Beziehungstypen: Zwischen "Klette" und Distanzwahrer

Von Katharina Cichosch
15. Juli 2014

Sie ist eine echte Klette, er geht lieber auf Abstand - so lautet ein gern zitiertes Beispiel über unterschiedliche Vorstellungen von Beziehung. Tatsächlich hat das Bedürfnis nach Nähe oder Distanz aber nichts mit dem Geschlecht zu tun. Ob das Zusammenleben funktioniert, wenn unser Partner ein völlig anderer Beziehungstyp ist als wir selbst, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Den Anderen so akzeptieren wie er ist

Die vielleicht wichtigste Regel für ein glückliches Zusammensein lautet daher: Akzeptieren Sie Ihren Traummann, Ihre Traumfrau, wie er oder sie ist! Heute neigen wir dazu, erst einmal ungewöhnliches Verhalten wie zum Beispiel einen starken Freiheitsdrang schnell als "gestört" abzustempeln. Doch Menschen in eine Norm pressen zu wollen, hilft sicherlich am wenigsten weiter - weder uns selbst noch der Partnerschaft.

Wer respektiert, dass es unterschiedliche Vorstellungen davon gibt, wie oft man sich am Tag zum Beispiel WhatsApp-Nachrichten schickt, wie lange man telefonieren sollte und wie viele Kuscheleinheiten notwendig sind, der kann schon mal eine ganze Ecke gelassener werden. Selbstverständlich schließt dies auch ein, dass unser Partner umgekehrt denselben Respekt mitbringt!

Trotzdem kann es natürlich Verhaltensweisen geben, hinter denen sich tatsächlich tiefer liegende Probleme verbergen. Männer oder Frauen, die sich chronisch nicht binden wollen oder tagelang nicht melden, können echte Nähe offenbar nicht ertragen. Umgekehrt bringt auch notorisches Klammern viel Leid - für den Partner bzw. die Partnerin, aber auch für den Betroffenen selbst. "Kletten" leiden häufig unter geringem Selbstbewusstsein und Verlustängsten - höchste Zeit, sich mit dem "Warum" und dem "Wie komme ich hieraus?" zu beschäftigen!

Gemeinsames oder getrenntes Wohnen?

Für konkrete Entscheidungen im Alltag sind die trockene Theorie natürlich wieder ganz anders aus. Was zum Beispiel tun, wenn der eine unbedingt zusammenziehen möchte, der andere partout nicht? Vielleicht springen beide einfach gemeinsam ins kalte Wasser - und sehen, dass Entscheidungen niemals endgültig sein müssen. Wenn Alltagsstreitereien die Beziehung dominieren und das Zusammenleben einfach keinen Spaß mehr macht, dann kann man immer noch wieder getrennt wohnen.

Ebenso gut braucht eine Beziehung aber auch nicht zwangsläufig das "traute Heim". Es gibt viele Paare, die seit Jahrzehnten glücklich zusammen sind - jeder in seiner eigenen Wohnung. Die Entscheidung hierfür muss immer gemeinsam gefällt werden, ist oft nicht einfach, aber Streit und Reibereien zeigen eben nicht zuletzt auch, dass wir unserem Partner wirklich nah sind.