Unterschiedliche Orchester-Arten im Überblick

Viele Menschen haben schon entzückt einem Orchester gelauscht und das harmonische Klangerlebnis genossen. Das Wort "Orchester" kommt aus der griechischen Sprache und bedeutet so viel wie "halbrunder Tanzplatz". Man teilt Orchester in der Klassik in Sinfonie- und Kammerorchester ein. Erwähnenswert ist des Weiteren das Filmorchester. Lesen Sie, welche unterschiedlichen Orchester-Arten es gibt, und wodurch sie sich auszeichnen.

Von Claudia Rappold

Dieser halbrunde Tanzplatz lag bei einem griechischen Theater vor der Bühne, auf welcher der Chor tanzte. Im heutigen Sinne handelt es sich bei einem Orchester um ein Ensemble aus mehreren verschiedenen oder auch gleichen Musikinstrumenten.

Generelle Merkmale eines Orchesters

In der klassischen Musik wird ein Orchester auch in Sinfonie- und Kammerorchester eingeteilt. Ein Sinfonieorchester ist groß und die einzelnen Stimmen sind öfters besetzt. Ein Kammerorchester ist wesentlich kleiner und die meisten Stimmen sind nur einfach besetzt.

Zudem sind Orchester mit Musikinstrumenten aus lediglich einer Gattung typisch. So gibt es beispielsweise Blas-, Streich- oder Zupforchester.

Auch in der Unterhaltungs- und Tanzmusik findet man Orchester. Diese kennt man als Swing- oder Jazzorchester, auch Bigband genannt.

So genannte Filmorchester kennt man hauptsächlich aus der Zeit des Stummfilms. Sie sollten das Geschehen musikalisch untermalen. Allerdings gibt es heutzutage kaum noch reine Filmorchester.

Die Anordnung eines Orchesters

Die Anordnung eines Orchesters unterliegt strengen Regeln. Man kennt hauptsächlich die deutsche und die amerikanische Anordnung.

Das bedeutet, dass in einem Orchester, wo immer es spielt, die Instrumente gleich angeordnet sind. Das garantiert ein gleichbleibendes Musikerleben und dient dem Dirigenten zur leichteren Orientierung.

Viele Orchester sind Freizeitorchester und die Musiker treten unentgeltlich auf. Bei den meisten Orchestern spielen die Musiker jedoch als Berufsmusiker.

Hierarchie

Die musikalische Leitung führt der Dirigent aus. Es herrscht eine regelrechte Hierarchie, der nächste Rang obliegt dem Stimmführer der ersten Violinen. Man nennt ihn auch Konzertmeister.

Auch innerhalb der verschiedenen Instrumentengruppen herrscht eine Rangordnung. Nur dadurch ist es möglich, dass alle Instrumente synchron spielen. Die Aufstellung ist entscheidend und auch in den unterschiedlichen Instrumentengruppen gibt es Stimmführer.

Unterschiedliche Träger

Es gibt unterschiedliche Träger. Rundfunkstationen haben beispielsweise eigenen Orchester, die dann zu Galaveranstaltungen auftreten. Aber auch Städte können für ihre Kammerspiele und Opernhäuser Orchester unterhalten.

Von der Probe bis zur Aufführung

Die Orchester müssen regelmäßig proben. Diese Proben finden nicht immer ganzheitlich statt (Tuttiproben); wenn zum Beispiel ein neues Werk einstudiert wird, gibt es zunächst vermehrt Einzelproben. Die unterschiedlichen Instrumentalgruppen studieren das Stück ein und treffen sich später als ganzes Orchester.

Dann erst - durch das Zusammenspiel - entsteht das einmalige Klangerlebnis. Bei der musikalischen Darbietung kann der Zuhörer nicht ermessen, wie viel Arbeit und Zeit dahinter steckt.

Ein Orchester bezaubert durch sein harmonisches und synchrones Miteinander verschiedener Instrumente. Die Anordnung der Instrumente ist auch von den akustischen Verhältnissen des Raumes abhängig.

Im Folgenden gehen wir etwas genauer auf die verschiedenen Orchesterarten ein.

Das Sinfonieorchester

Ein Sinfonieorchester ist ein sehr großes Orchester, dessen Stimmen mehrfach besetzt sind. Es unterliegt einer bestimmten Aufstellung und hat verschiedene Instrumentengruppen.

Die Anordnung der Instrumente

Man kennt bei der Aufstellung der Instrumente die deutsche und die amerikanische Anordnung - meistens wird heutzutage die amerikanische Anordnung gewählt. Die beiden Anordnungen unterscheiden sich in der Sitzordnung der Streicher, was sich entsprechend auf die Klangbalance auswirkt bzw. ausgewirkt hat - die deutsche Anordnung erschwert das Zusammenspiel zwischen den ersten und zweiten Geigen.

  • Deutsche Anordnung: Erste und zweite Geigen sitzen sich gegenüber; neben den zweiten Geigen sitzen die Bratschen. Die Celli befinden sich in der Mitte, die Kontrabässe hinter den ersten Geigen.

  • Amerikanische Anordnung: Erste und zweite Geigen sitzen nebeneinander; die anderen Streichinstrumente folgen von links nach rechts.

