Unberührte Natur in Ligurien: Die Landspitze Punta Chiappa

Von Katja Seel
13. April 2012

Ligurien, die nordwestliche, an Frankreich angrenzende Küstenregion Italiens, bezaubert Besucher durch ihre einmalige landschaftliche Schönheit mit klarem, blauem Meer und Zitronenbäumen. Sandstrände sind hier jedoch Mangelware. Deshalb sind die wenigen, die es gibt, in den Sommermonaten hoffnungslos überfüllt. Wer ein etwas ruhigeres, einsamer gelegenes Plätzchen zum Baden sucht, wird nur dann fündig, wenn er mit einem der Boote, die die Halbinsel Portofino im Südosten der Hafenstadt Genua umrunden, bis an deren Spitze hinausfährt.

Dort liegt ein kleines Dorf, San Fruttuoso, das ein schönes Kloster zu bieten hat und deshalb auch von Urlaubern besucht wird. Steigt man ein Stückchen vorher aus, an der Landspitze Punta Chiappa, ist man unter sich. Sonnen kann man sich lediglich auf einem der etwas flacheren Felsen, doch wer schwimmen will und das etwas kältere Wasser nicht fürchtet, ist hier richtig. Das Meer ist sauber, und es gibt sogar eine Unterwassergrotte. Badegäste, die die holprige Treppe bis hinunter ans Wasser bewältigt haben, bekommen nicht selten Besuch der Bergziegen, die hier wild leben. Um nach dem Schwimmen wohlbehalten wieder an Land zu gelangen, ist an einem der Felsen ein Tau befestigt, mit dessen Hilfe man sich hochziehen kann. Ansonsten ist die Natur an diesem stillen Fleckchen Erde völlig unberührt.

Befremdlich wirken mag allenfalls der Name der Landzunge. "Chiappa" bedeutet im heutigen Itaienisch "Pobacke", Punta Chiappa ist demnach der "Pobackenpunkt". Pietro Balbi, ein Geologe aus Genua, erklärt jedoch, dass in der dortigen Mundart das Wort die Bedeutung "flach, eben" habe. Von der Stadt aus gesehen wirkt die Felsenansammlung wie ein Stück stark abgeflachter Berg. In geomorphologischer Hinsicht handele es sich in der Tat um eine sogenannte Meeresterasse, die durch die permanenten Wellenbewegungen entstanden ist. Diese haben im Lauf mehrerer Millionen Jahre den Felsen flach geschliffen. Aus senkrechten Felswänden entstand so ein beinahe waagerechtes kleines Plateau.

Von dem Ferienort Camogli aus dauert eine Bootsfahrt nach Punta Chiappa 15 Minuten. Wanderer erreichen die Landspitze zu Fuß in etwa einer Stunde.