Mit der Bahn durch Europa - Merkmale und Streckennetz bekannter Züge im Personenfernverkehr

Bahnreisen durch Europa werden durch den Schienenpersonenfernverkehr abgewickelt. Dafür stehen unterschiedliche Zuggattungen zur Verfügung. Besonders in der Freizeit, doch ebenso im beruflichen Bereich wird für die Reise in entferntere Städte die Bahn sehr gerne genutzt. Die unterschiedlichen Zuggattungen des Personenfernverkehrs weisen unterschiedliche Merkmale auf. Informieren Sie sich über die Zuggattungen des Personenfernverkehrs sowie über das entsprechende Streckennetz.

Von Jens Hirseland

Im Gegensatz zum Schienenpersonennahverkehr (SPNV) erfolgt die Beförderung von Bahnreisenden über längere Eisenbahnstrecken über den Schienenpersonenfernverkehr (SPFV). In Deutschland liegt die Grenze zum Schienenpersonennahverkehr bei 50 Kilometern Reiseentfernung bzw. einer Reisedauer von mehr als 60 Minuten.

Allerdings lassen sich auch längere Strecken mit Nahverkehrszügen zurücklegen. Umgekehrt bedienen Fernverkehrszüge mitunter auch kürzere Strecken.

Während der Schienenpersonennahverkehr durch Entgelte der Bundesländer und Regionalisierungsmittel finanziert wird, erfolgt der Schienenpersonenfernverkehr normalerweise eigenwirtschaftlich. Obwohl es seit 1994 keine Monopolstellung der Eisenbahnen des Bundes mehr gibt und auch private Bahnunternehmen Züge anbieten können, beträgt der Verkehrsanteil der Deutschen Bahn noch immer rund 99 Prozent.

Arten von Fernzügen

Für die Abwicklung des Schienpersonenfernverkehrs verfügt die Deutsche Bahn über verschiedene Zuggattungen. Dazu gehören der Intercity (IC), der EuroCity (EC) sowie der Intercity-Express (ICE). Dagegen wird der InterRegio (IR) nicht mehr von der Deutschen Bahn betrieben. Stattdessen kommt er in anderen europäischen Ländern zum Einsatz. Bekannte internationale Zuggattungen sind der österreichische Railjet (RJ), der französische Train a grande vitesse (TGV) und der belgische Thalys (THA).

Mit der Bahn länderübergreifend in Europa reisen
Mit der Bahn länderübergreifend in Europa reisen

Im Folgenden stellen wir die unterschiedlichen Zuggattungen des Personenfernverkehrs im Überblick dar.

Der InterRegio (IR)

Zu den verschiedenen Zuggattungen des Schienenpersonenfernverkehrs gehört der InterRegio (IR). Er verbindet nationale Ziele mit internationalen Zielen.

Entstehung

Eingeführt wurde der InterRegio in Deutschland 1988 von der Deutschen Bundesbahn, um langfristig den verlustreichen D-Zug zu ersetzen. Mit dem InterRegio wollte die Bahn Mittelstädte und Regionen an das Fernverkehrsnetz anbinden.

Die Preise lagen dabei unter denen von anderen Fernverkehrszügen wie Intercity, Intercity-Express und EuroCity. Gleichzeitig stand der InterRegio für gehobenen Komfort und eine höhere Reisegeschwindigkeit.

Allerdings erwies sich die Auslastung der InterRegio-Züge auf die Dauer als zu gering. Schließlich stellte die Deutsche Bahn aufgrund von mangelnder Rentabilität ab dem Jahr 2001 immer mehr InterRegio-Linien ein, bis der IR-Verkehr in Deutschland 2006 letztlich vollständig beendet wurde.

Die InterRegio-Linien wandelte die Deutsche Bahn weitgehend in InterCity-Linien um. Auch in Italien wurde der InterRegio eingestellt.

InterRegio-Züge gibt es heute nur noch einigen europäischen Ländern. Dabei handelt es sich um

Der InterCity (IC)

Eine der ältesten deutschen Zuggattungen ist der InterCity, der seit 1968 verkehrt. Die Bezeichnung "InterCity" stammt ursprünglich aus Großbritannien und wurde für schnell fahrende Züge verwendet.

Entstehung

In Deutschland griff die Deutsche Bundesbahn erstmals im Jahr 1968 auf den Begriff "InterCity" zurück und gebrauchte ihn für hochwertige Züge des F-Zug-Netzes. So wurden zahlreiche TEE-Triebwagen mit der Aufschrift "InterCity" versehen.

