Mein Partner macht mich ständig wütend - Über den richtigen Umgang mit festgefahrenen Angewohnheiten

Auf die Frage hin, was in einer langjährigen Beziehung am Partner als störend empfunden wird, können Aufzählungen sehr umfangreich ausfallen. Oft verbergen sich hinter den Aufzählungen andere Gründe, die ein Tolerieren und Annehmen des Partners schwer oder gar nicht ermöglichen. Es ist nicht immer einfach, mit festgefahrenen Angewohnheiten des Partners richtig umzugehen. Lesen Sie hier, wie man bestimmte Eigenarten des Partners zu tolerieren lernt und wann eine Trennung die bessere Entscheidung darstellt.

Von Marco Stephan

Verhaltensweisen nicht tolerieren können

Die Liebe ist etwas sehr Kostbares, das es zu bewahren und zu umsorgen gilt. Je länger man zusammen ist, desto eher schleifen sich Verhaltensmuster ein, die vom anderen Partner regelmäßig diskutiert werden oder für eine gewisse Phase toleriert werden.

Nicht in jedem Fall schafft es der Partner, die Eigenart des anderen anzunehmen und so kommt es immer wieder zu Reibereien und Konfliktgesprächen zwischen den Partnern. Auch wenn man die während des Konfliktes aufkommenden Emotionen als Leidenschaft füreinander und die Wichtigkeit des Partners für einen selbst ansehen könnte, so ist ein weiterer klarer Aspekt offensichtlich:

Ihr Partner ärgert sich über ein Verhalten an Ihnen und darüber, dass sich trotz Redens und sich Erklärens von Ihrer Seite aus nichts daran geändert wird. Dabei muss es nicht unbedingt die Art sein, mit der der eine den anderen wütend macht; es gibt viele unterschiedliche Eigenarten eines Menschen, die eine Beziehung belasten, von der Unfähigkeit, seine Gefühle auszudrücken über Gleichgültigkeit dem Partner gegenüber bis hin zu genervten Reaktionen und dementsprechend lautstarken Folgen.

Es gibt viele Verhaltensweisen oder Eigenarten welche den Partner extrem nerven können
Es gibt viele Verhaltensweisen oder Eigenarten welche den Partner extrem nerven können

Sein Verhalten ändern?

Fragen Sie sich selbst, warum Sie das Verhalten nicht ändern können, ob es daran liegt, dass Sie bei diesem speziellen Thema trotzig auf die Bitte Ihres Partners reagieren oder dass Sie das Verhalten als einen so starken Teil Ihrer Persönlichkeit verstehen, dass Sie es unmöglich ablegen können. Ein anderer Grund kann sein, dass das Verhalten so sehr in Ihre täglichen Abläufe eingegliedert ist, dass Sie sich nur durch starke Kopfanstrengung davon abbringen können, das Verhalten abzuändern. Finden Sie für sich den zutreffendsten Grund und erklären Sie diesen Ihrem Partner, so dass dieser versteht, dass Sie sich mit dem Thema und seinem Wunsch ernsthaft auseinandergesetzt haben und dass Sie auf den Wunsch Ihren Kräften entsprechend reagieren.

Von der anderen Seite aus betrachtet: derjenige, der mit einer bestimmten Verhaltensweise des Parners nicht zurechtkommt, wird sich die Frage stellen, ob man den Menschen nicht ändern kann. Gibt es Bedürfnisse, die nicht erfüllt werden, beginnen viele Partner damit, dem anderen die Schuld zuzuweisen, bevor sie auch nur im geringen Ausmaß auf das eigene Verhalten blicken und sich die Frage stellen, ob man vielleicht nicht auch selbst in irgendeiner Weise zu der belastenden Situation beitragen. Stattdessen kommt es schnell zu Unterstellungen und ein Umgang miteinander wird unmöglich.

Ein ständiger Prozess

Jeder Tag bietet die Möglichkeit, seinen Partner besser und anders kennenzulernen. Da sich jeder im Laufe der Zeit verändert und weiterentwickelt, ist es wichtig, dass man als Partner nicht auf bekannten Verhaltensmustern und Ansichten des anderen stehen bleibt, sondern sensibel und offen auf den Partner eingeht und diesen dementsprechend verändert wahrnehmen kann.

Eine Änderung kann nur stattfinden wenn beide Partner das wollen
Eine Änderung kann nur stattfinden wenn beide Partner das wollen

Die Frage nach dem "Warum?"

Nicht selten bekommen nahestehende Partner Veränderungen des Partners nicht mit und fallen förmlich aus allen Wolken, wenn der Partner ab einem bestimmten Zeitpunkt wie ein unbekannter Mensch wirkt. Stellen Sie Fragen an sich selbst:

  • Fragen Sie sich, warum Sie etwas Spezielles an Ihrem Partner ärgert und wütend macht. Warum Sie keine Kapazitäten haben, um es anzunehmen und zu tolerieren.

  • Haben Sie das Problem, dass Sie diese Eigenart an Menschen aus Ihrem Leben erinnern, mit denen Sie dieselben Probleme hatten?

  • Ärgern Sie sich stellvertretend über etwas anderes an Ihrem Partner und haben nur dieses eine Thema, um Ihm zu zeigen, dass Sie sich ärgern?

  • Stehen Sie nicht zu Ihren Gefühlen, die Ihnen deutlich machen, dass Sie mehr als nur das eine an Ihrem Partner ablehnen und Schwierigkeiten damit haben, Ihrem Partner gegenüber Liebe zu empfinden?

Was auch immer der Grund ist, es liegt in Ihren Händen, diesen zu finden und dementsprechend eine Handlung zu überlegen.

Man sollte sich selbst fragen warum einem das Verhalten des Partners so nervt
Man sollte sich selbst fragen warum einem das Verhalten des Partners so nervt

Akzeptanz oder Trennung

Es ist für beide sehr schwierig zusammenzuleben, wenn fühlbar ist, dass man sich zunehmend streitet und etwas nicht stimmt. Tun Sie sich und Ihrem Partner einen Gefallen und gehen Sie den Schwierigkeiten nach, so dass Sie Klarheit erhalten und sich überlegen können,

  • ob Sie die Erkenntnisse dafür einsetzen können, um zur Ruhe zu kommen
  • Ihren Partner zu lassen und anzunehmen oder
  • ob Sie sich von Ihm trennen müssen, weil Sie Ihn nicht so akzeptieren können, wie er ist und sich dadurch selbst beschweren und in eine Rolle bringen, die sich für Sie nicht gut anfühlt.

Kein Mensch sollte Spaß daran haben, einen anderen Menschen anzugreifen oder unentwegt zu kritisieren. Beenden Sie dieses Verhalten also, wenn es Ihre Art ist Ihrem Partner deutlich zu machen, dass er Sie auf seine Art massiv stört.

Paartherapie als letzte Chance

Bevor man jedoch getrennte Wege geht, kann es sich durchaus noch lohnen - vorausgesetzt, beide Partner stehen hinter dieser Entscheidung - eine Paartherapie zu besuchen. Spätestens, wenn innerhalb der Beziehung eine verminderte Lebensqualität wahrnehmbar ist, sollte man diese Option in Betracht ziehen.

Dies fällt jedoch vielen Paaren schwer. Besonders Männer haben Probleme damit zuzugeben, dass sie Hilfe von außen benötigen; sie gehen seltener den entscheidenen Schritt und schlagen eine Therapie vor. Oftmals gibt ihnen die drohende Trennung den entscheidenen Schubs in diese Richtung. Worauf Sie bei der Wahl eines Paartherapeuten achten sollten, erfahren Sie hier.