Erotomanie: Wenn Liebe zum Wahn wird

Die bereits 1921 beschriebene Störung suggeriert dem Betroffenen die Gegenliebe des "Subjekts der Begierde"

Von Cornelia Scherpe
21. Oktober 2015

Wer schon einmal Frischverliebte im Freundes- oder Bekanntenkreis hatte, der weiß nur zu gut, dass Pärchen am Anfang ihrer Beziehung nur noch Augen füreinander haben. Es gibt kaum ein anderes Gesprächsthema, ist der eine Partner nicht in der Nähe, schmachtet der andere vor Sehnsucht und sehen beide sich, sind alle anderen Anwesenden bedeutungslos.

So verhalten sich Erotomanie-Betroffene

Dieser romantische Rausch ist jedoch normal, geht von beiden Seiten aus und pendelt sich bei ernsten Absichten nach einiger Zeit in eine gut funktionierende Beziehung ein. Anders ist dies bei der sogenannten Erotomanie. Hier handelt es sich um eine psychische Störung, bei der die Liebe wahnhaft wird und meist der Person, der diese Liebe entgegengebracht wird, nur noch Angst macht.

Erotomanie ist eine einseitige Liebe, denn der Erkrankte geht zwar fest davon aus, dass die Gefühle von beiden Seiten kommen, doch in der Realität ist das gar nicht der Fall. Das führt dazu, dass der Erotomanie-Betroffene

  • täglich anruft,
  • Nachrichten schreibt,
  • Geschenke macht und
  • unangekündigt vor der Tür der "geliebten Person" steht.

Diese hat jedoch keinen blassen Schimmer davon, was der Erkrankte sich einredet und fühlt sich von der aufgedrängten Liebe im besten Fall gestört und im schlimmsten Fall bedroht.

Die Liebe zu Prominenten

Nicht selten richtet sich diese "Liebe" auf Menschen aus, die sozial besser gestellt sind. Auch Liebeswahn gegenüber Prominenten ist dabei nicht selten. Die verliebten Fans sind dabei fest davon überzeugt, dass die Liebe erwidert wird, selbst wenn der betreffende Promi sie gar nicht kennen kann.

Erhebungen zu diesem Thema haben gezeigt, dass vor allen Dingen reifere Frauen an der Erotomanie erkrankten. Die Patientinnen sind im Schnitt zwischen 40 Jahren und 60 Jahren und zum Zeitpunkt der Erkrankung ohne festen Partner. Natürlich gibt es auch Männer mit Erotomanie, doch das ist seltener. Statistisch gesehen steht das Verhältnis bei

  • 69 Frauen zu
  • 31 Männern.

Erstmals beschrieben wurde die Krankheit bereits 1921 vom französischen Psychiater de Clérambault.