Mit dem InterCity wollte die Deutsche Bundesbahn ein dichtes nationales Schnelltriebwagennetz schaffen. Bis 1971 wurde ein entsprechendes Konzept ausgearbeitet, sodass der InterCity regelmäßig in Betrieb gehen konnte.

Zu den Vorzügen des IC zählten seine höhere Reisegeschwindigkeit und sein besseres Wagenmaterial. Außerdem legte er weniger Zwischenstopps ein als andere Zuggattungen.

Als 1991 jedoch der Intercity-Express eingeführt wurde, büßte der IC seine Spitzenstellung bei der Deutschen Bahn ein. Heute gilt er als eigene Produktklasse. Zu den Merkmalen des InterCity gehört, dass er zumeist über einen Speisewagen oder ein Bistro verfügt. Auf einigen Strecken ist er allerdings lediglich mit einer Minibar ausgestattet.

Der EuroCity (EC)

Mit dem EuroCity (EC) werden verschiedene Ziele innerhalb von Europa angesteuert. In Deutschland läuft der EuroCity im gemeinsamen Taktverkehr mit dem verwandten InterCity.

Entwicklung

Ins Leben gerufen wurde der EuroCity 1987 von den Bahngesellschaften der Europäischen Gemeinschaft sowie der Schweiz und Österreich. Das neu gebildete EuroCity-Netz umfasste zunächst 64 Züge, die die Nachfolge des Trans-Europ-Express (TEE) antraten. Im Gegensatz zum TEE führten die EC-Züge auch Wagen der 2. Klasse.

Anfang der 90er Jahre erhöhte sich die Anzahl der EC-Züge auf 102. Nach Ende des kalten Krieges wurden EC-Züge schließlich auch in den osteuropäischen Staaten eingeführt.

Nach dem Bau von Schnellfahrstrecken gestalteten die Bahngesellschaften zahlreiche EC-Züge in Hochgeschwindigkeitszüge um. Dazu gehört zum Beispiel der belgische Thalys.

Eigenschaften

Zu den Merkmalen von EC-Zügen gehört, dass sie eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h erreichen sowie RIC-fähig und klimatisiert sind. Ihre Abteile verfügen über sechs Sitzplätze in der 1. und 2. Klasse.

In der Regel werden für EC-Züge dieselben Wagentypen verwendet wie für InterCity-Züge. Manchmal kommen aber auch ältere Waggons zum Einsatz.

EC-Züge verkehren grenzüberschreitend und halten nur in den wichtigsten Städten. Ihre Haltezeit beträgt höchstens 5 - 15 Minuten.

Den Fahrgästen werden an Bord Getränke und Speisen angeboten. Das Zugpersonal spricht in der Regel mindestens zwei Sprachen wie deutsch, französisch oder englisch.

Die EC-Züge müssen spezielle Pünktlichkeitskriterien erfüllen. Kommt es vor, dass ein EuroCity mehrmals unpünktlich ist, kann er seine EC-Zuggattung einbüßen.

Diese Qualitätskriterien sind allerdings von Land zu Land unterschiedlich. So werden manche EC-Züge auch im Inland eingesetzt. Außerdem verfügen nicht alle Waggons der 2. Klasse über eine Klimaanlage oder einen Speisewagen.

Der Railjet (RJ)

Ein Fernreisezug der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) ist der Railjet oder railjet. Er gilt als gemeinsame Zuggattung von

  • ÖBB
  • Schweizerischer Bundesbahn
  • ungarischer Staatsbahn und
  • Deutscher Bahn.

Im Einsatz ist der Railjet seit 2008 und verkehrt unter anderem zwischen Frankfurt/Main und Budapest.

Merkmale

Der Railjet erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h, womit er zu den schnellsten Zügen der Welt zählt. Anstelle von Triebzügen verwendet die ÖBB lokbespannte Wendezüge. Zusammengesetzt werden die Railjet-Garnituren aus einem Steuerwagen und sechs Zwischenwagen.

Zu den Vorteilen der Railjet-Züge gehört, dass sie die Eigenschaften von lokbespannten Zügen mit denen von Triebwagenzügen vereinen. So lassen sie sich theoretisch um einzelne Wagen kürzen oder verlängern, was in der Praxis allerdings bislang noch nicht angewendet wurde.

Reguläre Wagenklassen gibt es im Railjet nicht. Das Servicekonzept besteht aus den drei Klassen

  • "business"
  • "first" und
  • "economy".

