Ghosting - miese Trennungs-Masche greift um sich

Das Ghosting ist eine fiese Trennungs-Methode, bei der einer der Partner einfach abtaucht

Von Dörte Rösler
21. Juli 2015

On und off, wisch und weg - im Zeitalter von Facebook und Online-Dating ist es leicht, neue Partner kennenzulernen. An ein stilvolles Ende denken dabei immer weniger Menschen: sie tauchen einfach ab, ohne ein Wort zu verlieren. Ghosting nennt sich diese miese Trennungs-Masche. Und die Verlassenen zermartern sich den Kopf.

Heimlich und leise

Zugegeben, Dating-Apps machen die Partnersuche zu einem abwechslungsreichen Sport. Wenn der eine nicht passt, testet man den nächsten. Wer nach den ersten Dates den Kontakt abbricht, verursacht höchstens eine kleine Irritation.

Immer mehr Menschen schleichen sich aber auch heimlich aus längeren Beziehungen. Kein klärendes Gespräch, nicht mal eine SMS - nur eine Mauer aus Schweigen.

Mitgefühl - was ist das?

Ghosting ist verletzend. Während der "Ghost" sich vor der Konfrontation und den Reaktionen seines Partner schützen will, muss der Verlassene ein Wirrwarr aus Gedanken und Gefühlen verarbeiten.

Oft dauert es eine Weile, bis ihm überhaupt dämmert, was geschieht. Dann folgen

Wer kein ausgeprägtes Selbstwertgefühl hat, zermartert sich wochenlang den Kopf: was habe ich falsch gemacht?

Die gute Nachricht: Ghosts sind eher narzisstische Persönlichkeiten, die sich nicht in die Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen einfühlen können. Das eigene Wohlergehen ist ihnen wichtiger.

Insofern trifft die Verlassenen keine Schuld, sie hatten lediglich Pech an einen respektlosen Drückeberger zu geraten. Auf lange Sicht können sie also froh sein, den Feigling los zu sein.

Wer ist betroffen?

Miese Abgänge gab es schon immer. Auch Ghosting ist nicht grundsätzlich neu, Männer und Frauen beherrschen die fiese Masche gleichermaßen. Psychologen beobachten jedoch eine Häufung bei Männern in den mittleren und späten Zwanzigern.

Frauen denken in diesem Alter bereits intensiver an eine feste Bindung und Familienplanung, während die Herren meist erst in den Dreißigern dazu bereit sind. Um sich nicht mit der Partnerin auseinandersetzen zu müssen, tauchen sie still und heimlich unter. Ursache ist hier weniger Selbstverliebtheit als Angst vor Nähe und Verbindlichkeit.

Kurz und ehrlich

Wenn das Date oder der Partner sich aus dem Staub gemacht hat, wächst in den Opfern oft der Wunsch nach Rache. Hilfreich ist das aber nicht.

Wer den Drückeberger persönlich aufsuchen und zur Rede stellen möchte, kann das tun - für das eigene Selbstwertgefühl. Noch besser ist aber: distanzieren Sie sich. Führen Sie sich vor Augen, dass Ihr Gegenüber diese Masche wahrscheinlich schon öfter abgezogen hat und Sie keine Schuld an seinem Verhalten tragen.

Und für die nächste Beziehung kann es lohnen, von Anfang an offen über Bedürfnisse und gegenseitige Erwartungen zu sprechen. So kann auch ein konfliktscheues Gegenüber lernen, sich auf emotional reife Art mitzuteilen.