Wandmalerei von ihren Anfängen bis heute: Elemente und Techniken unterschiedlicher Epochen

Das moderne Leben wandelt sich. Immer individueller schmücken die Bürger ihre Räumlichkeiten im Haus oder der Wohnung; auch die Wandmalerei zählt dazu. Üppige Tapeten und Gemälde gehören dabei zum guten Stil. Sie haben jedoch eine lange Geschichte durchlaufen und diverse Entwicklungen erlebt. Was heute für jedermann erschwinglich ist, galt einst als teures Relikt einer ganzen Kultur. Von der Klassischen Antike bis zur heutigen Zeit - informieren Sie sich über die unterschiedlichen Elemente und Techniken der Wandmalerien in den verschiedenen Epochen.

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion

Mit dem Menschen entstanden

Wann genau die ersten Formen der Wandgestaltung entwickelt wurden, lässt sich heute nicht mehr eindeutig ermitteln. Bestätigt ist jedoch, dass von den frühen Höhlenmenschen über die gehobenen Gesellschaften Ägyptens und Asiens bis hin zu den großen Nationen Griechenlands und Roms derlei Verzierungen genutzt wurden. Sie stellten alltägliche Szenen dar, wurden ebenso aber zur Huldigung des Gotts verwendet oder sollten dem Verstorbenen im Grabmal zum ewigen Andenken gereichen.

Der Mensch hat damit stets besonders bedeutsame Ereignisse bildlich festgehalten und der Nachwelt zur Verfügung gestellt. Nicht selten lassen sich auch heute noch solche Zeugnisse einstigen Lebens finden.

Wandelnde Motive

Eine Entwicklung lässt sich dabei vornehmlich bei den zur Schau gestellten Themen erkennen. Waren diese zunächst mit Jagdszenen angereichert, so rückte im Laufe der Jahrhunderte der religiöse Zweck in den Vordergrund.

Die Religion in allen ihren Formen nutzte derartige Bilder, um selbst dem unkundigen Volk ihre Lehren darzubringen. Erst im Mittelalter rückten die Künstler davon ab und richteten ihren Fokus vermehrt auf den Menschen, der nicht selten gemeinsam mit Gott in das Werk einfloss.

Eine radikale Abkehr von diesem Stil zeigt sich dagegen seit etwa 100 Jahren: Auch die Politik wird nun thematisiert. Kritik, Aufbegehren und Revolution gehören nun nicht selten zum Kernpunkt der Malerei.

Unterschiedliche Hilfsmittel

Doch nicht alleine die Frage, was eigentlich gemalt wird, ist entscheidend. Auch dem Wie kommt eine erhebliche Bedeutung zu. Von den einfachsten Malereien, die mit Asche und Kohle an den Höhlenwänden nachweisbar sind, nahm die Kunst einen rasanten Aufschwung.

Schnell wurden je nach Untergrund bestimmte Farben und Lacken erschaffen, die mit einem stetig wachsenden Fundus an Pinseln, Schablonen oder Maßstäben aufgetragen wurden. Heute dagegen gehört die Spraydose zum Image einer ganzen Generation und somit zum Markenzeichen der Kultur. Die Wandgestaltung mag mittlerweile nicht mehr sein, was sie einst war - doch zählt sie noch immer zum festen Bestandteil der menschlichen Kultur.

Im Folgenden geben wir einen Überblick über die unterschiedlichen Wandmalerien der verschiedenen Epochen...

Elemente der Wandmalerei in der Klassischen Antike

Die Wandmalerei mag sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt haben und neuen Einflüssen unterliegen. Ihre Anfänge reichen jedoch bis in die antiken Kulturen hinein.

So besaßen unsere Vorfahren bereits ein großes Verständnis für die Verschönerung ihrer meist kargen Behausungen. Aber auch in den Tempeln und Palästen wurden derartige Techniken angewandt.

