Maltechniken kurz erklärt

Maltechniken wurden durch alle Jahrhunderte hindurch geprägt und erweitert. Während sie den vergangenen Epochen - z.B. im Barock oder in der Renaissance - oft als vorgeschrieben galten, sind sie in der neuzeitlichen oder abstrakten Malerei eher frei interpretierbar, sodass Künstler oft mehrere Verfahren kombinieren, um ganz neue Effekte zu erzielen. Im kurzen Überblick - informieren Sie sich über die essentiellen Merkmale unterschiedlicher Maltechniken.

Britta Josten
Von Britta Josten

Zu den klassischen Maltechniken gehören

  • Primamalerei
  • Nass-in-Nass-Technik oder auch
  • das All-over-Painting.

Diese Techniken sollten sorgfältig erlernt werden, denn sie sind wichtig bei der Erstellung des Bildes oder der Zeichnung.

Eine wichtige Vorbereitung

Bei den Vorbereitungen zu einem neuen Bild entscheiden sich Künstler für

  • den Malgrund
  • die Farben
  • Hilfsstoffe und Pinsel und
  • natürlich das Motiv.

Danach wählen sie die passende Maltechnik und entscheiden sich für Acryl-, Aquarell oder Ölmalerei. Die Art der Malerei bestimmt nachhaltig die Vorbereitung der Untergründe, die Verwendung von Farben mit unterschiedlichem Fett- und Ölgehalt sowie das Aufbringen von Trenn- oder weiteren Farbschichten.

Im Folgenden geben wir einen Überblick über verschiedene Maltechniken.

Acrylmalerei

Die Acrylmalerei gehört zu den einfachsten Maltechniken und eignet sich besonders gut für Einsteiger. Neben guten Pinseln und Spachteln benötigen die Künstler nur Acrylfarben und Wasser sowie gute Leinwand und können sofort beginnen. Empfehlenswert ist eine gute Grundierung der Leinwand.

Die Acrylfarben werden als Lasur oder deckend aufgetragen. Besonders schön sind die leuchtenden Farbeffekte. Die Farben verhalten sich ähnlich wie Ölfarben, haben aber eine deutlich kürzere Trocknungszeit. Deshalb sollten Nass-in Nass-Malereien zügig beendet werden.

Acrylmalerei kann in unterschiedlichen Techniken ausgeführt werden. Beliebt sind

  • effektvolle Wischtechniken
  • Schichtmalerei auf nasser Leinwand oder
  • das Lavieren.

Die Farben werden meist mit einem breiten Pinsel deckend aufgetragen und danach verwischt, mit weiteren Schichten bedeckt oder strukturiert.

Alla-Prima-Malerei

Die Primamalerei ist eine so genannte "direkte" Maltechnik, bei der das Bild deckend und in einem Arbeitsgang fertiggestellt wird. Diese Technik beherrschen Meister mit großem künstlerischen Potenzial und Stilsicherheit.

Der Maler muss bei seiner Arbeit viel Aspekte bedenken und gleichzeitig

  • Formen
  • Licht und Schatten
  • Proportionen sowie
  • Farben

beachten. Bei der Verwendung von Öl- oder Acrylfarben kann die Primamalerei als Nass-in-Nass-Technik ausgeführt werden, da durch die längere Trockenzeit der Farben noch lange Korrekturen möglich sind. Als Vorlage für das Bildmotiv dient meist ein farbiger Entwurf.

Eine Grundierung wird in weißer Farbe oder grauer Farbe ausgeführt. Der helle Untergrund bringt die Farben zum Leuchten. Der graue Untergrund eignet sich eher für gedeckte Farben.

Gemalt wird mit einem breiten Pinsel. Es ist wichtig, die Farben großflächig aufzutragen, aber nicht zu vermischen. Die Farbflächen bleiben dicht nebeneinander auf der Leinwand und werden detailreich verfeinert. Erst zum Abschluss der Malerei werden an prägnanten Stellen Licht/Schattenspiele aufgebracht.

All-over-Painting

All-over-Painting ist eine besondere Maltechnik, die vor allem bei abstrakten Bildern angewendet wird und häufig auch den Bilderrahmen einschließt.

