Berufsbild des Musikproduzenten - Ausbildung und Tätigkeitsgebiete

Der Musikproduzent leitet die Aufnahme von Musik in einem Tonstudio. Umgangssprachlich hat er als Verantwortlicher das Ergebnis produziert. Einer der bekannten deutschen Musikproduzenten ist Dieter Bohlen. Er produziert nicht nur Musik, sondern ist selbst Musiker und Liederschreiber. Musikproduzenten gelten als Allrounder. Sie beherrschen und koordinieren die Bereiche Plattenlabel, Tonstudio und Produktion. Erhalten Sie spannende Einsichten in die Ausbildung sowie den Beruf des Musikproduzenten.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Jeder kennt Musik, und dennoch ist es nicht einfach, Musik zu definieren. Sie ist der akustische Mix aus Gesang und Instrumenten, den der Mensch gerne hört, was ihn temporär oder dauerhaft begeistert.

Das klingt sperrig und ist im Alltag doch einfach. Das lateinische producere, zu Deutsch hervorbringen, ist da schon deutlich treffender.

Musik wird nicht wie eine Ware produziert, also hergestellt, sondern sie wird kreiert, schöpferisch hervorgebracht. Der Musikproduzent sorgt mit seinem Knowhow und den technischen Einrichtungen des Tonstudios dafür, dass das Ergebnis, also der Song oder die Musik, auf dem Tonträger produziert wird.

Die ersten Tonstudios

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in den USA die ersten Tonstudios eingerichtet. Sie mussten personell besetzt und geleitet werden. Die US-amerikanische Firma Radio Corporation of America mit Sitz in New York vertrieb als erste Firma Musik unter dem Label RCA Records für die Richtungen Country, Pop und Rock.

Ende der 1980er Jahre wurde die Firma RCA über ihre ehemalige Gründerfirma General Electric Company mit Sitz in Fairfield im US-Bundesstaat Connecticut an den deutschen Medienkonzern Bertelsmann AG in Gütersloh verkauft.

Musikproduzent: ein breitgefächertes Arbeitsumfeld

Seit einigen Jahrzehnten bis in die heutige Zeit hinein ist der Musikproduzent ein Allrounder. Er muss die drei Arbeitsbereiche

  • Plattenlabel als eigenständige Abteilung der Plattenfirma, also des Tonträgerunternehmens
  • Tonstudio und
  • Produktion

sowohl beherrschen als auch koordinieren. Er hat die Funktion eines Mittlers und zeichnet gleichzeitig für das Endergebnis verantwortlich.

Es beginnt mit der künstlerischen Darbietung, also mit dem Vortragen der Musik, des Songs. Dem schließt sich die Tontechnik an.

Anschließend folgt die kommerzielle Nutzung des Ergebnisses von Kunst und Tontechnik. Der Musikproduzent ist von Beginn an involviert und, je nach Art und Umfang der Rechte an und mit der produzierten Musik, auch stark daran interessiert.

Der Musikliebhaber bekommt das Ergebnis zu hören und entscheidet durch den Kauf der Tonträger über den wirtschaftlichen Erfolg. Ihm ist als Laien kaum bewusst, welches Knowhow, wie viel Arbeit und Zeit im Tonstudio dahinterstehen, bis das Ergebnis buchstäblich zu ihm auf den Markt kommt.

Die Aufnahmen im Tonstudio als wichtiger Arbeitsbereich eines Musikproduzenten
Die Aufnahmen im Tonstudio als wichtiger Arbeitsbereich eines Musikproduzenten

Weiterbildungsmöglichkeiten

Musikproduzenten sind in vielen Fällen reine Autodidakten. Sie sind selbst Musiker oder Songwriter und insofern, wie es umgangssprachlich heißt, von der Pike auf dabei.

Diejenigen unter ihnen mit einem Interesse an Technik, an Rechten sowie an der Arbeit in einem Tonstudio, orientieren sich in diese Richtung und bilden sich fort. Dazu gibt es in Deutschland mehrere Möglichkeiten.

Das Institut für Musik, kurz IfM an der Hochschule Osnabrück bildet Musikstudenten über acht Semester in verschiedenen Bereichen wie Komposition oder Musiktheorie zu Klassik, Jazz, Musical und Pop aus. Das Studium schließt mit dem Bachelor of Arts ab. Zum Lehrinhalt gehört auch der Bereich Musikmanagement.