Kunst in der klassischen Antike

Weltumspannend war vielen Kulturen die Wandgestaltung bekannt. Sie setzten sie zu verschiedenen Zwecken ein, gaben ihr vorrangig aber eine religiöse Funktion. Der Glaube wurde in den Mittelpunkt gestellt.

Wie das geschah, unterschied sich zwischen den Kontinenten. Simple Formen der Darstellung ließen sich ebenso finden wie ausgeschmückte Gemälde.

Insbesondere jenen Bildern, die im Innenraum eines Grabmals angebracht waren, kam oftmals die Bedeutung zu, den Verstorbenen auch im Jenseits noch erreichen zu können - sie wurden folglich für eine dauerhafte Betrachtung geschaffen und sind daher nicht selten auch heute noch in gut erhaltener Form sichtbar.

Die Kunst in Europa

Auf dem europäischen Kontinent waren es vornehmlich die Gesellschaften des frühen Griechenlands und Roms, die derartige Kunstformen kannten. Wurden diese bis zur Zeitenwende noch hauptsächlich in den Grabstätten verwendet, um den Verstorbenen auf seinem Gang zu begleiten, so fanden gerade in Rom viele Malereien ihren Eingang in die Villen der besser betuchten Bürger.

Aber dort alleine blieben sie nicht, entwickelte sich der Trend doch schnell auch bei der ärmeren Bevölkerung wie ein Lauffeuer. Selbst die aufwendige Variante des Mosaiklegens war hier bekannt und wurde von vielen Einwohnern ab dem dritten Jahrhundert genutzt. Dargestellt wurden alle Szenen des alltäglichen Lebens.

Die Kunst in Mitteleuropa

Zu trennen sind auf dem europäischen Kontinent indes unterschiedliche Strömungen. So nutzten gerade die südlichen Gebiete eher die Einflüsse anderer Erdteile wie etwa der vorderasiatischen Kulturen.

Demgegenüber entstand in Mitteleuropa eine eigene Form der Gestaltung. Hier waren es groß angelegte Darstellungen kriegerischer Szenen oder solcher, die religiöse Elemente aufgriffen.

Im Gegensatz zu Griechenland und Rom wurde wenig Prunk präsentiert. Ausschweifende Feste, die Annehmlichkeiten des Lebens und der Luxus der herrschenden Klasse blieben unerwähnt. Auf den Bildern wurden vielmehr die bedeutsamen Szenen der Gesellschaft an sich festgehalten - Kampf, Eroberung oder eben der Untergang eines Volkes waren sichtbar.

Die Kunst in Asien

Die Entwicklung der Wandmalerei der antiken Kulturen lässt sich jedoch anhand Asiens besser erkennen als in Europa. Hier waren es einerseits die buddhistischen Weihestätten, die erstmals mit Verzierungen gesegnet waren und den Gott milde stimmen sollten.

Auch diese Art der Kunst wurde indes alsbald durch das Volk aufgegriffen und in die Häuser der Menschen geholt. Hier kam es zu zwei abweichenden Formen: Einerseits gab es jene Strömung, die alle gezeichneten Personen im Profil darstellte. Andererseits setzten die für damalige Verhältnisse modernen Maler auf die frontale Präsentation. Ein Meilenstein der Kunstentwicklung war damit erreicht.

Die Kunst in Südamerika

Eine der fortschrittlichsten Kulturen der klassischen Antike stellen zweifellos die südamerikanischen Eingeborenen dar. Auch hinsichtlich ihrer Kunst galten sie vielen anderen Völkern als überlegen.

Insbesondere die Maya waren es, die Tempel und Gräber nicht nur einfallsreich verzierten, sondern auf umfangreichen Flächen das gesamte alltägliche Leben darzustellen vermochten.

  • Der andauernde Kampf um das Überleben
  • die Abwehr der Feinde von außerhalb und innerhalb der Gesellschaft oder aber
  • der Rhythmus von Tod und Geburt

- alle diese Einflüsse fanden ihren Weg in die meist prunkvollen Weihestätten. Allerdings waren derartige Formen des Wandschmucks dem normalen Volk weitgehend versagt. Die Malerei sollte besonderen Zwecken dienen.

