Eifersucht - woher kommt sie bei Männern und Frauen?

Wenn Sorge in ein grundsätzliches Misstrauen ausartet, wird Eifersucht zum Beziehungsproblem

Von Dörte Rösler
2. Juli 2015

Den Stachel der Eifersucht haben fast alle Menschen schon einmal gespürt. Jeder zehnte Deutsche hat die E-Mails seines Partners kontrolliert, jeder fünfte späht gelegentlich das Handy seiner besseren Hälfte aus. Schön ist das nicht. Und in manchen Beziehungen tobt ein wahrer Kontrollkrieg. Wer neigt zu Eifersucht, und warum reagieren Frauen anders als Männer?

Wer ist anfällig?

Eifersucht beruht auf der Angst, die Zuwendung, Nähe und Aufmerksamkeit des Partners zu verlieren. 80 Prozent der Erwachsenen wird gelegentlich von dieser Pein gemartert, nur 20 Prozent der Menschen hat noch nie Eifersucht empfunden. Glücklicher ist diese Minderheit deshalb aber nicht.

Für Psychologen ist Eifersucht eine natürlich und gesunde Reaktion. Wer besorgt ist, die Nähe und Zuneigung des Geliebten zu verlieren, bezeugt dadurch sein Interesse. Zum Problem wird Eifersucht erst, wenn die Sorge in ein grundsätzliches Misstrauen ausartet. Mancher Partner mutiert zum privaten Geheimdienst, der jeden Außenkontakt seiner besseren Hälfte als Bedrohung wahrnimmt. Da werden

  • E-Mails ausspioniert,
  • das Smartphone ausgespäht und
  • Telefonate bespitzelt.

Menschen mit geringem Selbstwertgefühl sind besonders gefährdet für solches Verhalten. Die Zuwendung ihres Partner wird zum Mittelpunkt ihres Lebens. Oftmals reichen schon kleine Verunsicherungen aus, um sie in eine Spirale aus Misstrauen zu stürzen. Schlechte Erfahrungen aus früheren Partnerschaften verstärken den Kontrollwunsch.

Unsicherheit macht ängstlich

Aus Unsicherheit erwächst Angst. Speziell Männer haben eine so starke Aversion gegen Angstgefühle, dass sie diese durch Wut überdecken. Nach einer echten oder vermeintlichen Kränkung kann die Eifersucht dann auch in Gewalt münden.

Die Ursache für übertriebene Eifersucht liegt meist in der Familie des Betroffenen. Wenn die Eltern ihrem Kind keine zuverlässige Beziehung bieten, kann dieses später nur schwer Nähe und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einem Partner herstellen. Um die emotionale Ungebundenheit zu kompensieren, versucht der Eifersüchtige seine bessere Hälfte durch Druck und Kontrolle an sich zu binden.

Männer und Frauen unterscheiden sich

Evolutionsbiologen erklären die Unterschiede mit dem Geschlechterfunktionen: Männer fordern sexuelle Treue, weil sie keine Kuckuckskinder durchfüttern wollen. Frauen hingegen achten auf emotionale Treue, weil diese ihnen die Mithilfe des Mannes beim Großziehen der Kinder sichert.

Psychologen zweifeln die rein biologische These jedoch an. Eine amerikanische Studie zum Schluss, dass die persönlichen Erwartungen an eine Partnerschaft entscheidender seien. Wer vorrangig Nähe sucht, findet emotionale Treue sehr wichtig. Menschen, die auch in einer Beziehung selbstständig bleiben wollen, reagieren sensibler auf sexuelle Untreue.

Frauen erkennen Signale besser

Ein Unterschied ist jedoch signifikant: Frauen haben das bessere Alarmsystem für Untreue. Sie erkennen früher, ob es Anlass zur Eifersucht gibt, und wenn sich der Verdacht erhärtet, geraten sie weniger aus der Balance. Männer wiegen sich dagegen länger in einer selbstgefälligen Gewissheit. Müssen sie entdecken, dass ihre Frau tatsächlich fremdgeht, wirft sie das völlig aus der Bahn.

Unabhängig und nah zugleich

Eifersucht wirkt auf Beziehungen wie eine Medizin: in der richtigen Dosis sichert sie die gegenseitige Aufmerksamkeit und Zuwendung. Im Übermaß schadet sie aber. Um destruktive Eifersuchtsattacken zu vermeiden, empfehlen Psychologen deshalb, offen über die eigenen Ängste und Wünsche zu sprechen. So bleiben Partner sich nah.

Außerdem ist es wichtig, individuelle Lebensziele zu verfolgen und zumindest in bestimmten Bereichen unabhängig zu bleiben. Dazu zählen

Wer wirklich am Wohlergehen seines Partners interessiert ist, muss ihm vertrauen und eigene Freiheiten lassen. Ein Partner ist wichtig, er sollte aber nicht zum Mittelpunkt des Lebens werden.