Die Akademie der Musik- und Medienbranche Deutsche POP mit Sitz im bayerischen Eichenau lehrt die drei Bereiche Komposition, Tontechnik und Business. Sie sind exakt in dieser Reihenfolge auf das Tätigkeitsfeld eines Musikproduzenten abgestellt.

Der VDM, Verband Deutscher Musikschaffender ist ein Unternehmen im Aachener Quirini Verlag. Betreut werden sowohl angehende als auch aktive Musikproduzenten.

Die Beispiele Dieter Bohlen oder Manfred Eicher zeigen, dass es für einen erfolgreichen Musikproduzenten weniger auf amtliche Ausbildungsbestätigungen als vielmehr auf Können und Wissen in der Praxis, also im Tonstudio ankommt. Im Folgenden gehen wir auf das komplexe Berufsfeld eines Musikproduzenten genauer ein.

Die Ausbildung zum Musikproduzenten

Die Arbeit als Musikproduzent ist ein reiner Neigungsberuf. Niemand wird Musikproduzent, der keine besondere Beziehung zur Musik als solcher hat.

Er beginnt als selbstständiger Freiberufler. Abhängig vom geschäftlichen Erfolg wird, auch aus rechtlichen Gründen, das Einzelunternehmen einige Jahre später in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt.

So wie sich die tägliche Arbeit des Musikproduzenten in den Bereichen Musik, Tonstudio und Vertrieb von selbst aneinander reiht, so sind auch die Ausbildungsinhalte aufgebaut. In Deutschland wird die Ausbildung zum Musikproduzenten privat angeboten.

Sie ist kein anerkannter Lehrberuf mit staatlichem Abschluss oder Zertifizierung. Auch die Berufsbezeichnung selbst ist nicht offiziell geschützt.

Vor diesem Hintergrund sind viele Musikproduzenten reine Autodidakten, die ihre natürliche Begabung sowie ihr mit der Musik erworbenes Wissen durch eine mehrjährige private Ausbildung zum Musikproduzenten komplettieren.

Mögliche Bildungsstätten für angehende Musikproduzenten

Das ist beispielsweise wie bereits erwähnt an der Deutschen POP, einer Akademie der Musik- und Medienbranche an deutschlandweit mehreren Standorten möglich. Die Akademie gehört zur Music Support Group GmbH, kurz MSG mit Sitz im bayerischen Eichenau.

Zu den Bildungssparten von MSG gehört auch die Deutsche POP. In den sechs Abschnitten

  • Musikassistenz
  • Musikkomposition
  • Tonassistenz
  • Tonmechanik
  • Projektmanagement und
  • Produktion

wird innerhalb von maximal drei Jahren das buchstäbliche Rüstzeug für den erfolgreichen Musikproduzenten vermittelt. Gelehrt und gelernt wird in intensiv, in Vollzeit oder in Teilzeit. Da viele der Akademieabsolventen in der Musikbranche berufstätig sind, kann die Ausbildung auch als berufsbegleitend, oder als Ausbildung auf dem Zweiten Bildungsweg bezeichnet werden. Für die Studierenden ist sie ein erheblicher zeitlicher und auch organisatorischer Aufwand.

Sie haben ein großes Interesse daran, möglichst viel zu lernen. Das Studienmaterial ergänzt ihre bisherige praktische Erfahrung, die sich in erster Linie auf die beiden Bereiche Musik und Tonstudio bezieht. In einem Tonstudio zu arbeiten, also Aufnahmen zu machen, ist aber keineswegs mit einer Tonstudioleitung zu vergleichen.

Ob die Ausbildung mit einem Diplom der jeweiligen privaten Akademie abschließt, ist für den weiteren beruflichen Erfolg eher zweitrangig. Der offizielle Abschluss ist sicherlich eine Referenz; entscheidend ist jedoch das, was der Musikproduzent kann, welche Verbindungen er hat, und wie er sie kommerziell nutzt.

Während der mehrjährigen Ausbildung zeigt sich auch, auf welchem der drei Gebiete der wirkliche Interessensschwerpunkt liegt. Wenn es das Management mit Vertrieb und Rechten ist, dann wird sich der Musikproduzent wie selbstverständlich ein ergänzendes juristisches sowie betriebswirtschaftliches Knowhow aneignen. Learning by Doing kommt hinzu, so dass der Absolvent im Laufe mehrerer Jahre ein erfolgreicher Musikproduzent werden kann.