Die Kunst in Afrika

Sehr stark verbreitet war etwa zur Zeitenwende auch in Afrika die Kunst der Wandmalerei. Diese entstammte jedoch nicht der Kultur selbst, sondern wurde von den christlichen Herrschern aus ihren europäischen Gesellschaften mitgebracht.

Darstellungen biblischer Szenen und europäischer Stilelemente lassen sich daher zumeist in den Tempeln und Grabstätten finden, wurden demgegenüber von den herkömmlichen Bürgern aber nur in geringem Umfang übernommen. Den Einzug in die alltäglichen Behausungen fand diese Form der Gestaltung in Afrika daher nicht. Fraglich ist zudem, ob die Kunst allgemein abgelehnt wurde oder sich darin nur eine Art des Widerstands gegen das Christentum verbarg.

Elemente der Wandmalerei im Mittelalter

Die Kunst der Wandmalerei mag ihren Ursprung in den frühzeitlichen Kulturen besitzen und in den antiken Gesellschaften geprägt worden sein. Ihren umfänglichen Spielraum wusste sie jedoch erst im Mittelalter zu nutzen. Noch heute ziehen Kirchen, Paläste und Ruinen über den gesamten europäischen Kontinent hinweg eine Vielzahl an Touristen an, die sich diese frühen Werke betrachten wollen.

Die Kunst im Mittelalter

Aus den zumeist einfachen Darstellungen der Antike, die nur selten einmal über einen Perspektivwechsel verfügten oder den Bildern eine bestimmte Tiefe verliehen, entwickelte sich im Mittelalter eine neue Strömung: Der Malerei wurde mehr Charakter vermittelt.

Gestik und Mimik der porträtierten Menschen und Tiere ließen sich fein säuberlich herausarbeiten, Bauwerke und Landschaften in ihrer einzigartigen Form abbilden.

Waren viele Künstler der Antike namenlos geblieben, so betraten nun nicht zuletzt mit Leonardo da Vinci oder Michelangelo einige Prominente erstmals die Bühne der bildenden Kunst. Auch ihre Werke gelten noch heute als das Erbe der Gesellschaft und werden als solches ebenso bewundert wie bewahrt.

Die Romanik

Zwischen den Jahren 1000 und 1200 übernahm die Wandmalerei erstmals einen zweiten Zweck. Sie sollte nicht alleine einen schmückenden Charakter aufweisen, sondern nunmehr auch das Volk bilden.

Der überwiegende Teil der Bürger war des Lesens nichts kundig. Die voranschreitende christliche Religion wollte ihre Lehren dennoch verbreiten. Hauptsächlich in den Kirchen wurden daher die Szenen der Bibel sowie des Glaubens dargestellt und somit auch jenen Bürgern zugänglich gemacht, die mit der Malerei mehr anfangen konnten als mit dem geschriebenen Wort.

Daneben wurde aber auch die verzierende Funktion beibehalten: Burgen und Villen verfügten über prunkvollen Wandschmuck.

Die Gotik

Einen erheblichen Sprung in der Darstellung konnte die Wandmalerei in den Jahren zwischen 1100 und 1500 erreichen. Hier gelang es einigen wenigen Künstlern erstmalig, die Tiefe der Präsentation zu erhöhen.

Figuren wurden nicht mehr eindimensional, sondern mit allen ihren Facetten gezeichnet. Gleiches galt für Tiere, Bauwerke und Landschaften.

  • Persönliche Merkmale
  • das Spiel der Gesichtszüge oder auch
  • die qualvolle Mimik eines Leidenden

fanden nun ihren Eingang in solche Werke, die sich hauptsächlich in der Alpenregion finden lassen. Hier war es insbesondere die italienische Kultur, die zudem nicht alleine die kirchlichen, sondern auch die gesellschaftlichen Szenen darzustellen wusste.

