Italienischer Fußballverband mildert Strafen für diskriminierende Fangesänge

Von Frank Hertel
17. Oktober 2013

Rassistische Gesänge in Europas Fußballstadien werden in Italien nun wohl nicht mehr so hart bestraft wie früher. In einer Grundsatzentscheidung milderte der italienische Fußballverband FIGC die Strafen ab. Künftig werden Fanprovokationen nicht mehr geahndet, wenn sie nachweislich nur von einer Minderheit geäußert wurden, was ja bei solchen Vorfällen praktisch immer der Fall ist. Wenn das ganze Stadion unflätige Dinge brüllt, gibt es ab sofort keine Geldstrafen mehr für die Vereine, sondern entweder Stadionverbote für die Fan-Kurven oder Geisterspiele, also Spiele ohne Publikum.

Einspruch des AC Mailand erfolgreich

Der AC Mailand war kürzlich zu so einem Geisterspiel verurteilt worden, weil seine Fans die Gäste vom SSC Neapel kollektiv beschimpft hatten. Der AC Mailand sollte eigentlich am kommenden Samstag vor leeren Rängen gegen Udinese Calcio spielen. Aber der Verein, dessen Präsident seit langem Silvio Berlusconi heißt, hat gegen die Strafe Einspruch eingelegt. Nun wurde gerichtlich neujustiert.

Ab sofort heißt es in Italien, dass Provokationen von Gästefans zum festen Brauchtum im Ligafußball zählen. Es ist allerdings noch nicht ganz klar, ob nun "nur" die sogenannte "territoriale Diskriminierung" nicht mehr geahndet wird oder ob tatsächlich auch die ganz üblen rassistischen Attacken geduldet werden, was sicherlich ein großer Rückschritt für den europäischen Fußball wäre.