Anforderungen an den Beruf des Musikproduzenten

  • Profunde Kenntnisse des Musikbusiness sowie der Musikbranche
  • technisches Verständnis und Knowhow sowie
  • ein geschicktes Händchen im Umgang mit den Künstlern

sind Eigenschaften, die der Musikproduzent nicht lernen oder studieren kann. Emotionale Intelligenz und soziale Kompetenz ergänzen das Profil eines vor allem dauerhaft erfolgreichen Musikproduzenten.

Das wird er allerdings nur dann, wenn er geschickt über Rechte, Umsatz und Gewinn verhandeln kann. Der Musikproduzent muss also ein Allrounder, fast schon ein Multitalent sein.

Aufgaben und Tätigkeitsbereiche

Das Aufgabenfeld eines Musikproduzenten ist groß und vielfältig. Im Folgenden gehen wir auf die unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche ein.

Scouting von Talenten und geeignetem Repertoire (Artists and Repertoire)

Das englische "Scout" heißt zu Deutsch "Aufklärer", "Kundschafter" oder "Späher". Auch in den Filmen von Karl May wurde gekundschaftet, aufgeklärt und gespäht.

Scouting drückt ein Ersterkennen aus, weit im Vorfeld des späteren tatsächlichen Geschehens. So verhält es sich auch mit dem Scouting von Musiktalenten. Damit sind nicht die Musikproduzenten gemeint, sondern die Interpreten, also die reproduzierenden Künstler als Sänger und Musiker.

Die Suche nach dem Künstler mit der gewissen Stimme

Die Laien sagen gerne, dass eine passende Stimme gesucht wird. Der eine hat sie schon, beim anderen muss daran noch gefeilt werden.

Um als Musikproduzent erfolgreich zu sein, werden einerseits der passende Song, andererseits aber auch der geeignete Künstler, sprich Sänger oder Musiker benötigt. Ohne ihn mag der Musikproduzent zwar viel können, er wird jedoch nicht erfolgreich sein.

Es geht also darum, innerhalb des Unternehmens Musikproduktion ein erfolgreiches Scouting zu betreiben. Die Scouts besuchen sowohl bundesweit als auch international eine Vielzahl von unterschiedlichen Musikveranstaltungen. Zu ihnen gehören auch offizielle Musikwettbewerbe, die regelmäßig veranstaltet werden.

Während sich der Fernsehzuschauer an den Darbietungen der angehenden Musikkünstler erfreut, sind vor Ort die Scouts der verschiedenen Musikproduzenten anwesend. Bei einem Vergleich mit dem Profifußball wird deren Aufgabe schnell verständlich. Wenn ein Musik- oder Gesangstalent erkannt wird, dann nimmt der Scout, also der Mitarbeiter der Musikproduktionsfirma Kontakt mit der Person oder deren Management auf.

Der Produzenten-Künstlervertrag

Es geht darum, das verheißungsvolle Talent in diesem frühen Stadium vertraglich zu einem möglichst günstigen Preis an den Musikproduzenten zu binden. Dessen Aufgabe und Geschick ist es, für das gescoutete Talent einen passenden Song zu schreiben, also zu komponieren.

Dieser wird anschließend von der Abteilung Marketing/Vertrieb des Musikproduzenten promotet. Ein Erfolg stellt sich alsbald heraus.

Bei der bilanziellen Gegenüberstellung von Aufwand zu Ertrag zeigt sich, wie erfolgreich das Scouting in diesem betreffenden Fall gewesen ist. Innerhalb einer Kostenstellenrechnung lässt sich genau ermitteln, welche Kostenarten in der Einnahme und Ausgabe angefallen sind, wie hoch der bilanzielle Gewinn ist.

Ein solches Scouting reicht von der Tanzdiele beim örtlichen Dorffest über eine Großstadtdisco bis hin zu organisierten Events. Selbst der jährliche Eurovision Song Contest kann, wenn auch auf hohem Level, als eine Scouting-Veranstaltung gesehen werden.

Alternative: Casting

Eine Alternative zum Scouting ist das Casting. Das ist dann der Fall, wenn der Musikproduzent für sein Scouting in Eigenregie einen Musikevent veranstaltet.

