Krisen in der Freundschaft - Mögliche Ursachen und Tipps, um Streit zwischen Freunden zu überwinden

Nahezu jede gute Freundschaft gerät irgendwann in eine Krise. Nun zeigt sich meist ihr wahrer Wert, denn nur eine wirklich gute Freundschaft kann diese Bewährungsprobe überstehen. Was können Sie selbst dafür tun, damit Ihre Freundschaft eine solche Krise überwindet? Meist ist guter Rat teuer. Lesen Sie über mögliche Ursachen einer Krise in der Freundschaft und erhalten Sie Tipps, um Streit zwischen Freunden zu überwinden.

Von Kathrin Schramm

In guten, wie in schlechten Zeiten

Im Laufe einer Freundschaft kann es Phasen geben, in denen man sich dem anderen näher oder ferner fühlt. Bei genauerem Hinsehen können die Gründe für diese Veränderungen im Umgang miteinander erkannt und entsprechend verändert werden.

Wenn auch Sie sich ab und an irritiert fühlen, weil Sie nicht verstehen, warum sich Ihr bester Freund oder Ihre beste Freundin bei bestimmten Themen schneller zurückzieht, dann erforschen Sie die Situationen und lernen Sie Ihren besten Freund und auch sich selbst besser kennen. Auf diese Weise können Sie Ihre Freundschaft stabilisieren und in Situationen, in denen Sie einander brauchen, besser gestalten.

Eine beste Freundschaft ist gekennzeichnet von Vertrauen und dem Wissen, dass man sich nicht zu verstellen braucht. In dem anderen hat man oft einen Gleichgesinnten gefunden, der einem selbst nicht immer ähnlich sein muss, aber die eigenen Vorstellungen unterstützt.

Bei der besten Freundin muss man sich nicht verstellen
Bei der besten Freundin muss man sich nicht verstellen denn sie liebt einem genauso wie man ist

Beste Freunde können kritisieren und Themen ansprechen, die in anderen Konstellationen zu Konflikten führen können. Mit besten Freunden ist es leicht, eine entspannte und leichte Zeit miteinander zu verbringen und selbst in schwierigen Situationen Abstand einnehmen und für Ablenkung sorgen zu können.

Eine beste Freundschaft kann im Laufe ihres Bestehens auf Höhen und Tiefen treffen. Je nach den Entwicklungen der Persönlichkeiten eines Einzelnen sind es die weiterhin anhaltenden Bünde des Vertrauens und dem Gefühl und Wissen darum, dass man in dem anderen einen ebenbürtigen Gesprächspartner hat und sich auf dessen Zuspruch, Respekt und Urteilsfreiheit in allen Lebenslagen verlassen kann.

Veränderungen sind normal

Oft sind es individuelle Veränderungen in der Persönlichkeit oder zu wenig Zeit, die man miteinander und füreinander aufbringen kann und die maßgeblich dafür Sorge tragen, dass man sich nicht mehr so klar verstanden fühlt und stützen kann. Aus diesem Grund ist es vor allem angebracht, sich immer wieder bewusst zu machen, dass im Laufe des Zusammenseins jeder Veränderungen durchmacht.

Sätze der Art von "Ich kenne dich doch so" können in der Häufigkeit angebracht bald zu Problemen führen, wenn der andere sich nicht mehr richtig gesehen und verstanden fühlt und auch Erklärungen über neue Veränderungen nicht beim anderen so ankommen, dass er sein Bild über den besten Freund dementsprechend erweitert.

Viele beste Freundschaften scheitern, weil das Persönlichkeitsbild über den anderen kaum erweitert wird und wenn doch, dann meist in unvollständigem Maße. Man macht es sich oft zu einfach und greift auf lange Verstandenes zurück, kann es passieren, dass man die Veränderungen des besten Freundes noch nicht in seinem Gefühl hat und in seiner Beratungsfunktion intuitiv auf alte Gedanken zurückgreift.

Die Persönlichkeit kann sich im Laufe des Lebens wandeln
Die Persönlichkeit kann sich im Laufe des Lebens wandeln und dann kennen wir den besten Freund nicht mehr richtig

Äußere Umstände

Dass sich Freundschaftne im Laufe der Jahre stark verändern können, ist normal. Besonders die Zeit des Erwachsenwerdens, die Zwanziger, haben sich diesbezüglich in sich.

