Bauchreden - Die verschiedenen Techniken und Tipps für angehende Bauchredner

Beim Bauchreden werden Worte und ganze Sätze erzeugt, ohne dass Mund und Kiefer dabei sichtbar geöffnet und bewegt werden. Anders als viele vermuten, kommt die Stimme allerdings nicht wirklich aus dem Bauch, sondern wird über Gaumen und Zunge erzeugt. Bei den Techniken des Bauchredens unterscheidet man zwischen Anfängern und Fortgeschrittenen. Viele Bauchredner treten mit einer Handpuppe auf und lassen diese dann reden. Lesen Sie, wodurch sich die Kunst des Bauchredens auszeichnet und holen Sie sich wertvolle Tipps für angehende Bauchredner.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Grundsätzliches zum Bauchreden

Als Bauchredner - oder auch Ventriloquisten - bezeichnet man man Personen, die ihre Stimme so manipulieren können, dass man meint, diese käme aus einer anderen Richtung oder von einer anderen Person - treten Bauchredner, die oftmals im Bereich der Unterhaltung arbeiten, auf einer Bühne auf, haben sie häufig eine Handpuppe bei sich, die sie "sprechen" lassen.

Das Bauchreden - hierbei werden Worte hervorgebracht, ohne dass der Mund (zumindest offensichtlich) bewegt wird - lässt sich in den künstlerischen Bereich legen. Während man früher davon überzeugt war, die Stimme eines Bauchredners käme tatsächlich aus dem Bauch, sind heute diverse Techniken bekannt, mit denen man diese Art zu reden ermöglichen kann.

Bei den Kieferlauten wird der Kiefer still gehalten: hierbei handelt es sich um Buchstaben, welche man nicht mit den Lippen bilden muss. Lippenlaute versucht man hingegen mithilfe von Zunge und Gaumen zu bilden; dies bedarf besonders viel Übung.

Dabei wird kein besonderer Körperbau vorausgesetzt; jeder ist dazu in der Lage, das Bauchreden zu erlernen. Wichtig ist die Einteilung in Kiefer- und Lipenlaute.

Techniken des Bauchredens

Spricht man von Arten des Bauchredens, so sind damit unterschiedliche Techniken, bezogen auf die Lautbildung des Bauchredners gemeint - man unterscheidet die des Anfängers (Bildung der Kieferlaute) und des Fortgeschrittenen - die Lippenlaute.

Anfänger

Insbesondere Anfänger greifen auf den Trick zurück, nur Worte zu wählen, die keine Buchstaben enthalten, die mit den Lippen erzeugt werden, die so genannten Kieferlaute also. So verzichten sie zum Beispiel auf

  • das B
  • das P oder
  • das M.

Worte und Sätze werden ganz bewusst ausgewählt und eingeübt. Kann man nicht auf einen schwierigen Laut verzichten, muss das Publikum abgelenkt werden, damit es nicht mitbekommt, wenn man den Laut auf normalem Wege über die Lippen produziert.

Fortgeschrittene

Fortgeschrittene Bauchredner können mit entsprechenden Zungenstellungen und Gaumenbewegungen auch die schwierigeren Lippenlaute nachahmen, so dass die Zuhörer diese kaum noch von den richtigen Lauten unterscheiden können. Diese Nachahmung erfordert viel Übung, ermöglicht es aber dafür, sich seines ganzen Wortschatzes zu bedienen und auch spontan Sätze zu erzeugen. Mit viel Übung und mit Hilfe von speziellen Atem- und Entspannungsübungen gelingt das Bauchreden sogar fließend.

Auftrittsmöglichkeiten

Aber nicht nur die Technik, auch die Kunst der Schauspielerei macht einen guten Bauchredner aus. Die verschiedenen Arten des Bauchredens beziehen sich also auch auf die Art und Weise des Auftritts.

Soloauftritt

So ist es zum einen möglich, ganz ohne Gesprächspartner aufzutreten. In der Praxis sieht das beispielsweise so aus, dass der Bauchredner alleine vor seinem Publikum sitzt und über seinen Bauch laut denkt. Solche Auftritte können mit entsprechender Mimik und Gestik des Künstlers unterhaltsam und lustig sein.

Puppen und andere Gegenstände

Viele Bauchredner treten aber nicht alleine auf, sondern haben eine Puppe an ihrer Seite. Mit dieser treten sie dann in einen Dialog, wobei die Puppe die künstlich erzeugte Stimme erhält. Alternativ zur Puppe kann man sich natürlich auch mit einem anderen Gegenstand, wie zum Beispiel einem Kuscheltier oder einer Handtasche unterhalten.

Während für einen Dialogpartner nur eine Stimme produziert werden muss, müssen für ein ganzes Puppenspiel verschiedene Stimmen mit dem Bauch erzeugt werden. Damit das gelingt, muss viel Zeit in die Kunst des Bauchredens investiert werden.