Dabei wird die Leinwand auf dem Boden platziert und dann flächendeckend

  • bemalt
  • besprüht oder
  • betupft.

Beim so genannten "Drip Painting" tropft die Farbe auf die Leinwand und verläuft dort. Die "Farbfeldmalerei" ist eine andere Art des All-over-Paintings, bei der die Leinwand förmlich mit Farbe durchtränkt wird. Die modernen Bilder haben zeigen keine akzentuierten Hauptmotive und die Effekte entstehen oft durch den Verlauf der Farben.

Aquarellmalerei

Die Aquarellmalerei ist bei Anfängern und Profis beliebt. Häufig werden Landschaften und Porträts gemalt.

Zur Aquarellmalerei werden Aquarellfarben aus Tuben oder Dosen verwendet. Sie können beliebig gemischt werden. Zur Akzentuierung von Details verwenden Künstler auch Aquarellstifte, spezielle Buntstifte, deren Farben nach dem Auftragen angefeuchtet werden.

Die Bilder werden auf speziellem Aquarellpapier gemalt. Dieses Papier kann besonders viel Feuchtigkeit aufnehmen, was vor allem in der Nass-in-Nass-Technik wichtig ist.

Mit der Aquarelltechnik werden oft Landschaften gemalt
Mit der Aquarelltechnik werden oft Landschaften gemalt

In der Aquarellmalerei werden drei Haupttechniken angewendet.

  • Das Lasieren ist wichtig für die Brillanz und Tiefe der Farben. Die Lasuren werden entweder zwischendurch oder als Finish gesetzt.

  • Das Lavieren beschreibt eine Art Wischtechnik in der Aquarellmalerei. Die Farben werden nach dem Auftragen mit Wasser leicht ausgewaschen.

  • Die Nass-in-Nass-Technik wird auf nassem Untergrund angewendet. Dadurch bilden die Aquarellfarben ganz eigene, wenig vorhersehbare Farbverläufe. Diese Effekte sind selten planbar, deshalb wird diese Technik oft in der abstrakten Malerei verwendet.

Innerhalb dieser Maltechniken werden weitere Methoden, zum Beispiel

  • Tupfen
  • Spritzen
  • Mischen oder
  • Flächenmalerei,

angewendet, um die Motive zu verfeinern oder Konturen zu verschärfen.

Doublierung

Wenn eine Leinwand die Farbschichten nicht mehr tragen kann, entstehen häufig Bildrisse. Durch eine Doublierung kann das Bild gerettet werden. Dazu wird die Leinwand mit einem elastischen Textilmaterial verklebt.

Das Gewebe stützt die Hinterwand des Bildes und Runzeln oder Risse verbreitern sich nicht mehr. Die Doublierung wird auch bei historischen Kunstwerken angewendet.

Fumage

Die Fumage wurde in den 1930er Jahren von Wolfgang Paalen verwendet und zeigt sich vor allem in surrealistischen Kunstwerken. Auch Salvatore Dali wendete die Fumage bei einigen Bildern an.

Die Fumage-Technik eignet sich nur bedingt für Anfänger. Auf die Leinwand werden Rußfahnen und Rauchspuren von Kerzen aufgebracht. Diese willkürliche Form der Rußmalerei lässt Zufallsmotive entstehen, deren Graustufen vorwiegend durch kräftige Ölfarben intensiviert werden.

Grattage

Die Grattage ist eine spezielle Technik, bei der Farbschichten abgetragen werden, um neue Effekte zu schaffen. Grattagen werden in der Öl- und Aquarellmalerei angewendet.

Um diese Technik richtig auszuführen, ist ein sehr stabiler Malgrund notwendig. Darauf wird das Bild gemalt. Nachdem die Farben getrocknet sind, wird eine deckende Schicht in einer kontrastierenden Ölfarbe über das Motiv gebracht.

Um Strukturen zu schaffen, werden Muster in die feuchte Farbe geritzt. Ist die Deckschicht trocken, kann sie mit einem Malmesser oder Schaber vorsichtig abgekratzt werden.

Eine weitere Variante der Grattage ist die Strukturierung des Malgrunds durch eine grobe Unterlage, wie zum Beispiel ein Metallgitter. Durch das Übermalen des Untergrunds entstehen so Erhebungen oder Strukturen, die später behutsam abgetragen werden können. Durch diese Technik kann das Kunstwerk eine neue Tiefe, veränderte Strukturen und Farbverläufe entwickeln.