Die Renaissance

Zwei der größten Künstler aller Zeiten prägten demgegenüber die Renaissance entscheidend mit: Leonardo da Vinci und Michelangelo galten als Universalgelehrte, die sich auch mit komplexen Materien und Zusammenhängen fernab der Malerei beschäftigten.

Ihre Weitsicht ließen sie in die Wandbilder einfließen, die sich etwa in der Sixtinischen Kapelle in Rom befinden. Hier wurde zudem nicht zwingend zwischen der Religion und der Gesellschaft getrennt.

Beide Aspekte der Kultur konnten gemeinsam in einer Malerei erscheinen. Die Trennung zwischen der kirchlichen und profanen Welt war damit grundsätzlich ab dem 14. bis 16. Jahrhundert überwunden. Gott und die Menschen lebten nicht jeweils für sich selbst, sondern in einem gemeinsamen Miteinander.

Der Barock

Was durch Michelangelo und Leonardo da Vinci begonnen wurde, führten auch nach ihnen viele europäische Künstler weiter. Insbesondere die Form der Deckenbemalung entfachte einen wahren Trend in den Jahren 1600 bis 1800: Keine Kirche, keine Burg und keine Villa, die nicht den Himmelsraum des Zimmers nutzte, um selbst darauf noch das Leben oder die Religion zu würdigen.

Bunte Töne dominierten dabei - Zurückhaltung war nicht mehr modern. Eingebunden in das Spiel der Farben wurden nun auch die sonstigen Wandverzierungen, zu denen etwa Stuck, Marmorelemente oder Steinfiguren zählten. Die Kunst des Barock gilt daher als sehr verspielt und nicht selten auch ein wenig überladen.

Elemente der Wandmalerei in der Moderne

Doch die Kunst, die über viele Jahrhunderte gereift ist und sich verändern durfte, lebt weiter, verformt sich, nimmt neue Gestalten an und verschiebt ihren Fokus. Moderne Werke mögen ihren Eingang nicht mehr in die Kirchen und Weihestätten einer Gesellschaft finden, können das alltägliche Leben aber dennoch bereichern und gleichermaßen zum Nachdenken anregen.

Eine neue Entwicklung

Es scheint beinahe so, als seien die vorangegangenen Epochen lediglich das Vorspiel jener Reform gewesen, die die Kunst in den letzten 100 Jahren begonnen hat. Neue Themen wurden aufgegriffen, neue Werkzeuge benutzt.

Die Wandgestaltung ist nicht mehr nur den wahren Künstlern überlassen, sondern auch solchen, die sich für jene halten. Das Graffiti ist aus dem öffentlichen Bild kaum wegzudenken, es ziert Häuser und Mauern - nicht immer schön, dafür jedoch stets einzigartig.

Moderne Künstler haben sich einen weitreichenden Ruf erworben. Ihre Namen lassen sich in den Adresslisten großer Galerien finden, zieren ebenso aber auch manche Akte der Justiz.

Die Kunst polarisiert gegenwärtig stärker als je zuvor. Sie wird verfolgt und geliebt.

Einige Werke befinden sich nur für wenige Tage oder sogar Stunden an einer Wand, bleiben aber dauerhaft im Gedächtnis des Betrachters haften. Die Entwicklung der Malerei der letzten Generation erschafft vieles neu, was sich vorher etabliert hatte.

Die mexikanische Bewegung

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts war es insbesondere der südamerikanische Raum, in dem eine Loslösung von den althergebrachten Kunstformen stattfand. Nicht länger waren es die schön ausgeschmückten Darstellungen der Religion, die einen positiven Anspruch erhoben.

Die Kunst sollte vielmehr einen hinterfragenden Charakter einnehmen und kritisieren dürfen. Die Themen der Gesellschaft und der Kirche, die bereits in den vorherigen Jahrhunderten dargestellt wurden, erfuhren nun eine Erweiterung: Auch - und gerade - die Politik stand plötzlich im Mittelpunkt der Wandgestaltung.