Das Fagott zählt zu den Holzblasinstrumenten
Das Fagott zählt zu den Holzblasinstrumenten

Ein Sinfonieorchester besteht aus den Holzbläsern mit

  • Flöten (mit Piccolo Flöte)
  • Oboen (mit Englischhorn)
  • Klarinetten (mit Bassklarinette) und
  • Fagotten (mit Kontrafagott).
Auch die Querflöte ist ein Holzblasinstrument
Auch die Querflöte ist ein Holzblasinstrument

Dann kommen die Blechbläser mit

  • Hörnern
  • Trompeten
  • Posaunen (mit Bassposaune) und
  • Tuba.
Die Blechblasinstrumente als Teil des Sinfonieorchesters
Die Blechblasinstrumente als Teil des Sinfonieorchesters

Gefolgt von den Schlaginstrumenten mit

  • Pauken
  • Trommeln
  • Becken
  • Triangel und
  • Glockenspiel.
Die Harfe ist ein Zupfinstrument
Die Harfe ist ein Zupfinstrument

Zu den Zupfinstrumenten gehört normalerweise die Harfe. Dann kommen die Streichinstrumente mit

  • den 1. Violinen (Geigen)
  • 2. Violinen
  • Violen (Bratschen)
  • Violoncelli sowie
  • den Kontrabässen.

Die Streichinstrumente bilden das Zentrum des Orchestergeschehens. Im Gegensatz zu den anderen Instrumentalisten teilen sich hier jeweils zwei Musiker ein Notenpult.

Die Streichinstrumente bilden das Zentrum des Orchestergeschehens
Die Streichinstrumente bilden das Zentrum des Orchestergeschehens

Unter Umständen können auch weitere Instrumente dazukommen wie beispielsweise

  • ein Klavier
  • eine Orgel
  • epochen- und werkspezifische Instrumente wie beispielsweise ein Cembalo
  • Zupfinstrumente aus Jazz. Folklore oder Pop
  • Harmonikainstrumente aus der Folklore
  • elektronische Instrumente

Merkmale einer Sinfonie

Eine Sinfonie ist ein Orchesterstück, das in der Regel aus vier abgeschlossenen Sätzen besteht:

  • schneller Satz
  • langsamer Satz
  • Tonsatz und
  • erneut schneller Satz.

Joseph Hayden entwickelte die Sinfonie. Sie gab dem Sinfonieorchester ihren Namen. Oft hört man aber auch Philharmoniker, philharmonisches Orchester oder Sinfoniker. Bekannte Beispiele sind die Berliner Symphoniker oder die Berliner Philharmoniker.

Ein Sinfonieorchester kann unterschiedliche Größen haben. Sie reicht von einem kleinen Orchester mit 30 Mitgliedern bis zu einem Orchester mit über 100 Instrumenten. Es gibt private und öffentlich finanzierte Orchester. Natürlich findet man auch noch Amateurorchester und Jugendsinfonieorchester.

Das Kammerorchester

Kammerorchester sind nicht nur später entstanden als Sinfonieorchester, sie unterscheiden sich auch wesentlich in der Größe, denn sie sind viel kleiner und ursprünglich auf einen privaten Rahmen beschränkt.

Ein Kammerorchester kann nur aus einem Streichensemble bestehen. Bei Bedarf werden dann Bläser oder andere Instrumente dazu geholt.

Ursprünglich spielte die wirtschaftliche Situation eine entscheidende Rolle, denn die kleineren Kammerorchester waren leichter zu unterhalten. Daneben eigneten sie sich besser für die zeitgenössische Musik.

Entstehung

Die Kammerorchester entstanden zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Auch der Publikumsgeschmack änderte sich und die Kammerorchester konnten diesen besser bedienen.

In den Jahren 1950 und 1970 gab es einen prägnanten Wandel: Es entstanden Spezialisten-Ensembles und andere Formationen mit wechselnden Besetzungen. Das konnte vom solistischen Trio bis zum Kammerorchester mit Bläsern reichen.

Oft traten die Kammerorchester auch ohne Dirigent auf und unterschieden sich dadurch maßgeblich zum Sinfonieorchester. Außerdem gab es keine Hierarchie oder vorgegebene Aufstellung.

Das Filmorchester

Bei einem Filmorchester ist man versucht zu glauben, dass es sich um ein Orchester handelt, welches Filmmusik hervorbringt. Aber Filmorchester gab es hauptsächlich zur Zeit des Stummfilms.

Sie sollten die Handlung des Films musikalisch unterstreichen und oft auch den störenden Ton des Filmprojektors übertönen. In den 1920er Jahren waren viele Musiker in solchen Orchestern beschäftigt. Zur Aufführung kamen unterschiedliche Kompositionen und Potpourris.

Dann kam der Tonfilm und machte diese speziellen Orchester überflüssig. Später hatten die Filmstudios ihre eigenen Orchester.

Diese professionellen Orchester spielten die Musik der Filmkomponisten ein. Mit Einzug der Popmusik in der Filmlandschaft verloren die Orchester an Bedeutung.

  • Wieland Ulrichs und Gunter Sokolowsky Orchester-Ratgeber für Einsteiger, Peer Musikverlag GmbH, 2006, ISBN 3930629097
  • Christoph Richter Wie ein Orchester funktioniert, Nicolai, 2007, ISBN 3894793562

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