Gestapo-Spitzel bei den Wiener Philharmonikern

Von Max Staender
11. März 2013

Der Trompeter Ernst Wobisch war als früherer Nazi jahrelang der Geschäftsführer der Wiener Philharmoniker, wie die Untersuchung einer Historikerkommission jetzt ergab. Während das Mitglied der NSDAP anfangs als Gestapo-Spitzel arbeitete, wurde Wobisch schließlich Mitglied der SS und erst im Jahre 1945 aus dem Orchester ausgeschlossen. Von 1954 bis 1968 wurde er dennoch erneut zum Geschäftsführer gewählt und übergab im Jahre 1966 dem einstigen NS-Statthalter in Wien, Baldur von Schirach, eine Nachfertigung des Ehrenrings der Wiener Philharmoniker.

Laut den Untersuchungen waren 1942 insgesamt 60 von 123 Musikern ein Mitglied der NSDAP, während der Durchschnitt in der Bevölkerung bei gerade mal 10 Prozent lag. Die Geschichtswissenschaftler kritisierten bei der Vorstellung ihrer Arbeit, dass eine Entnazifizierung des weltbekannten Orchesters nie durchgeführt wurde.