zeigt sich auch beim Thema Wandfarbe das Bedürfnis, auf Bioprodukte zurück zu greifen...

Hochwertige Biofarben erkennen und richtig anwenden

Mit Biofarben anstreichen ist nicht nur ein kostenaufwändiger Trend, sondern umweltschonend und gesundheitsförderlich. Bio steht in jeder Hinsicht für Natürlichkeit - von den Rohstoffen bis hin zum Verarbeitungsvorgang selbst.

Bio in vielen Lebens- und Alltagsbereichen

Die Worttrennung "bio" ist im weitesten Sinne ein Ausdruck von allem, was natürlich ist, was in einem direkten Zusammenhang mit der Natur steht. Damit wird im Umkehrschluss alles andere ausgeklammert, weil es unnatürlich, also künstlich ist.

Biofarben wurden in früheren Jahrzehnten als natürliche Farben, als Naturfarben bezeichnet. Die Bezeichnungen "Natur-" oder "Biofarben" sind unter anderem auch deswegen nicht gesetzlich geschützt, weil die Natur als solche allübergreifend ist.

Bio wird in vielen Lebens- und Alltagsbereichen verwendet. Immer und überall sollen damit eine Naturverbundenheit sowie die daraus resultierende Distanzierung von einer Beeinflussung durch chemische oder künstliche Substanzen ausgedrückt werden.

Biofarben

Bei Biofarben ist das auch und in besonderem Maße der Fall. Der Zimmeranstrich an Decke und Wänden hat maßgeblichen Einfluss auf das tägliche, man könnte sagen stündliche Wohlbefinden des Bewohners.

Der lebt, schläft und atmet in diesem Raum, buchstäblich 24h täglich. Die Einwirkung des Farbanstrichs reicht von einer wohltuend-angenehmen Atmosphäre bis hin zu chronischen Kopfschmerzen oder allergischen Reaktionen wie Husten und Schnupfen.

Biofarben erkennen

Hochwertige Biofarben lassen sich auf Anhieb an einigen wenigen, aber prägnanten Merkmalen erkennen. Sind sie nicht erkennbar und die Farben trotzdem mit dem Zusatz "Bio" versehen, sollte das misstrauisch, zumindest aber stutzig oder nachdenklich machen.

Sie sind aus naturbelassenen, also aus unverändert-natürlichen Rohstoffen hergestellt. Um das zu dokumentieren, werden die Inhaltsstoffe der Biofarben volldeklariert. Der Endverbraucher wird auf dem Behälter oder auf der Verpackung umfänglich informiert.

Giftfreie Biofarben

Biofarben sind giftfrei. Das wird in diesem Sinne so definiert, dass die Gesundheit nicht gefährdet wird, und dass sich das Farbprodukt in den ökologischen Kreislauf integrieren lässt, bis hin zur Entsorgung. Das ist in beiderlei Hinsicht sehr weit gefasst und setzt insofern eine wirkliche Giftfreiheit voraus.

Gift vergiftet im wahrsten Sinne des Wortes, es schädigt Organismus und Gesundheit. Gift muss nicht immer tödlich sein, gesundheitsbeeinträchtigend ist es allemal.

Biologische Verarbeitung

Zu den originären Biofarben gehört auch die dementsprechend biologische Verarbeitung. Hier bietet sich ein Vergleich mit der Biowolle an. Es nützt wenig, dass die Herkunft der Wolle biologisch nachweisbar ist, wenn ihre Verarbeitung nicht ebenfalls rein biologisch erfolgt.

Auch bei den Biofarben muss die gesamte Rohstoff- und Produktionskette biologisch sein. Um das zu erkennen, ist eine Volldeklaration unerlässlich.

Hilfreich ist es, sich zu den ausgewählten Biofarben die Website des Herstellers beziehungsweise Vertreibers anzusehen. Wenn diese Verbindung zwischen umfassender Information einerseits und Volldeklaration andererseits herstellbar ist, dann können die Biofarben bedenkenlos verwendet werden. Dass sie teurer als andere Farbprodukte sind, wird goutiert und liegt auch an dem Unausgewogenheit zwischen Angebot und Nachfrage.

Biofarben verwenden
Biofarbe richtig anwenden
Biofarbe richtig anwenden

Bei der Anwendung von Biofarben muss berücksichtigt werden, dass ihre Farbgebung und Farbtönung anders, sprich schwächer sind als bei synthetischen Farben. Das gilt auch für eine direkte Lichteinwirkung auf Biofarben. Sowohl für Innen- als auch für Außenanstriche gilt der Grundsatz, für größere Flächen kräftigere, für kleinere Räume oder Wände eher pastellene Farben zu verwenden.

