Hamburgs sündige Meile - wie die Reeperbahn entstand

Vor dem Vergnügen war die 930 Meter lange Straße für unangenehme und harte Arbeit bekannt

Von Dörte Rösler
9. März 2015

Besucher aus aller Welt kennen die Hamburger Reeperbahn als buntes Amüsierviertel. Bevor das lustvolle Treiben in Bars, Clubs und anderen Etablissements einzog, war die 930 Meter lange Straße für unangenehme und harte Arbeit bekannt

Wer in der Stadt keinen Platz für seine laute oder geruchsintensive Arbeit fand, wich vor die Stadttore aus. So auch die Reeperschläger, die auf der langen ebenen Fläche ihre Taue für die Schiffe verflochten.

Vom Kloster zur sündigen Meile

Die ersten Belege für eine Besiedlung der Fläche rund um die Reeperbahn datiert aus dem Jahr 1247. Nahe am heutigen Fischmarkt gründeten Zisterzienserinnen ein Kloster. Später verlegten sie es in das Alstertal.

Die Freifläche vor der Stadt blieb Hamburg jedoch erhalten. der Graf Schaumburg schenkte das Areal der Bürgermeistergattin, um dort Wäsche zu trocknen.

Das freie Leben

Im Jahr 1605 ließ die Stadt dort ein Krankenhaus errichten - wohl, um die Pestkranken außerhalb der Stadtmauern zu isolieren. Abseits des bürgerlichen Zentrums herrschte "Große Freiheit", etwa zur Ausübung von andernorts unerwünschtem Gewerbe. Trotz eines Verbotes siedelten sich deshalb immer mehr laute, geruchsintensive und sonstig anrüchige Gewerbe vor dem Millerntor an.

Auch die Reeperschläger nutzen die langen und ebenen Flächen oberhalb des Hafens. Sie brauchten viel Platz, um Taue für die Segelschiffe zu flechten. 1883 entzog die Stadt ihnen allerdings wieder die Erlaubnis.

Es wurde eng in Hamburg, und die Areale vor den Stadtmauern wurden benötigt, um die wachsende Bevölkerung unterzubringen. Ein bisschen freier ist das Leben rund um die Reeperbahn aber immer geblieben.