Man lernt, beispielsweise studiumsbedingt, sehr viele neue Leute kennen, zieht oftmals in eine andere Stadt und wenn der beste Freund oder die beste Freundin nicht zufällig im gleichen Bereich studieren möchte, wird es schwer, den Kontakt, wie er bisher stattgefunden hat, zu halten.

Während man zu dieser Zeit fleißig damit beschäftigt ist, möglichst viele neue Kontakte zu knüpfen, wird es im Laufe der Jahre wichtiger, sich auf die wirklich guten Freundschaften, die, die man schon so lange pflegt, verlassen zu können. Man braucht eine feste Stütze im Leben, jemanden, der immer für einen da ist und um den man sich ebenfalls sorgen kann. Schafft man es, eine solche Freundschaft aufzubauen, wird sie auch nach dem besagten Umzug Bestand haben, wenn auch auf eine andere Art.

Neben einem Umzug kann auch eine (neue) Beziehung, eine Hochzeit oder die Geburt eines Kindes eine deutliche Veränderung der Freundschaft mit sich bringen. Die Prioritäten müssen mitunter neu gesetzt werden, man hat weniger Zeit für die Dinge, die einem bisher am wichtigsten gewesen sind.

Natürlich heißt dies nicht, dass man sich deshalb nicht mehr für die Freundschaft zu einem bestimmten Menschen interessiert oder sich dafür einsetzt. Trotzdem kann eine solche Veränderung auch zu Konflikten führen. Im nächsten Punkt gehen wir etwas genauer darauf ein.

Mögliche Gründe für Krisen in einer Freundschaft

Krisen in Freundschaften können auf vielfältige Art und Weisen entstehen. Meist liegen ihre Ursachen in verletzten Gefühlen. Ob die Gefühle tatsächlich verletzt wurden, oder ob der Betroffene dies nur so empfindet, ist dabei sekundär.

Häufig spielt sogar Eifersucht eine Rolle, wenn einer der Freunde sich vernachlässigt fühlt. Auch grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten und Lebenseinstellungen können zu Krisen führen, wenn es beiden Beteiligten nicht gelingt, rechtzeitig einen Kompromiss zu finden oder mit Toleranz zu reagieren. Krisen in der Freundschaft entstehen aber auch häufig durch wirklich schwerwiegende Fehler, die einer oder auch beide der Freunde begangen haben.

Doch warum kommt es häufig gerade bei sehr guten Freundschaften zu elementaren Krisen? Das ist eigentlich ganz einfach, denn je wichtiger einem die andere Person ist, desto empfindlicher reagiert man selbst auf Störfaktoren der Freundschaft.

Bei oberflächlichen Beziehungen würden einem kleine Vernachlässigungen bedeutend weniger ausmachen. Verletzungen sitzen tief, und gerade ein unbedachte Bemerkung kann zum Streit führen.

Je wichtiger einem ein Mensch ist umso verletzbarer ist man
Je wichtiger einem ein Mensch ist umso verletzbarer ist man

Zu den möglichen Gründen, warum es zumindest nach einiger Zeit zu Problemen kommen kann, ist anstehender Nachwuchs...

Wenn die beste Freundin ein Kind bekommt - Freundschaft auf Bewährungsprobe

Beste Freundinnen unternehmen viel zusammen und vertrauen sich gegenseitig ihre Probleme an. Sie sind sehr vertraut miteinander und haben keinerlei Geheimnisse. Doch wenn nun eine der beiden schwanger wird und ein Kind bekommt, verändert sich die Freundschaft.

Wenn die beste Freundin ihr erstes Baby bekommt wird sich die Freundschaft massiv verändern
Wenn die beste Freundin ihr erstes Baby bekommt wird sich die Freundschaft massiv verändern

Alles dreht sich ums Baby

Genauso wie sich Mann und Frau erst auf den Alltag mit einem Baby einstellen müssen, muss auch eine Freundschaft sich erst wieder neu einpendeln. Gerade wenn vielleicht auch die Freundin sich ein Baby wünscht, es aber bisher nicht geklappt hat, dann wird die Freundschaft schwierig. Die frischgebackene Mutter hat durch ihr Baby nicht mehr so viel Zeit für Unternehmungen, und aus Sicht ihrer Freundin dreht sich nur noch alles um das Baby.