Bei der Benutzung von Biofarben muss der Hand- beziehungsweise Heimwerker deutlich mehr Zeit und Geduld haben. Das Eindringen und Einwirken der Biofarben in die aufgetragene Fläche dauert sichtbar länger als bei lösungshaltigen Farben und Lacken. Ein Mischen von Farbtönen ist eingeschränkter möglich als bei den synthetischen RAL-Farben.

Natural Color System (NCS)

Für Biofarben gilt das Natural Color System, kurz NCS. Daran lässt sich mit einem Blick auf die Produktbeschreibungen erkennen, ob es sich wirklich um Biofarben handelt.

Gerade weil es keine einheitlichen Standards für Biofarben gibt, ist ein kritischer Blick auf die Volldeklaration unerlässlich. Daraus ist dann auch ersichtlich, wie hoch beispielsweise der Anteil von Pflanzen und Ölen an der Farbe ist, sein sollte oder nach den ganz persönlichen Vorstellungen sein muss.

Die richtige Vorbereitung

Die Arbeit beginnt nicht erst mit dem Streichen selbst - von Bedeutung sind zunächst erstmal die Vorarbeiten. Denn nur ein trockener und sauberer Untergrund garantiert eine bestmögliche Haftung und eine gleichmäßige Verteilung der Farbe. Ferner sollten vor jedem großflächigen Anstrich die Fenster- und Türrahmen, die Heizkörper und der Fußboden vor Farbspritzern geschützt werden.

Farbe umrühren und mischen

Bevor man die Farbe an der Wand aufträgt, sollte sie mit einem Rührholz gut umgerührt werden. Je nach Farbton und Alter der Farbe bilden sich ansonsten unterschiedliche Farbschichten, die ein unschönes Ergebnis zur Folge haben werden.

Eventuell ist es auch nötig, zwei Farben zu mischen, um den gewünschten Farbton zu erhalten. Wie Sie dabei am besten vorgehen, erfahren Sie hier.

Wände vorbereiten

Auf was bei der Vorbereitung der Wände geachtet werden muss, ist abhängig davon, ob direkt auf dem Putz oder aber auf Rauhfaser gestrichen werden soll. Putz sollte auf jeden Fall auf lose Stellen abgeklopft, eventuell nachgebessert und anschließend mit einem Handfeger vom Staub befreit werden.

Damit der Putz nicht die Feuchtigkeit aus der aufgetragenen Farbe saugt, was durchaus zu einer ungleichmäßigen Farbdeckung und -verteilung führen kann, sollte eine verputzte Wand vor dem Anstrich mit klarem Tiefengrund behandelt werden. Gleiches gilt für Gipswände. Bei Rauhfaser ist lediglich darauf zu achten, dass der Kleister komplett getrocknet ist.

Abkleben & Co.

Nun gilt es, den Rest der Wohnung vor Farbspritzern zu schützen. Mit Kreppband können

  • Fenster- und Türrahmen
  • Fußbodenleisten und
  • Fensterbänke

abgeklebt werden. Um einen sauberen Farbwechsel zur Decke zu erreichen, kann auch hier ein horizontaler Streifen Kreppband angebracht werden. Der Fußboden kann mit Folien oder Malervlies geschützt werden.

Es sollte darauf geachtet werden, dass Folie oder Vlies immer bis ganz an die Sockelleisten oder die Wand gelegt und dort rutschfest angeklebt werden. Selbstverständlich sollte es sein, beim Streichen auf alte Kleidung zurückzugreifen, da mit Farbklecksen beschmutzte Kleidung nicht mehr sauber zu bekommen ist.

Alle benötigten Utensilien sollten im Vorfeld besorgt werden
Alle benötigten Utensilien sollten im Vorfeld besorgt werden

Utensilien

Spätestens jetzt sollten auch Farbe und Werkzeug besorgt werden. Zu den wichtigsten Hilfsmitteln beim Streichen gehören

  • Rollen in verschiedenen Breiten
  • schmale Pinsel für Ecken und Kanten
  • ein Abtropfgitter sowie
  • eine Teleskopstange für die Rollen oder alternativ eine kleine Leiter oder ein ausrangierter Stuhl, um auch den oberen Bereich der Wände erreichen zu können.

Timing und Temperatur

Letztlich ist es sinnvoll, die Malerarbeiten frühzeitig zu beginnen, um sie noch vor Sonnenuntergang beenden zu können. Ist man nämlich auf künstliches Licht angewiesen, kann schnell etwas übersehen werden oder der Anstrich wirkt ungleichmäßig.

Auch spielt die Raumtemperatur eine Rolle. Diese sollte normal (Zimmertemperatur) ausfallen; andererseits riskiert man eine ungleichmäßige Oberfläche.