Einsamkeit verändert das Immunsystem

Eine Studie mit 141 Freiwilligen hat gezeigt, welchen Einfluss die Einsamkeit auf das menschliche Abwehrsystem hat

Von Cornelia Scherpe
30. November 2015

Wer das Gefühl der Einsamkeit schon einmal erlebt hat, der weiß nur zu gut, wie sehr es an einem Menschen nagen kann. Ärzte vermuten bereits seit einiger Zeit, dass anhaltende Einsamkeit nicht nur stark auf die seelische Gesundheit wirkt, sondern auch den körperlichen Zustand verändert.

Um das näher zu beleuchten, hat man nun eine Studie mit 141 Freiwilligen durchgeführt. Viele potenzielle Teilnehmer hatten einen Fragebogen zur persönlichen Lebenssituation ausgefüllt und die Forscher wählten die 141 Personen, deren Antworten eindeutig eine soziale Isolation zeigten.

Einsamkeit aktiviert bestimmte Gene

Man nahm nun von allen Probanden Blutproben und analysierte diese auf die Genaktivität hin. Grund dafür waren ältere Studien, die bereits gezeigt haben, dass sich bei Menschen manche Gene dann aktivieren, wenn man in eine bedrohliche Situation gerät. Es beginnt eine Art Alarm im Körper und bestimmte Gene werden angeschaltet.

Tatsächlich fand man bei den einsamen Menschen genau diese Gene in aktiver Form vorliegen. Jedoch: welchen Einfluss hat das auf die körperliche Gesundheit?

Einsamkeit fördert Entzündungen und erschwert das Finden der Krankheitserreger

Die Wirkung der aktivierten Gene kann man in zwei Schritte aufteilen. Es werden Gene aktiviert, die unmittelbar zu Entzündungsreaktionen führen. Der Körper ist besonders sensibel und reagiert bereits auf kleinste Krankheitsherde mit einer lokalen Entzündung.

Gleichzeitig wird jedoch dafür gesorgt, dass eine Interferon-Antwort gebremst wird. Diese ist eigentlich dafür zuständig, auf Viren im Körper zu reagieren. Es werden also gleichzeitig Entzündungen gefördert, aber das gezielte Finden von Krankheitserregern erschwert.

Da die Probanden während der Studie regelmäßig untersucht wurden, konnte man zudem sehen, dass bei Einsamkeit der Sympathikus im Gehirn besonders aktiv ist und viele Stresshormone ausgeschüttet werden, die man im Blut nachweisen konnte. Das steigert die Produktion von Abwehrzellen und dürfte den unerwünschten Effekt auf das Immunsystem so weiter verstärken.

Einsamkeit könnte die Sterblichkeit erhöhen

In der Praxis könnte das dazu führen, dass die betroffenen Menschen anfälliger für Krankheiten im Allgemeinen werden. Da bei Einsamkeit die betreffenden Gene mit hoher Wahrscheinlichkeit ständig aktiviert sind, könnte sich das Risiko aufsummieren und damit die Sterblichkeit erhöhen.