Trendy Kalamaja: Wo die Hipster von Tallinn leben

Von Nicole Freialdenhoven
16. November 2012

Was den Berlinern ihr Prenzlauer Berg ist, ist den Esten in der Hauptstadt Tallinn das Viertel Kalamaja nur wenige Gehminuten von der Altstadt entfernt.

In den alten Fabriken und traditionellen Holzhäusern, in denen einst die Fabrikarbeiter lebten, haben sich Künstler, Ökos und junge Familien eingerichtet. Ateliers, Flohmärkte und alternative Cafés prägen das Straßenbild.

Dies war nicht immer so: Zur Zeit der Sowjetunion, waren große Teile des Viertels Sperrgebiet und am Strand patrouillierten Soldaten: Das Regime hatte Angst, dass sich die Esten über die Ostsee ins benachbarte Finnland absetzen würden. Noch heute müssen sich die Bewohner Tallinns wieder daran gewöhnen, dass das Meer Teil des Alltags ist und nicht länger der Eiserne Vorhang, der sie vom Westen trennt.

Wie lange Kalamaja noch kreatives Zentrum der estnischen Hipster sein wird, steht in den Sternen. Wie beim Berliner Pendant Prenzlauer Berg hat die Gentrifizierung längst begonnen. Und auch der Strand, der erst seit 20 Jahren wieder frei zugegänglich ist, wird womöglich wieder Sperrgebiet: Das Gelände wurde an private Investoren verkauft.