Marouflage

Die Marouflage ähnelt der Doublierung und wird ebenfalls zur Stabilisierung von Leinwänden genutzt. Dabei wird ein starrer Träger zum Hinterkleben von großflächigen Leinwänden verwendet, die später an Deckengewölben befestigt werden. Der Träger hat dabei bereits die Form der entsprechenden Gewölbedecke.

Auch das Hinterkleben von alten Leinwänden in der Restauration wird als Marouflage bezeichnet. Dadurch kann ein weiterer Verfall der Leinwand und Rissbildung in den Farbschichten des Bildes gestoppt werden.

Mischtechnik

Wenn unterschiedliche Mal- und Zeichentechniken in einem Bild kombiniert werden, sprechen Kunstexperten von einer Mischtechnik. Mischtechniken können mit

  • Zeichenstiften
  • Kreiden
  • Kohle oder auch
  • Malfarben

ausgeführt werden. Besonders gut eignen sich wasserlösliche Aquarellfarben, da deren Leuchtkraft die Bilder belebt und die sich gut verarbeiten lassen.

Bei der Mischtechnik kann zuerst die Zeichnung erstellt und dann mit Malfarben koloriert werden. Es ist ebenso möglich, den Malgrund mit Farben zu kolorieren und dann Details mit Stiften einzufügen.

Eine weitere Form der Mischtechnik ist die alleinige Verwendung von Malfarben. Dabei dienen Aquarellfarben als Untermalung für Ölbilder.

Die angewandten Maltechniken müssen an den Untergrund und die Farben angepasst werden
Die angewandten Maltechniken müssen an den Untergrund und die Farben angepasst werden

Nass-in-Nass-Technik

Bei der Nass-in Nass-Technik werden mehrere nasse Farbschichten übereinander gebracht. Diese Maltechnik eignet sich vor allem für Ölmalerei. Die Ölfarben trocknen langsam und sind dadurch gut veränderbar.

Die Nass-in-Nass-Technik kann bei lasierenden oder so genannten pastonass Maltechniken angewendet werden. Da sich die Farben schnell verbinden, sind interessante Verläufe möglich. Durch Farbtupfer oder deckende Schichten mit festerer Farbe entstehen weitere Effekte.

Da die Farbschichten sehr langsam durchtrocknen, entstehen deutlich seltener Risse als bei anderen Maltechniken. Sind Korrekturen am Motiv notwendig, kann die Trocknungszeit durch Öle weiter verzögert werden.

Ölmalerei

Ölmalerei als häufige Technik für Portraits
Ölmalerei als häufige Technik für Portraits

Das frühe 13. Jahrhundert kennzeichnet den Beginn der klassischen Ölmalerei. Im Lauf der Jahrhunderte haben sich mehrere Maltechniken in der Ölmalerei etabliert. Ölmalerei wird häufig in der Genre- und Porträtmalerei angewendet.

Fett auf Mager

Eine Besonderheit in der Ölmalerei ist die Regel "Fett auf Mager". Sie bezeichnet die Verwendung von fetthaltigen Materialien zum Malen. Wird diese Regel nicht eingehalten, können sich Risse in den Farbschichten bilden oder ganze Farbareale abblättern. Deshalb sollten die Künstler immer mit reinen Ölfarben ohne Zusätze beginnen.

Diesem Material folgt eine Schicht mit Balsam-Terpentinöl. Zum Schluss wird Harzfirnis als fetthaltiges Material auf die Farbschichten aufgetragen. Sie wirken schützend und versiegeln das Bild nachhaltig.

Untergründe

In der Ölmalerei werden unterschiedliche Untergründe verwendet. Zum Einsatz kommen

  • Leinwände
  • Holz- oder
  • MDF-Platten.

Wichtig ist eine gute Grundierung. Eine Untermalung eignet sich für einige Maltechniken ebenfalls sehr gut. Durch die extrem lange Trockenzeit der Farbschichten ist in der Ölmalerei eine Korrektur sehr gut möglich. Al< Abschluss wird Firnis in mehreren Lagen aufgetragen.