Gesprächsthemen und gemeinsame Verabredungen ändern sich

Die junge Mutter möchte ihre Freude mit der Freundin teilen und erzählt unaufhaltsam, was das Baby heute alles gemacht hat und was es nun schon kann. Die Gesprächsthemen verändern sich durch die Geburt des Babys.

Während zuvor die Freundschaft vollkommen unbeschwert war, richten sich die Telefonate und Treffen zwischen den Freundinnen nun nach dem Rhythmus des Babys. Ein Treffen ist erst möglich, wenn das Baby satt ist, nicht krank ist oder die Mama nicht zu müde ist.

Den neuen Alltag verstehen lernen

Hat die Freundin selbst (noch) kein Kind, kann sie sich häufig nur schwer in die frischgebackene Mama hineinversetzen. So ein kleines Wesen schläft doch dauernd, warum ist die Freundin dann immer so müde?

Hat sie vielleicht kein Interesse mehr an der Freundschaft? So oder ähnlich kann es interpretiert werden, wenn eine junge Mutter keine Lust mehr hat, sich mit der Freundin zum Plaudern oder Eisessen zu verabreden.

Verständnis zeigen ist wichtig

Doch nicht jede Freundschaft zerbricht durch die Geburt eines Kindes. Wenn beide Freundinnen Verständnis für die andere aufbringen, dann ist schon ein großer Schritt getan.

Sicher wird die frischgebackene Mutter nichts dagegen haben, wenn die Freundin sie in den ersten Monaten einfach öfter zu Hause besucht. Dann müssen die Essenszeiten des Babys nicht mit den Treffen abgestimmt werden und alles ist unkomplizierter.

Generelle Ursachen für Streit unter Freunden

Familienzuwachs ist einer der Faktoren, die eine Freundschaft belasten können. Abgesehen davon gibt es ein paar generelle Punkte bzw. Themen, mit denen sich Freunde in problematischen Phasen beschäftigen und dazu mitunter einfach unterschiedliche Ansichten haben. Dazu zählen beispielsweise:

  • Eifersucht und Neid: Gönnt man dem anderen Glück, Liebe und Erfolg oder kommt es zum Konkurrenzdenken?
  • Initiative: Wie oft meldet man sich beieinander und schlägt gemeinsame Aktivitäten vor?
  • Zeitaufwand: Wie viel Zeit plant man für gemeinsame Treffen ein?
  • Intensität: Vertraut man sich dem anderen auch mit Problemen an?
  • Präsenz: Ist man für den anderen da, sobald dieser einen braucht?
  • Gegenseitigkeit: Ist das Verhältnis von Geben und Nehmen ausbalanciert?
  • Gefühl: Fühlt sich die Freundschaft gut an oder muss man sich irgendwie verstellen etc.?

Tipps zur Überwindung einer Krise

Egal, über welches Thema man sich innerhalb einer Freundschaft streitet; mit einer Mischung aus Einsicht, Reue, Kommunikation und Geduld wird man wohl die häufigsten Probleme gemeinsam lösen können.

Einsicht und Reue

Bei einem Streit ist eine notwendige Einsicht und die Bereitschaft, zu seinen Fehlern zu stehen und sie wieder gut machen zu wollen, der erste Schritt zur Versöhnung. Wenn Ihnen die Freundschaft wichtig ist, dann gehen Sie auf Ihren Freund oder Ihre Freundin zu. Verzichten Sie auf Vorwürfe, und wenn Sie selbst Schuld tragen, dann sprechen Sie auch aus, dass Sie einen Fehler gemacht haben, und dass es Ihnen leid tut.

Auf Racheaktionen verzichten

Wurde man von seinem Freund provoziert, sollte man versuchen zu vermeiden, sich von Gefühlen wie Eifersucht, Frustration oder Wut lenken zu lassen. Es kann sein, dass der Gedanke, sich am anderen zu rächen, aufkommt. Übt man jedoch Rache aus, wird diese eine Freundschaft eher zerstören, als dass es wieder zu einer Versöhnung kommt.

Rächt man sich, wird man es im Nachhinein bereuen. Ein solches Verhalten wird meist aus Wut und Angst heraus praktiziert; im Nachhinein wird man sich schlecht fühlen.

Das Gefühl, sich für etwas zu rächen, kann je nach Streitgrund ziemlich verlockend werden. So ein Gefühl lässt sich jedoch auch kontrollieren. Wenn es aufkommt, sollte man sich daran erinnern, dass so eine Aktion lediglich eine Antwort auf zerstörtes Vertrauen ist - diesem Bedürfnis muss man nicht folgen.