Zu den Serviceleistungen der Railjet-Züge gehören unter anderem Speisewagen und WLAN für den Internetzugang. Allerdings gibt es an der noch jungen Zuggattung auch Kritik. So klagen Fahrgäste über zu wenige Sitzplätze und das Fehlen von Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Skiausrüstungen.

Der Train à grande vitesse (TGV)

Die Abkürzung TGV steht für Train a grande vitesse. Übersetzt bedeutet dies "Zug mit großer Geschwindigkeit". In der Tat kann der französische Hochgeschwindigkeitszug auf bestimmten Strecken ein Tempo von bis zu 320 km/h erreichen.

Merkmale

In Betrieb ist der TGV seit 1981. Ursprünglich sollte er sich auf Geschäftsreisende konzentrieren, erfreute sich jedoch schon bald bei einem breiteren Publikum großer Beliebtheit.

So stieg das Passagieraufkommen kontinuierlich an. Heutzutage weist der TGV ein Streckennetz von etwa 7.000 Kilometern auf, wobei für die Zukunft weitere Streckenausbauten geplant sind.

Zusammen mit seinen Geschwisterzügen Thalys und Eurostar fährt der TGV nicht nur innerhalb von Frankreich, sondern auch

In Frankreich wird der TGV wegen seiner Schnelligkeit mittlerweile sogar häufiger genutzt als Inlandsflugreisen.

Um die Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h zu erzielen, sind jedoch Fahrten auf speziellen Schnellfahrstrecken erforderlich, wie zum Beispiel auf der Linie Paris-Ostfrankreich-Südwestdeutschland. Insgesamt umfasst der TGV 465 Zuggarnituren unterschiedlicher Art.

Strecken außerhalb von Frankreich

Auch außerhalb von Frankreich können die TGV-Züge auf bestimmten Schnellfahrstrecken verkehren. So gibt es ein internationales Schnellfahrstreckennetz, das von Marseille über Paris und Brüssel bis nach Köln führt.

Außerdem lässt sich die englische Hauptstadt London erreichen. So wird seit 1994 das Festland Europas durch die Eurostar-Züge mit London verbunden. Die Reisezeit von Paris nach London beträgt 2 Stunden und 15 Minuten.

Verschiedene TGV-Typen

Der TGV ist in unterschiedlichen Variationen unterwegs. Sie alle haben miteinander gemeinsam, dass sich ihre Züge aus zwei Triebköpfen zusammensetzen. Zwischen diesen Triebköpfen befindet sich ein Wagenzug aus acht bis zehn Mittelwagen.

Bei den Triebköpfen handelt es sich um spezielle kastenförmige Elektrolokomotiven. Das Prinzip des TGV wurde auch von anderen europäischen Hochgeschwindigkeitszügen übernommen, wie zum Beispiel dem deutschen ICE Baureihe 401. Zu den unterschiedlichen Typen und Generationen des TGV zählen

  • der TGV Sud-Est, der das älteste TGV-Modell ist
  • der TGV Atlantique
  • der TGV Reseau
  • der TGV Duplex und
  • der TGV POS, der zwischen Paris und Süddeutschland verkehrt.

Der Thalys (THA)

Ebenfalls zu den Hochgeschwindigkeitszügen zählt der belgische Thalys (THA). Er basiert auf dem französischen TGV. Betrieben wird er von der internationalen Bahngesellschaft Thalys International in der belgischen Hauptstadt Brüssel.

Dabei handelt es sich um eine Tochterfirma der belgischen Staatsbahnen (NMBS/SNCB) und der französischen Bahngesellschaft SNCF. Ebenfalls beteiligt ist Thalys Nederland, eine Tochtergesellschaft der niederländischen Eisenbahn.

Entwicklung

Entwickelt wurde der Thalys in den 90er Jahren, um durch einen Hochgeschwindigkeitszug die Städte Paris, Brüssel, Amsterdam und Köln miteinander zu verbinden. Dazu wurde 1995 die Westrail International Bahngesellschaft gegründet, die sich 1999 in Thalys International umbenannte. Zeitweise war auch die Deutsche Bahn an der Gesellschaft beteiligt, was jedoch seit 2011 nicht mehr der Fall ist.

Von dem mehrsystemfähigen Thalys gibt es zwei Varianten. Dabei handelt es sich um den Thalys PBKA, der von Paris über Brüssel und Köln nach Amsterdam fährt, und den Thalys PBA, der zwischen Paris, Brüssel und Amsterdam verkehrt. Die Einheiten des Thalys PBA sind baugleich mit dem TGV Reseau und erreichen Geschwindigkeiten bis zu 300 km/h.

Serviceleistungen

An Bord des Thalys werden in der 1. Klasse zahlreiche Serviceleistungen angeboten.