Wertvolle Tipps für angehende Bauchredner

Beim Bauchreden werden Worte und ganze Sätze erzeugt, ohne dass Mund und Kiefer dabei sichtbar geöffnet und bewegt werden. Anders als viele vermuten, kommt die Stimme allerdings nicht wirklich aus dem Bauch, sondern wird über Gaumen und Zunge erzeugt. Viele Bauchredner treten mit einer Handpuppe auf und lassen diese dann reden.

Kurse und Lehrbücher

Wer schon immer von der Kunst des Bauchredens beeindruckt war und diese selbst einmal erlernen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten: Für Anfänger gibt es Einsteiger- und Schnupperkurse, die von professionellen Bauchrednern geleitet werden. Alternativ kann man sich auch spezielle Lehrbücher anschaffen oder sich Anleitungen aus dem Internet holen.

Neben der Theorie spielt gerade beim Bauchreden aber auch die Praxis eine große Rolle. Es muss viel Zeit investiert werden, um längere Textpassagen verständlich rüberzubringen. Zudem ist ein gewisses schauspielerisches Talent gefragt, um die Zuschauer täuschen und damit beeindrucken zu können.

Einfache Laute

Anfänger sollten zunächst einfache Laute einüben. Zu diesen zählen all die Buchstaben, die unabhängig von Lippenbewegungen ausgesprochen werden können. So sollten möglichst Worte gewählt werden, in denen nicht die Buchstaben B, F, M, P, V oder W vorkommen. Diese Lauten können Fortgeschrittene später mit ähnlich klingenden Lauten, die über den Gaumen erzeugt werden, ersetzen.

Vor dem Spiegel üben

Der Unterkiefer und die Lippen sollten nicht bewegt werden. Anfänger stellen sich am besten vor einen Spiegel und beobachten ihren Mund.

Damit überhaupt Laute produziert werden können, müssen die Lippen ganz leicht geöffnet sein. Es kann hilfreich sein, die ersten Übungen auf Tonband aufzunehmen, um sich nachher davon überzeugen zu können, dass die Wörter und Sätze verständlich sind.

Puppe

Sobald man die ersten Grundlagen beherrscht, kann man den Dialog mit einer Puppe einüben. Für die Textpassagen der Puppe sollte ein Text verfasst werden, der möglichst keine der oben genannten schwierigen Laute enthält. Um die Wirkung des Bauchredens zu verstärken, sollte man die Puppe entsprechend ihrer Worte bewegen.

Je mehr Aufmerksamkeit die Puppe von den Zuschauern erhält, desto weniger wird der eigene Mund beobachtet. So können vor allem Anfänger schwierige Wörter oder Laute unbemerkt - mit leicht veränderter Stimme - aussprechen.

Zu guter Letzt: Die richtige Vorgehensweise im Überblick

Die wichtigsten Punkte - und ein paar weitere Tipps - haben wir im Folgenden noch einmal übersichtlich zusammengefasst: Schritt für Schritt zum Bauchredner werden:

  1. Hilfreich ist eine große Handpuppe. Ihr Kopf sollte mindestens so groß sein wie der eigene, damit man dadurch die Aufmerksamkeit auf sie lenken kann. Des Weiteren sollte sie durch irgendein besonderes Merkmal herausstechen.
  2. Bevor man sich an die Ausarbeitung der Vorstellung bzw. der Rede setzt, sollte man für sich Inhalt und Ziel klargestellt haben - was möchte man aussagen oder vermitteln?
  3. Ganz wichtig: den Text aufschreiben. Nur dadurch erhält man ein Gefühl dafür, welche Laute man besser durch andere ersetzen sollte.
  4. Dieser Punkt gehört zum vorherigen: der Text, bei dem man möglichst auf Lippenlaute verzichtet, sollte den Part der Puppe darstellen, während man seinen Teil natürlich mit sämtlichen Lauten und ganz normal aussprechen kann.
  5. Während des Schreibens wird man immer wieder auf Wörter mit Lippenlauten stoßen; diese durch solche mit Kieferlauten zu ersetzen, wird möglicherweise zunächst etwas mühsam sein - mit der Zeit wird es jedoch immer besser klappen und man ersetzt beispielsweise automatisch "müssen" durch "sollen" usw.
  6. Beginnt man mit dem Redetraining, absolviert man dies am besten vor dem Spiegel: der Mund wird möglichst wenig geöffnet; die oberen Schneidezähne kann man beispielsweise auf die Unterlippe legen. Beim lauten Vorlesen des Textes geht es nun darum, die Lippen nicht zu bewegen.
  7. Kiefer und Lippen sollten möglichst entspannt bleiben, ansonsten kann es zu einem Verkrampfen kommen.
  8. Für die Puppe wählt man am besten eine außergewöhnliche Stimme, die etwa sehr hoch (Vorsicht an die Herrenwelt: wer hier lange mit Kehlkopfstimme spricht, kann schnell heiser werden) ausfällt oder einen anderen Dialekt aufweist. Auch ein besonderes Tempo oder die Wiederholung lustiger Wörter sind denkbar - alles, was vom regulären Sprechen ablenken kann.
  9. Und schließlich heißt es: nicht die Geduld verlieren. Bis man sicht- und hörbare Erfolge zeigt, kann und wird es in der Regel einige Zeit lang dauern.