Das unterdrückte Volk wurde dabei in den Fokus vieler Maler und Bildhauer gerückt. Die Kunst sollte nicht verharmlosen, sondern anprangern. Sie war nicht länger der willige Gehilfe manch diktatorischen Regimes, sondern konnte sich zu einem ihrer mächtigsten Gegner entwickeln.

Möglich war das, indem vor allem neue Formen der Malerei verwendet wurden.

  • Härtere Konturen
  • dunkle Farben und
  • das Leid als zentrale Aussage eines Gemäldes

waren damit keine Seltenheit mehr.

Die Straßenkunst

Doch nicht alleine in Südamerika entwickelten sich neue Formen der Kunst. Auch der europäische Kontinent erlebte in dieser Hinsicht eine Spaltung.

Waren es einerseits ab 1940 bis 1950 viele sozialistische Gesellschaften, die noch immer das alltägliche Leben glorifizierten und damit die Wände öffentlicher Räume schmückten, so reifte insbesondere im westeuropäischen Bereich eine neue Kultur heran.

Namentlich waren es Großbritannien und Frankreich, in denen die Werke an die Hauswände, Brückenpfeiler und sonstigen Flächen geworfen wurden, die für jedermann sichtbar waren. Viele Malereien entstanden binnen einer Nacht, nicht wenige im Verlauf einiger Minuten.

Die Form der Darstellung reduzierte sich, legte den Fokus auf wichtige Aussagen. Nicht länger waren es konkrete Szenen, die abgebildet wurden.

Worte, einzelne Elemente oder Farbflecke konnten und sollten eine Aussage transportieren. Durch die Entwicklung der Spraydose etablierte sich somit gerade in den unteren Bevölkerungsschichten die Kunstform des Graffiti, die auch heute noch in vielen Metropolen bewundert werden kann.

Die Wandmalerei in der heutigen Zeit

Mögen sich auch die dargestellten Werke im öffentlichen Leben etabliert haben, so können großflächige Malereien an den Wänden im Haus oder in der Wohnung nur noch selten bewundert werden. Neue Formen der Gestaltung setzten sich durch und erleichterten dem Eigentümer die Arbeit. So werden Tapeten und die dazugehörigen Farben mittlerweile an zwei Werktagen an die Mauern gebracht, wogegen eine aufwendige Malerei nicht selten einige Wochen beanspruchen würde.

Dennoch hat sich in den letzten Jahrzehnten wieder eine Besinnung auf das gezeichnete Element ergeben. Viele Innenarchitekten setzen gegenwärtig wieder auf diese Kunstform, die sich doch ideal neben

  • Tapeten
  • Mosaiken
  • Stuck und
  • ähnlichen Varianten der Verzierung

einbinden lässt. Zudem kann auch die Straßenkunst in das Haus geholt werden. So schmücken die vielsagenden Graffitis des britischen Künstlers Banksy bereits jetzt die Einrichtungen millionenschwerer Kunden und Prominenter. Einst gehasst, nun geliebt - und nicht selten teuer bezahlt.

Werfen wir nun noch einen Blick auf die unterschiedlichen Techniken der Wandmalerei...

Verschiedene Techniken der Wandmalerei

Die Kunst wandelt sich. Heutzutage hat sie nicht zuletzt aufgrund des technischen Fortschritts eine Entwicklung gemeistert, dir ihr vor wenigen Jahrzehnten noch nicht zuzutrauen war.

Auch das Wandgemälde ist damit für jedermann erschwinglich. Dieses wird nicht mehr ausschließlich per Hand gefertigt, sondern kann ebenso im digitalen Verfahren entstehen. Die Qualität steigt, die Kosten sinken.

Die händischen Techniken

Die Wandgestaltung per Hand geschah im Verlaufe der Jahrhunderte grundsätzlich in drei Formen.

