Satire-Magazine in der Türkei extrem beliebt

Türkische Cartoon-Zeichner kritisieren Regierung und Religion

Von Max Staender
8. März 2012

Weltweit werden die schnellsten Prozesse gegen Journalisten in der Türkei geführt, mittlerweile sitzen rund 110 Journalisten hinter Gittern. Daneben nehmen die Gesetzeshüter seit neuem auch Comiczeichner und Karikaturisten ins Visier. Allerdings gibt es viele mutige Zeichner in der Türkei, die den Drohungen der Machtelite trotzen und sich mit Hilfe der Satire gegen die Obrigkeit erheben.

Respektlosigkeit oder bittere Wahrheit?

Die türkische Bevölkerung liebt die Satire-Magazine, während sie der Justiz ein Dorn im Auge ist und sie ständig versucht, die rebellischen Zeichner einzuschüchtern. Der Zeichner Bahadir Baruter ist einer von vielen und aufgrund seiner provozierenden Comics bereits zwölf Mal angeklagt gewesen. Wenn es schlecht läuft, blühen dem prominenten Cartoon-Zeichner bald ein bis zwei Jahre Haft.

Vor knapp einem Jahr hat er ein Cartoon veröffentlicht, wo er die mangelnden Arabischkenntnisse vieler gläubiger Türken auf die Schippe nimmt. Im Grunde hat er gar nicht so Unrecht, da an den Säulen und Wänden in den Moscheen sämtliche Koransuren auf Arabisch stehen. Weil ein Großteil der Türken jedoch kein Arabisch kann, wissen sie auch nicht um ihre Bedeutung.

Die Gebete werden auswendig gesprochen, doch die meisten verstehen den Sinn der Worte überhaupt nicht, worum es in der Karrikatur geht. Nach einer Beschwerde musste Baruter bei der Staatsanwaltschaft aussagen und ist nun wegen Respektlosigkeit gegen die religiösen Gefühle der Gläubigen angeklagt.