Slumming für Touristen: Immer mehr Urlauber besuchen Elendsviertel

Von Nicole Freialdenhoven
13. Februar 2013

Slumming ist in: Mehr als eine Million Touristen zieht es jährlich in die Elendsquartiere der großen Metropolen: Die Favelas von Rio de Janeiro, die Slums von Mumbai und die Townships von Kapstadt scheinen eine magische Anziehungskraft auf wohlhabende weiße Besucher zu haben.

Was die Menschen dort suchen, haben Experten nun versucht zu ergründen. Vermutlich gehe es um authentische Erfahrungen jenseits der bunten künstlichen Urlaubserlebnisse in fernen Ländern, so Professor Malte Steinbrink der Universität Osnabrück, der sich seit längerem mit dem Phänomen auseinandersetzt. Südsee-Schönheiten im Bastrock, thailändische Tempeltänzerinnen und Samba-Shows in Rio: All dies sei eine künstliche Inszenierung, die viele Menschen nicht mehr interessiere. Sie wollen lieber das echte Rio erleben, mit all seinen unschönen Facetten.

Auch werden die kulturellen Begegnungen in den Slums als echter wahrgenommen: Die Innenstädte der Welt mit ihren ewig gleichen klimatisierten Kaffeehausketten, Shopping Malls und Fast Food-Lokalen unterscheiden sich schließlich kaum noch voneinander. Wer mag schon zwölf Stunden nach Bangkok fliegen um dort die gleichen Läden zu sehen wie zuhause?

Die Risiken der Elendsviertel sollten dabei jedoch nicht außer Acht gelassen werden, warnt Steinbrink: Touristen sollten sich niemals alleine in die Slums wagen, sondern stets nur im Rahmen geführter Touren.