Sich in den anderen hineinversetzen

Es mag vorkommen, dass man bei einem Streit auf seinen Ansichten beharrt; wenn beide Seiten so vorgehen, treffen zwei Sturköpfe aufeinander, die sich unter'm Strich nicht einig werden können.

Vernünftig wäre es, nachzugeben und sich für einen Moment lang in die Lage des Freundes zu versetzen - würde man an seiner Stelle vielleicht nicht auch so handeln? In manchen Situationen hilft es, die Dinge mit anderen Augen zu sehen.

Auch das Erfassen der äußeren Umstände kann hilfreich sein. Wenn der Freund sich beispielsweise gerade in einer schwierigen Lage befindet, ist es möglich, dass ihm einfach generell zur Zeit alles über den Kopf wächst und er vielleicht deswegen Dinge gesagt hat, die er nicht so gemeint hat oder die man falsch auffassen könnte.

Offenes Gespräch

Bitten Sie Ihren Freund um ein offenes Gespräch. Mit etwas Glück lässt sich der Streitpunkt dann regeln oder das Missverständnis aus der Welt räumen.

Manchmal kann es bei einem solchen Gespräch zu hitzigen Diskussionen kommen. Wichtig ist hierbei, Ruhe zu bewahren und möglichst gelassen zu bleiben.

Merkt man, dass Emotionen wie Wut immer stärker werden, sollte man sich kurz von der Streitsituation entfernen, tief durchatmen und versuchen, sich wieder zu entspannen. Indem man anfängt, den anderen anzuschreien, wird man es zu keiner Lösung bringen.

Ist der andere noch nicht bereit für ein Gespräch, sollte man dies respektieren. Dass man den ersten Schritt gemacht hat, wird er einem anrechnen und sich melden. Auf Gespräche über das Telefon sollte man jedoch verzichten.

Trifft man sich, um über die Situation zu sprechen, sollte man darauf achten, sich gegenseitig ausreden zu lassen, statt einander zu unterbrechen, weil man anderer Ansicht ist - es geht darum, dass jeder seinen Standpunkt deutlich macht, um sich irgendwo in der Mitte zu treffen. So lässt sich gemeinsam eine mögliche Lösung finden, beispielsweise, indem man sich auf einen Kompromiss einlässt.

Ein offenes Gespräch hilft die Krise zu überwinden
Ein offenes Gespräch hilft die Krise zu überwinden

Geben Sie sich gegenseitig Zeit

Dennoch ist nach einem Streit nicht sofort alles wieder im Lot. Besonders verletzte Gefühle benötigen Zeit, um sich wieder zu erholen. Beide Freunde sollten sich diese Zeit nehmen.

Oftmals kann es schon ausreichen sich zu versichern, dass alle offenen Punkte geklärt sind, dass man aber noch etwas Zeit benötigt, um wieder neues Vertrauen zu fassen. Gehen Sie vorsichtig vor und versuchen Sie nicht, etwas zu erzwingen. Bei wirklich guten Freundschaften wird die Zeit Ihre Probleme vergessen machen.

Wieder zueinander finden

Besinnen Sie sich ab und an auf die Veränderungen Ihres besten Freundes und machen Sie sich auch Ihrer eigenen Veränderungen bewusst. Nehmen Sie sich Zeit füreinander, sobald Sie merken, dass Sie sich die Phasen der Distanz häufen und geben Sie Zeit in den Wunsch, einander wieder näher zu kommen, mehr Tiefe in Ihre Gespräche zu bringen und ein stabiles Gefühl für Ihren besten Freund zu bekommen.

Fazit

Beste Freundschaften müssen nicht nur bestimmte Lebensphasen halten, sondern können Sie mitunter ein Leben lang begleiten. Behalten Sie Ihren besten Freund im Blick und gehen Sie nicht davon aus, dass sich Ihre Freundschaft einfach so weiter entwickelt.

Freundschaften sind wie Partnerschaften - mit

  • dem richtigen Blick
  • dem gesunden Gefühl füreinander und
  • einer regelmäßigen Portion an Beziehungsarbeit

wird eine langlebige, kraftspendende, erholsame und Freude spendende Beziehung zueinander garantiert.