Für die Zuschauer ist es eine unterhaltsame Abwechslung, für die Jury hingegen professionelle Arbeit mit dem einzigen Ziel, das buchstäbliche Supertalent zu entdecken. Doch nicht jeder Sieger ist ein Supertalent. Der Beste unter weniger Guten muss keineswegs gut sein.

Seit Mitte der 2000er Jahre wird der Bundesvision Song Contest veranstaltet. In diesem Musikwettbewerb vertreten deutsche Interpreten ihr jeweiliges Bundesland. Die Veranstaltung ist geradezu prädestiniert für ein Scouting; wer hier sein Bundesland vertritt, der hat sich, sportlich formuliert, für höhere Aufgaben qualifiziert.

Buchen von Studiomusikern (Sessionmusikern)

Studiomusiker sind gefragt, seitdem Musik in Tonstudios produziert wird. Bildlich gesprochen gehören sie zum personellen Equipment.

Jeder einzelne von ihnen ist ein Profimusiker; mehr oder weniger gut, mehr oder weniger bekannt. Wenn der Musikproduzent für eine Musikproduktion in seinem Tonstudio eine musikalische Begleitung benötigt, dann bucht er die dafür geeigneten Studiomusiker.

Sie sind als Einzelunternehmer freiberuflich tätig, sie managen sich eigenständig und eigenverantwortlich. Ihr angemeldetes Gewerbe ist das eines Künstlers als Studiomusiker, auch Sessionmusiker genannt. Mit ihrem Können bestimmen sie ihren künstlerischen und auch pekuniären Marktwert.

Zum einen kommt es darauf an, überhaupt als Studiomusiker gebucht zu werden, zu anderen aber auch ganz entscheidend darauf, vom wem. Aus diesem Mix ergibt sich das Honorar je Buchung.

Der Produzent als Auftraggeber

Der Musikproduzent führt in seinem Unternehmen, vergleichbar mit einer Modelagentur, die Kartei über Studiomusiker. Innerhalb seines Netzwerkes sind sie ein wichtiger Baustein - denn ohne sie kann er nicht wie geplant produzieren. Als Auftraggeber muss er mehrere Studiomusiker koordinieren, um beispielsweise eine Musik- oder Gesangsgruppe punktgenau zu den Studioaufnahmen vor Ort zu haben.

Er muss sich auf die Sessionmusiker verlassen können, und die müssen ihrerseits absolut zuverlässig sein. Selbst ein nicht eingehaltener Vertrag mit der daraus resultierenden Konventionalstrafe hilft dem Musikproduzenten im Ergebnis wenig, weil seine Musikproduktion durch die Unzuverlässigkeit der Studiomusiker zunächst einmal ins Stocken gerät.

Arbeitsleben eines Studiomusikers

Studiomusiker sind Könner in ihrem Fach. In vielen Fällen sind es Instrumentalisten, die einzeln oder in der Gruppe auftreten, also einzeln oder als Gruppe gebucht werden.

Ihr Arbeitsplatz ist das Tonstudio. Dort verbringen sie ihr Arbeitsleben, so dass der stetige Wechsel von Tonstudio zu Tonstudio für sie kein Problem ist. Sie brauchen sich nicht einzugewöhnen; die normale Einweisung mit Blick auf einige wenige Besonderheiten ist ausreichend.

Je gefragter sie sind, umso ausgebuchter sind die Studiomusiker. Als Profimusiker sind sie in der Lage, von der einen auf die andere Minute vom Notenblatt die gewünschte Musik zu spielen, vergleichbar mit einem Orchester. Sobald sich der Künstler nicht selbst begleitet oder begleitet wird, werden die Sessionmusiker benötigt.

Hoher Organisationsaufwand

Die Koordination der einzelnen Interessensgruppen vom Künstler über das Tonstudio bis hin zu den Studiomusikern ist aufwändig und aufreibend. Das gilt vor allem dann, wenn der Musikproduzent nicht über das Tonstudio frei verfügen kann, sondern es anlassbezogen anmieten muss.

Vor dem Hintergrund, dass in der heutigen Zeit auch in der Musikbranche nahezu ausschließlich auf freiberuflicher Basis, also ohne eigene Mitarbeiter gearbeitet wird, ist dieser Organisationsaufwand mit den damit verbundenen Risiken sehr hoch. Gute und gefragte Studiomusiker bevorzugen ihre Freiberuflichkeit.