Zu den bekannten Maltechniken der Ölmalerei gehören - neben der Grundtechnik für Anfänger -

  • die direkte Primamalerei
  • die grobe, deckende Impasto Technik
  • Strukturmalereien und
  • transparente Lasuren.

Eine der meist verwendeten Techniken ist die Nass-in-Nass-Malerei, die den Künstlern viel Spielraum für Inspiration und Veränderung lässt.

Pastellmalerei

Bei der Pastellmalerei wird mit

  • Kreide
  • Buntstiften und
  • Markern

gearbeitet. Die Pastellmalerei ist eine wichtige Technik zum Skizzieren von Bildern, die später in Öl- oder Acrylfarben vollendet werden. Sie ist auch für Anfänger sehr gut geeignet.

Die Kreide wird in der Pastellmalerei linear oder flächig aufgetragen. Danach werden die Konturen mit Papier oder den Fingern sanft verwischt.

Einen Kontrast im Bild setzten scharfe Konturen, die mit Buntstiften oder Markern gezeichnet werden. Um überschüssige Pigmente zu entfernen, pusten die Künstler immer wieder sanft über das Bild.

Bei der Pastellmalerei sind Untergründe mit rauer Oberfläche sehr wichtig. Nur dann hält die Kreide optimal. Bei deckenden Pastellmalereien wird sehr weiche Kreide verwendet und zwischendurch eine leichte Fixierung aufgetragen.

Beliebte Techniken in der Pastellmalerei sind

  • das Schraffieren
  • das Schablonieren und
  • das Radieren.

Sie verleihen den Details eine gewisse Schärfe und Tiefe. Bei abstrakten Elementen wird häufig die Nass-Technik "Rendering" verwendet.

Pinseltechnik

Die richtige Pinseltechnik ist für Künstler sehr wichtig. Der Begriff beschreibt die Handhabung des Pinsels in unterschiedlichen Maltechniken. Besonders wichtig ist die korrekte Pinseltechnik in der Kalligrafie.

Ob eine Pinseltechnik leicht ausführbar ist, hängt wesentlich von der Maltechnik, den Farben und den richtigen Pinseln ab. Viele Maltechniken, unter anderem die Lavierung, Aquarellmalerei oder die Nass-in-Nass-Technik, sind nur mit speziellen Pinseln und einer korrekten Pinselführung durchführbar. Die unterschiedlichen Pinseltechniken können Malkursen erlernt werden.

Six-Technik

Die Six-Technik ist nach Jan Six, einem bekannten niederländischen Archäologen, benannt. Sie beschreibt eine antike Form der Vasenmalerei, die in Griechenland weit verbreitet war.

Bei dieser speziellen Maltechnik wurden die Vasen vor dem Brennen mit Motiven in Weiß, Braun oder Rot bemalt und die Farben tief in den schwarzen Ton geritzt. Nach dem Brennvorgang waren die Strukturen sehr deutlich erkennbar.

Untermalung

Die Untermalung war vor allem in der Renaissance und dem Barock sehr verbreitet. Sie findet unter anderem in der mehrschichtigen Ölmalerei Anwendung und ist eher zeitintensiv. Für schnelle Maltechniken, wie die Primamalerei ist die Untermalung deshalb weniger geeignet.

Untermalung wird als eine Art Grundierung der Leinwand verstanden. Wird sie in einem neutralen Farbton ausgeführt, bezeichnet man die Untermalung als "Imprimatur".

Dabei wird eine nicht deckende Lasur auf eine Vorzeichnung aufgebracht. Die Untermalung kann auch durch eine Art Skizze erfolgen, bei der die zu gestaltenden Areale bereits mit Farbandeutungen versehen sind.

Verwischung

Verwischungen werden in vielen Maltechniken - zum Beispiel Nass-in-Nass-Technik mit Öl oder Acryl - angewendet. Dabei werden die Farbschichten, Verläufe oder Farbgrenzen sanft mit

  • dem Pinsel
  • einem Spachtel oder
  • einem Lappen

verwischt. Idealerweise sind die Farben noch nicht getrocknet oder es werden zusätzliche Nuancen hinzugefügt. Bei Bleistift und Kohlezeichnungen erfolgt die Verwischung vorhandener Konturen mit dem Finger.