Kaffeefahrten (Werbefahrten) - Merkmale, angewandte Methoden und Tipps für Betroffene

Kaffeefahrten, auch als Werbefahrten bezeichnet, erfreuen sich besonders bei älteren Menschen großer Beliebtheit. Diese freuen sich, mit der Reisewahl, die meist per Bus unternommen wird, ein günstiges Schnäppchen gemacht zu haben. Doch oftmals stecken dubiose Anbieter dahinter: die Teilnehmer werden mehr oder weniger damit unter Druck gesetzt, die während der Reise angepriesenen Produkte zu erwerben. Informieren Sie sich über die Merkmale von Kaffeefahrten sowie die angewandten Methoden der Veranstalter.

Von Jens Hirseland

Kaffeefahrt: Definition und Merkmale

Busreisen sind vor allem bei älteren Menschen sehr beliebt. Eine oft genutzte Variante ist die so genannte Kaffeefahrt. Dabei handelt es sich um eine organisierte Busfahrt zu einem Tagesausflugsziel.

Darüber hinaus wird den Teilnehmern, meist Senioren, der Gewinn von zusätzlichen Sach- oder Geldprämien versprochen. Es handelt sich somit um eine Werbefahrt, für die die Teilnehmer zwar einen günstigen Preis zahlen, bei der sie aber auch dazu verleitet werden, bestimmte Produkte zu kaufen.

Ein verlockendes Angebot

Der Begriff "Kaffeefahrt" kommt daher, dass zahlreiche Rentner die Busreise zu einem Ausflug mit Kaffee und Kuchen oder einem Essen antreten, um auf diese Weise einmal dem grauen Alltag entfliehen zu können.

Das billige Angebot wirkt dabei in wirtschaftlich schwierigen Zeiten besonders verlockend. Die Verbraucherzentralen schätzen, dass in Deutschland im Jahr ca. einhunderttausend Kaffeefahrten durchgeführt werden. Zwischen 15.000 und 50.000 Euro verdienen die Veranstalter dabei.

Methoden der Veranstalter

Der Nachteil einer Kaffeefahrt ist jedoch, dass hinter den Angeboten oftmals dubiose Geschäftemacher stecken, die ihre Produkte zu völlig überhöhten Preisen an Senioren verkaufen. Die Veranstalter von Kaffeefahrten sehen in den älteren Menschen eine Klientel, die zahlungskräftig und wohlhabend ist, sodass man ihnen ruhig das Geld aus der Tasche ziehen kann. In der Regel gehen die Verkäufer immer wieder nach einer bewährten Masche vor.

Dabei werden namentlich adressierte Einladungen verschickt, in denen für eine Kaffeefahrt per Bus geworben wird. Häufig tarnt man die Einladungen als Gewinnmitteilungen, in denen behauptet wird, dass der Empfänger der Einladung einen gewissen Geldbetrag gewonnen hätte. Dieser solle bei Antritt der Kaffeefahrt ausgezahlt werden, was jedoch nicht stimmt.

Auch Versprechen über anderweitige Geschenke, die man während der Reise erhält, sind typisch. Gibt es diese wirklich, handelt es sich um billige Massenware.

Das Verkaufstalent der Veranstalter

Tritt man die Busreise an, führt diese zumeist zu einer Gaststätte. Zwar haben die Teilnehmer formal gesehen nicht die Pflicht, an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen; da man sich bei dem Veranstaltungsort aber in der Regel für eine abgelegene Location entscheidet, wird ihnen im Prinzip keine andere Wahl gelassen.

Dort hält der Veranstalter dann eine Verkaufsshow ab, in deren Verlauf er seine überteuerten Produkte als günstiges Schnäppchen anpreist. Die Verkäufer sind dabei bestens darauf trainiert, ihre Waren an den Mann zu bringen, und wirken zumeist sympathisch und überzeugend.

Manchmal kommt auch die Mitleidsmasche zur Anwendung und sogar starker psychologischer Druck auf Senioren, die sich weigern, ein Produkt zu kaufen, ist möglich. Dabei setzen die Verkäufer darauf, dass sich die älteren Menschen aus Angst oder Unwissenheit nicht wehren. Dabei hat der Konsument durchaus ein Widerrufsrecht, von dem er Gebrauch machen kann.

Beworbene Produkte

Bei den Produkten, die man den Reiseteilnehmern zu verkaufen versucht, handelt es sich, ebenfalls wie bei den Geschenken, um Artikel minderwertiger Qualität, welche zu einem überteuerten Preis verkauft werden. Um diesen zu verschleiern, bietet man den Rentnern häufig eine günstige Ratenzahlung an.

Die Produkte werden als neu und revolutionär angepriesen. Zudem sind sie laut Veranstalter noch nicht im Handel zu erwerben, schließlich handelt es sich um ganz besondere Angebote - diese stammen in der Regel aus den Bereichen

  • Ernährung
  • Gesundheit
  • Tourismus oder
  • Wellness.
Senioren werden als zahlungskräftige Klientel, die sich nicht wehrt gesehen
Senioren werden als zahlungskräftige Klientel, die sich nicht wehrt gesehen

Auf Kaffeefahrten sollte verzichtet werden

Tipp: Per Post erhaltene Einladungen zu einer Reise mit Gewinnversprechen sollten grundsätzlich direkt weggeworfen werden!

In manchen Fällen wurde im Bus die Klimaanlage manipuliert oder sogar Rentner ausgesetzt, wenn sie sich weigerten, etwas zu kaufen oder eine bestimmte Gebühr zu entrichten.

Grundsätzlich rät die Polizei Senioren davon ab, an Kaffeefahrten teilzunehmen. Einladungen sollten weggeworfen und andere Teilnehmer gewarnt werden.

Eine unseriöse Kaffeefahrt erkennen

Nicht immer fällt es, oftmals gutgläubigen, Rentern jedoch leicht, eine solche Kaffeefahrt überhaupt zu erkennen. Sie sollten folgende Punkte beherzigen:

  • Gewerbliche Anbieter verschenken nichts, ohne, dass sie selbst daraus einen finanziellen Vorteil ziehen
  • Besonders das Kleingedruckte muss gelesen werden - bestenfalls Kind oder Enkelkind bitten, die Gewinnbenachrichtigung zu überprüfen
  • Bei der Verbraucherzentrale kann man sich erkundigen, ob es sich um einen seriösen Anbieter handelt
  • Niemand kann dazu gezwungen werden, an einer Verkaufsveranstaltung teilzunehmen
  • Wer an einer Verkaufsveranstaltung teilnimmt, ist keinesfalls dazu verpflichtet, etwas zu kaufen
  • Ist man Teilnehmer einer Kaffeefahrt und bemerkt man, dass der Anbieter psychologischen Druck ausübt, sollte man die Polizei rufen