Sie sind buchstäblich frei in ihrer Entscheidung, einen Auftrag annehmen oder auch einmal ablehnen zu können. Nur Insider kennen den britischen Sessionmusiker Nicky Hopkins, der mit Cembalo, Klavier und Orgel als Studiomusiker unter anderem für die Beatles, die Rolling Stones oder für The Who gespielt hat.

Abmischen

In der zweiten von drei Arbeitsphasen ist der Musikproduzent als Techniker in den meisten Fällen in seinem eigenen Tonstudio gefragt. Eine Abmischung ist seit Nutzung der Mehrspurtechnik möglich.

Mehrspurrekorder verfügen über mehrere, mindestens jedoch zwei voneinander unabhängige Tonspuren. Jede von ihnen kann unabhängig von den anderen aufnehmen. Jede kann einzeln, alle aber auch gemeinsam abgespielt werden.

Die Mehrspurtechnik wurde in den 1950er Jahren entwickelt. Damals wurde mit zwei Spuren begonnen, heutzutage verfügen die Mehrspurrekorder über bis zu mehrere Dutzend getrennte Spuren.

Wenn auf jeder einzelnen Tonspur das letzte so genannte Take, also das vorläufige letzte Stück aufgenommen worden ist, dann werden alle Tonspuren zu einer Einheit zusammengeführt. Das ist die Aufgabe des Tonmeisters.

Sein Arbeitsplatz ist am Mischpult. Jede Tonspur kann getrennt für sich reguliert werden. Jetzt wird im wahrsten Sinne des Wortes gemischt, endgültig abgemischt.

Je nach Können und Neigung des Musikproduzenten behält er sich die Abmischung selbst vor. Sie ist vor dem Mastering die letzte Möglichkeit, um selbst noch Einfluss auf das musikalische Ergebnis der Tonaufnahme zu nehmen.

Die Abmischung gehört in der Musikproduktionskette zur Nachbereitung, gefolgt vom Mastering. Die Postproduktion, also die Nachbereitung beginnt mit Ende der Musikaufnahme und endet mit Auslieferung des fertiggestellten Masterbandes.

Mastering

Mit dem abschließenden Mastering soll die Tonalität des bis dahin erstellten Materials abschließend optimiert werden. Gleichzeitig, und das ist für den Verkauf und Vertrieb von Bedeutung, soll die Wiedergabemöglichkeit auf so viel Geräten und Medien wie möglich machbar sein. Das Mastering gilt übergreifend sowohl für neue als auch für ältere Musikaufnahmen.

Dabei werden vielfältige und auch vielseitige technische Möglichkeiten eingesetzt. An dieser Stelle zeigt sich die Qualität des Tonstudios. Ein qualifizierter Musikproduzent weiß, was sein eigenes Tonstudio leisten kann, wann es ausgereizt und anstelle dessen ein spezielles Masteringstudio notwendig wird.

Neben einer technisch besseren Ausstattung arbeiten dort vielfach Toningenieure, die auf das Mastering spezialisiert sind. Im eigenen Tonstudio ist das Mastering für den Toningenieur oder für den Musikproduzenten eine von mehreren oder vielen Tätigkeiten, die zudem nicht täglich anfallen.

Mit einem gekonnten Mastering kann zum Ende einer Musikproduktion nochmals einiges korrigiert, sprich gerettet werden. Zur technischen Ausstattung des Tonstudios kommen Können und Erfahrung des Toningenieurs hinzu. Durch eine geschickte und optimale Ausnutzung von

  • Equalizern
  • Filtern oder
  • Kompressoren

lässt sich der Klang einer Musikproduktion in diesem Endstadium abschließend um einiges verbessern. Auch die Stereo-Basisbreite lässt sich erweitern. Das Signal wird in ein Mittel- und in ein Seitensignal getrennt, so dass Pegelanpassungen einzelner Instrumente nach außen hin möglich sind. Im Ergebnis wird eine Premaster-CD erstellt, auch Premastering genannt.

Darauf folgt als letztes der Glasmaster als eigentliches Werkzeug zur Erstellung einer CD oder DVD. Doch bevor diese allerletzten Schritte folgen, wird beim Mastering im direkten Nachgang zur Abmischung noch ausgiebig probiert und gefeilt. Denn das Mastering-Ergebnis ist endgültig, es ist sozusagen unumstößlich.

