Deutsche "Vogue" schockiert mit Obdachlosen-Modestrecke

Von Melanie Ruch
10. Oktober 2012

Eigentlich wollte die deutsche "Vogue" mit ihrer Obdachlosen-Fotostrecke "Signs of the Time" in der Oktober-Ausgabe auf künstlerische Weise ein politisches Statement abgeben, doch das scheint der Modezeitschrift nicht gelungen zu sein, denn zahlreiche Kritiker finden die Modestrecke einfach nur geschmacklos. Auf den Bildern zu sehen ist ein blondes Model mit einem Pappbecher für Almosen in der Hand, die einen Einkauswagen vor sich herschiebt. Erst einmal nichts Aufregendes. Allerdings trägt das Model teure Designerkleidung von Luxuslabels wie Chanel, Prada und Marc Jacobs.

Den Kontrast zwischen bitterer Armut und teuren Designeroutfits finden viele Betrachter geschmacklos. Wie die "Vogue"-Redaktion gegenüber "Spiegel Online" erklärte, habe man in keinster Weise beabsichtigt mit der Fotostrecke Menschen zu diskreditieren. Für außenstehende Betrachter, die mit der künstlerischen Seite der Modefotografie nicht vetraut seien, könne die Strecke jedoch als Provaktion empfunden werden, heißt es.

Vielleicht hätte die Redaktion darüber nachdenken sollen ihr Statement und die Fotostrecke mit einem dokumentarischen Text über die Situation der Obdachlosen untermauern sollen, anstatt den Lesern einen Beauty-Tipp über die, bei dem Model, verwendeten Kosmetikprodukte von Sisley zu geben.