Kultgefährt Electrico: Eine Fahrt mit der Lissaboner Tram ist Pflicht für Touristen

Von Nicole Freialdenhoven
21. August 2012

Seit über hundert jahren ziehen die gelb gestrichenen Electricos ihre Bahnen durch die portugiesische Hauptstadt Lissabon. Die Linie 28 führt vom Martim Moniz-Platz in der Unterstadt durch die Viertel Gracia und Alfama zum Ufer des Tejo und schließlich den Berg hinauf nach Chiado und Bairros Altos.

Während die Fahrt für Einheimische zum Alltag gehört, stellen sich bei den Touristen häufig die Nackenhaare vor Schreck auf, wenn die Tram nur haarscharf an den Wänden der Häuser vorbeischrammt.

Trotzdem wird niemand auf die Fahrt durch die engen Gassen verzichten, die zugleich als Stadtrundfahrt durch die unterschiedlichen Viertel von Lissabon dient. So fährt die Linie 28 u.a. an der Kirche Igrejo de Graca aus dem Jahr 1271 vorbei, durch das moderne Bankenviertel in der Baixa, die mittelalterliche Alfama und an vielen wunderschönen alten Häusern, die mit den klassischen Azulejos, bunten Kacheln, dekoriert sind.

Die ersten Electricos lösten im August 1901 die bis dahin vorherrschenden Pferdebahnen in Lissabon ab. 1957 fuhren sie auf einem Liniennetz von 80 Kilometern kreuz und quer durch die Stadt, ehe sie kurz darauf von Bussen und der U-Bahn abgelöst wurden. Die Einheimischen wehrten sich jedoch erfolgreich gegen das komplette Ende der Electrico, die sich wie kein anderes Verkehrsmittel durch die engen Gassen der Alfama schlängeln kann: Heute verkehren restaurierte Wagen aus den 40er Jahren auf der Linie 28 und werden von Touristen und Einheimischen gleichermaßen geliebt.