  • Dazu zählen Getränke, Speisen oder Knabbereien.
  • Auch Bier und Wein sind erhältlich.
  • Darüber hinaus gibt es an Werktagen ein großes Angebot an Tageszeitungen.

Seit 2008 können die Fahrgäste auch über einen WLAN-Zugang für das Internet verfügen. Während dieses Angebot in der 1. Klasse gratis ist, müssen in der 2. Klasse dafür Gebühren entrichtet werden.

Der Intercity-Express (ICE)

Der Intercity-Express (ICE) ist ein Hochgeschwindigkeits- und Komfortzug der Deutschen Bahn. Er wird auch als Flaggschiff des Unternehmens bezeichnet.

Entwicklung

Der Intercity-Express gilt als Nachfolger des InterCity. Erstmals in Betrieb genommen wurde er 1991, womit er den Hochgeschwindigkeitsverkehr in Deutschland eröffnete. Die ersten ICE-Züge waren die ICE 1 Triebzüge, denen später die Modelle ICE 2 und ICE 3 folgten.

In der heutigen Zeit bedient der Intercity-Express rund 180 ICE-Bahnhöfe innerhalb Deutschlands und weiteren Ländern wie

  • Frankreich
  • den Niederlanden
  • Belgien
  • Dänemark
  • Österreich und
  • der Schweiz.
Der ICE ist der Nachfolger des IC
Der ICE ist der Nachfolger des IC

Merkmale

Der ICE zählt zu den erfolgreichsten Marken der Deutschen Bahn. So wurde er allein im Jahr 2012 von 58 Prozent aller Fernverkehrsreisenden genutzt.

Die Verkehrsleistung der ICE-Züge am Fernverkehr der Deutschen Bahn liegt bei 66 Prozent. Darüber hinaus stellt der ICE für das Unternehmen ein wichtiges Prestigeobjekt dar.

Innerhalb des ICE-Systems sind 260 Hochgeschwindigkeits-Triebzüge verschiedener Art unterwegs. Dazu gehören

  • ICE 1
  • ICE 2
  • ICE 3 sowie
  • ICE T und
  • ICE TD.

Außerdem werden die beiden Garnituren des ehemaligen Metropolitan Express Train als ICE eingesetzt.

Die ICE-Züge weisen einige Gemeinsamkeiten wie einheitliche Farben sowie ähnliche Komforteigenschaften und Innenraumeinrichtungen auf. Vor allem die Farbgebung aus lichtgrauer Lackierung und roten Streifen sowie das schwarze Fensterband gelten als typische Merkmale des ICE.

Serviceleistungen

Zu den Gemeinsamkeiten der ICE-Züge gehört hoher Komfort. So verfügen sie über

  • Speisewagen oder einen Bistro-Bereich
  • Vollklimatisierung und
  • ein Informationssystem für die Fahrgäste.

Auch ein Extraabteil für Kinder gibt es. In den meisten Zügen sind zudem

  • Kopfhörerbuchsen
  • Steckdosen
  • Fußstützen
  • Radiosender sowie
  • bordeigene Musik- und Sprachprogramme

vorhanden. In der 1. Klasse verfügen einige Plätze sogar über Videobildschirme. Auf diesen kann sich der Fahrgast Sendungen von Bahn TV ansehen. Des Weiteren typisch ist mittlerweile auch der Internetzugang per WLAN.

ICE-Netz

Das städteverbindende ICE-Netz setzt sich aus etwa 180 Bahnhöfen zusammen, von denen sich 130 in Deutschland befinden. In etwa 80 Bahnhöfen hält wenigstens alle zwei Stunden ein Intercity-Express.

Da sich einige Linien überlagern, kann es auf diesen zu taktähnlichen Zeiten von ca. 30 Minuten kommen. Für die Hochgeschwindigkeitszüge stehen in Deutschland zahlreiche Schnellstrecken zur Verfügung, auf denen Geschwindigkeiten von mindestens 200 km/h möglich sind.

ICE-Sprinter

Eine Sonderform der ICE-Züge stellen die so genannten ICE-Sprinter dar. Sie verkehren zwischen den Bahnhöfen

  • München
  • Berlin
  • Hamburg
  • Köln und
  • Frankfurt am Main.

Da sie bei ihren Fahrten nur wenige oder auch überhaupt keine Zwischenstopps einlegen, beträgt ihre Fahrzeit nur dreieinhalb bis vier Stunden, womit sie etwa 30 Minuten schneller sind als die herkömmlichen ICE-Züge.