Zusammenarbeit mit einem Vertriebsunternehmen

Die dritte Phase entscheidet letztendlich darüber, ob die Musikproduktion ein Erfolg wird. Der Musikproduzent hat bis dahin in die zwei Richtungen Musikaufnahme und Musikverwertung gehandelt.

Die Musikaufnahme ist abgeschlossen, das Ergebnis liegt vor. Jetzt muss es an den Verbraucher, an den Musikliebhaber gebracht werden.

Die Zusammenarbeit mit einem Vertriebsunternehmen ist wichtig
Die Zusammenarbeit mit einem Vertriebsunternehmen ist wichtig

Die Plattenfirma als Ansprechpartner

Dazu wird ein Vertriebsunternehmen benötigt, die umgangssprachliche Plattenfirma. Sie produziert die Tonträger, vermarktet und vertreibt sie über die unterschiedlichen Vertriebskanäle. Nun liegt es am Können und Geschick des Musikproduzenten so zu verhandeln, dass für ihn und für die Musikaufnahme ein möglichst hoher Gewinn erzielt wird.

In den meisten Fällen ist er unabhängig, also selbstständig tätig. Damit ist ein wirtschaftliches und finanzielles Risiko verbunden. Das trägt er selbst und kann es nur bedingt an Sänger oder Gruppe, also an den Bereich Musikaufnahme weitergeben. Mit der Vertriebs-/Plattenfirma wird ein Abnahmevertrag abgeschlossen, an dem der Musikproduzent beteiligt ist.

Gegenüber dem Künstler kann sich der Musikproduzent ein zeitlich begrenztes Recht auf die Titelexklusivität einräumen lassen, sprich erkaufen. Hier ist im Einzelfall mitentscheidend, wie bekannt der Künstler ist, welches Standing er insgesamt hat.

Bei dem Scouting in einem sehr frühen Stadium wird der Musikproduzent dieses Recht sehr preiswert erwerben können. Je erfolgreicher der Titel ist, umso größer ist sein Gewinn aus dieser Rechtenutzung und Rechteverwertung.

Worauf kommt es an?

Der Musikproduzent wird, vergleichbar mit einem Makler, zu zwei Seiten hin aktiv. Er kann hier wie da mäßig, viel oder sehr viel verdienen. Wichtig ist es, die Person und das Können des Künstlers realistisch einzuschätzen. Damit verbunden ist auch die Überlegung, inwiefern der Musikproduzent aus Vertriebs- und Verkaufsgründen in diesem Stadium weitere Kosten übernimmt.

Kann und will er sie aus Erspartem bezahlen, oder muss er sie durch Kredite beziehungsweise langfristige Darlehen fremdfinanzieren? Wie das Produkt, also der Song letztendlich beim Kunden angenommen wird, ist in diesem Stadium kaum einschätzbar.

Die Situation ist mit einer Filmproduktion vergleichbar. Dort weiß der Regisseur beim letzten Abspann auch nicht, ob der Film ein Kandidat für die nächste Oscarverleihung oder ein Flop wird.

In dieser Situation zeigt sich die Güte der Ausbildung zum Musikproduzenten. Zusätzlich zu seinem jahrelang gepflegten Netzwerk innerhalb der Musikbranche ist sowohl juristisches als auch betriebswirtschaftliches Knowhow gefragt. Für eine Fremdfinanzierung benötigt er eine ausreichende Bonität, die gegebenenfalls durch die eine oder andere Bürgschaft verbessert wird.

Die Vertriebsgesellschaft gibt ihm einen Vertrauensvorschuss im Hinblick auf die prognostizierten Verkaufszahlen. Noch weiß keiner der Beteiligten, wie erfolgreich das Geschäft letztendlich sein wird.

Für den Musikproduzenten ist es in diesem Stadium wichtig, so viele Rechte wie möglich zu haben und zu halten. Das kann sich bilanziell, je nach Bedarf, positiv oder negativ auswirken - denn Rechte sind schwierig zu bewerten. Mit dem nötigen Knowhow und einer realistischen Einschätzung sollte es dem Musikproduzenten gelingen, auch seine erste Musikproduktion unterm Strich mit einer schwarzen Null abzuschließen.