Al fresco

Die erste von ihnen wird als al fresco beschrieben. Entscheidend dabei ist es, dass die Farben auf den noch frischen Putz gebracht werden, mit diesem also zu einer unzerstörbaren Einheit reifen.

Wände und Decken wurden auf diese Weise geschmückt. Oft konnte durch die Beigabe von bestimmten Sandarten für den Putz auch die Malerei beeinflusst werden.

Die so entstandenen Fresken waren jedoch arbeitsintensiv, zumal auch die Frische des verwendeten Materials stets einkalkuliert werden musste. Je fester das Gestein wurde, desto schwerer ließen sich Bilder darauf anbringen.

Al seco

Als al secco wird die zweite Form der Wandmalerei bezeichnet. Bei ihr trägt der Künstler die Farbe auf das bereits trockene Mauerwerk auf.

Diese Technik bringt einerseits den Vorteil mit sich, dass die Tätigkeit nicht in einem zeitlichen engen Verlauf stattfinden muss, diese also durchaus über mehrere Stunden oder sogar Tage gedehnt werden kann. Demgegenüber ist die Verbindung zwischen dem Putz und der Verzierung nicht allzu stark.

So dürfte die Farbe im Laufe einiger Jahre abblättern oder verblassen - ein neuer Anstrich wäre nötig. Gerade für das einfache Volk war diese Form der Gestaltung aus Kostengründen aber besser zu realisieren.

Dritte Variante

Die dritte Variante der Wandgestaltung erfolgte nicht vor Ort. Die Farben wurden nicht direkt auf die Wand gebracht.

Vielmehr zeichnete der Künstler das Werk vollständig in seinem Atelier. Dazu bediente er sich einer Leinwand.

Diese und sämtliche weitere Materialen mussten anhand des Untergrundes ausgewählt werden, auf dem sie zum Einsatz kommen sollten. War das Gemälde fertig, wurde es sorgsam zum betreffenden Objekt gebracht und dort einfach an die Wand geklebt.

Die simpelste Form der heute üblichen Tapete war damit geboren. Vorteile lagen für den Künstler natürlich darin, dass er in der Abgeschiedenheit seiner Werkstatt arbeiten und Fehler korrigieren konnte.

Die Drucktechniken

Im Laufe der Jahrhunderte errang sich das Massenverfahren einen großen Namen. Die Bilder wurden nicht mehr einzeln gefertigt, sondern in großen Stückzahlen produziert.

Holzdruck

Besonders erfolgreich gestaltete sich dabei der Holzdruck. Das Bild wurde in negativer Form in weiches Holz geschnitzt und dieses anschließend mit unterschiedlichen Farben versehen. Die einzelnen Elemente konnten nun wie ein Stempel auf die Wand gedrückt werden und dort die Malerei hinterlassen.

Für den Künstler war es damit möglich, selbst kleinste Szenen im Detail zu bearbeiten und in das große Gesamtwerk einzugliedern. Nicht selten wurde ein solches Holzbild mehrere Dutzend Male verwendet und kam damit kostengünstig zum Einsatz.

Fototapete und Wandtattoos

Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm die Wandgestaltung auch Rückgriffe auf digitale Verarbeitungsmöglichkeiten. Die Bilder ließen sich scannen oder fotografieren und konnten als solche anschließend ausgedruckt werden.

Beispielhaft sei dafür die Fototapete genannt. Sie wird gegenwärtig nicht selten durch die so genannten Wandtattoos ersetzt, die meist lediglich die Silhouette eines Bauwerkes oder das Profil eines Menschen darstellen.

Dennoch erfolgt der Druck in digitalen Verfahren und kann damit möglichst schnell und kostensenkend angefertigt werden. Das Aufbringen an die Wand erfolgt in der Regel binnen weniger Stunden. Die Wandgestaltung hat damit ein gänzlich neues Zeitalter eingeläutet.