Googeln vor dem ersten Date - besser nicht!

Profile auf sozialen Netzwerken prägen den Blick, mit dem wir Menschen betrachten

Von Dörte Rösler
16. Juli 2015

Das Internet beeinflusst unser ganzes Leben. Auch beim Dating setzen immer mehr Deutsche auf die magischen Kräfte von Google, Facebook, Instagram und Co. Es ist auch zu verlockend: mit wenigen Klicks weiß man, wo der Schwarm zur Schule ging, welche Musik er am liebsten hört und wie er in Badehose aussieht. Aber ist es wirklich sinnvoll, sich schon im Vorfeld über das Date zu informieren - oder zerstören wir beim Googeln unsere Unbefangenheit?

Neugier ist normal

Wer ein Date vor sich hat, fühlt - hoffentlich - ein angenehmes Kribbeln. Wie wird er oder sie sein, haben wir die gleiche Wellenlänge? Das solche Fragen den Wunsch beflügeln, schnell mal im Internet zu recherchieren ist normal. Was wir in den sozialen Netzwerken erfahren, bestimmt aber auch die Haltung, mit der wir in das tatsächliche Treffen gehen.

Bleiben Sie unvoreingenommen

Ein wirkliches Bild über einen anderen Menschen kann das Internet nicht vermitteln. Aber es prägt den Blick, mit dem wir ihn anschauen. Und da der Mensch nun mal selektiv wahrnimmt, neigt er dazu, die Eindrücke nach bekannten Rastern zu filtern. Was vom online erworbenen Vorurteil abweicht, bleibt so eventuell unbemerkt.

Im Internet steht, dass ER gern Filme von Tarantino schaut und Tequila trinkt? Wer sein Gegenüber attraktiv findet, wird geneigt sein, ähnliche Vorlieben zu bekunden. Selbst wenn sie nicht stimmen. Dass ER auch französische Komödien und Apfelschorle mag, bleibt dagegen unentdeckt. Wenn Sie Ihr Date unvoreingenommen kennenlernen wollen, schaden Sie sich mit Online-Spionage also selbst.

Fragen statt stalken

Unwissenheit ist keine Schwäche. Im Gegenteil: das beste Mittel, um eine Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen, sind Fragen. Allein das Interesse für die eigenen Vorlieben, Träume und Erfahrungen weckt Sympathie. Hinzu kommt der Zauber des Neuen. Wie viel der andere preisgeben möchte, kann er im Gespräch selbst entscheiden. So baut sich schrittweise Vertrauen auf und beide Seiten können bestimmen, in welchem Tempo sie vorgehen.

Wer im Internet bereits die Hobbys, Interessen und berufliche Karriere seines Dates recherchiert hat, entwickelt dagegen einen unrealistischen Erwartungshorizont. Wenn die Profile zusammen passen, entsteht schnell der Eindruck "ich kenne Dich schon sooo gut, wir sind das perfekte Paar" - bevor man sich wirklich begegnet ist.

Eine beeindruckende Online-Vita kann aber auch einschüchtern. Und oftmals offenbart der Klick bei Google peinliche Seiten des Dates, die Zweifel schüren. "Was ist das denn für einer?" Solche Gedanken machen das Treffen nicht entspannter.

Die andere Seite sehen

Wenn Sie immer noch unsicher sind, ob Sie Ihren Schwarm googeln sollten, hilft eine einfache Frage: wie finden Sie den Gedanken, dass er SIE im Netz ausspioniert und dann mit einem vorgefertigen Bild zum Treffen erscheint?