Sie dürfen sich was wünschen - Sehnsucht liefert Impulse für neue Möglichkeiten

Die Sehnsucht ist laut Psychologen eine wichtige Emotion für die persönliche Entwicklung

Von Dörte Rösler
16. Juni 2015

Die Sehnsucht ist ein bitter-süßes Gefühl. Sie lenkt unseren Blick auf etwas fernes Schönes, zugleich erfüllt sie uns mit Schmerz, weil die realen Verhältnisse so ganz anders sind.

Ob wir etwas Liebes verloren haben oder für einen unerreichbaren Star schwärmen - Sehnsucht hat eine große Macht und zugleich macht sie ohnmächtig. Verpasste Chancen kann man nicht wiederholen, schöne Lebenssituationen lassen sich nicht weiterführen. Psychologen betonen aber, wie wichtig das Sehnen für die persönliche Entwicklung ist.

Sehnsucht erfordert Erfahrung

Sehnsucht ist eine universelle Empfindung. Wohl alle Menschen sehnen sich nach etwas:

  • noch einmal die verstorbene Mutter umarmen zu können,
  • Applaus vom Publikum,
  • einem Traumurlaub auf den Malediven.

Manche Sehnsüchte erfüllen sich, andere bleiben für immer unerreichbar. Um sich wirklich nach etwas zu sehnen, braucht man allerdings Erfahrung.

Kleinen Kindern ist die Melange aus Freud und Leid fremd, da sie noch nicht über die Begrenztheit des eigenen Lebens sinnieren. Jugendliche und junge Erwachsene spüren dagegen schon die Spannung zwischen Phantasie und Realität. Sie sehnen sich meist nach

Je älter wir werden, desto mehr schwingt dann bei vielen Wünschen die Gewissheit mit, dass sie sich nicht (mehr) erreichen lassen. Sinnvoll ist die Sehnsucht aber in jeder Lebensphase.

Motor für Veränderung

Ob Abiturprüfung, Hausbau oder eine Beförderung - konkrete Ziele geben unserem Alltag eine Struktur. Sehnsucht gibt dagegen dem ganzen Leben eine Richtung.

Das innere Ziehen leitet die Suche nach etwas Neuem an und liefert die Energie für Veränderungen. Bevor eine persönliche Utopie entstehen kann, braucht es allerdings starke Emotionen.

Wie entsteht Sehnsucht?

Forscher gehen davon aus, dass am Anfang jeder Sehnsucht ein intensives Gefühl steht. Ob

die Emotionen wandeln sich zu einer Phantasie, um anschließend zur Sehnsucht zu werden. Eine wesentliche Rolle spielen hierbei die Bilder, die wir uns von unserer persönlichen Utopie machen.

Sehnsucht schafft insofern einen kreativen Raum, in dem wir neue Möglichkeiten bildhaft durchspielen, inklusive der Empfindungen, die sich dabei einstellen. Dieses intensiv gefühlte Verlangen beeinflusst private und berufliche Entscheidungen.

Wenn die Sehnsucht sich erfüllt, lässt die innere Spannung nach, bis die Gefühle eine neue Phantasie entstehen lassen. Zeigt die Realitätsprüfung, dass eine Sehnsucht sich unmöglich verwirklichen lässt, flaut sie meist irgendwann wieder ab. Heikel wird das Sehnen erst, wenn es erstarrt und sich als Sucht an etwas bindet.