Karikaturen - Merkmale, Ziele und ein Überblick berühmter Werke und Karikaturisten

Von den "Fliegenden Blättern" bis zu aktuellen Werken rund um Alltag, Gesellschaft und Politik: Karikaturen bringen Sachverhalte schnell und oftmals eigenwillig auf den Punkt. Es handelt sich um Zeichnungen, deren Motive typischerweise in übertriebener Form dargestellt werden; dabei wird häufig ein ironisches bis zynisches Ziel verfolgt. Besonders bekannt sind politische und gesellschaftskritische Karikaturen. Lesen Sie über die Merkmale und Ziele von Karikaturen und informieren Sie sich über berühmte Werke und Karikaturisten.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Werden Menschen oder gesellschaftliche Zustände komisch überzeichnet dargestellt, spricht man von einer Karikatur. Es handelt sich um eine Satire in Bildform, die bestimmte Werte, oftmals politischer Natur, kritisiert. Es wird bewusst übertrieben; der Charakter einer Person oder eines Ereignisses werden verzerrt.

Ziel und Zweck der politschen Karikatur ist es, den Betrachter zum Nachdenken zu bewegen. Dies wird durch dargestellte Widersprüche sowie Kontraste zur Realität erreicht. Fehler und Schwächen werden aufgedeckt und ins Lächerliche gezogen.

Neben solchen meist politischen Karikaturen gibt es auch die, die sich lediglich mit der äußeren Erscheinung eines Menschen bzw. dessen Gesichtszügen befassen. Hier werden besonders markante Gesichtszüge betont. Diese Karikaturen sind auch bei Touristen beliebt, die sich ein solches Bild von einem Straßenkünstler anfertigen lassen.

Merkmale einer guten Karikatur

Ein guter Zeichenstil, eine "spitze Feder" sind längst noch keine Garantie für eine gute Karikatur. Ganz im Gegenteil: Auch wenn zahlreiche Karikaturisten ihr Handwerk beispielsweise in Graphik und Malerei lernten, so sind nicht selten auch Quereinsteiger unter den berühmtesten Zeichnern.

Ein Zuviel an Technik kann oftmals sogar hinderlich sein, schließlich muss eine gute Karikatur auf den Punkt gebracht werden. Das bedeutet: Details sind erlaubt, sofern sie nicht vom Wesentlichen ablenken.

Verständlichkeit und Humor

Berühmte Karikaturisten zeichnen sich daher unabhängig von ihrem eigenen Stil durch zwei wichtige Eigenschaften aus:

  • Zum einen vermögen sie es, auch komplizierte Sachverhalte in eine verständliche Bildsprache zu bringen.
  • Und zum anderen ist es gerade diese Bildsprache, die dem Dargestellten im Idealfall noch eine weitere, oftmals humorvolle Dimension verschafft.

Mögliche Beispiele sind Politiker mit überspitzt gezeichneten, äußerlichen Eigenheiten - hier wird sowohl die dargestellte Figur als auch die Darstellung selbst zum Inhalt der Karikatur. Um diese Zeichnung jedoch so gekonnt auf den Punkt zu bringen, bedarf es selbstverständlich einer gewissen Fähigkeit zur visuellen Darstellung - was wiederum zum Anfang leitet:

Eine gute Karikatur erfordert keine grundständige Ausbildung an einer Kunsthochschule; die hier erworbenen Fähigkeiten können aber oftmals zu ihrem Besten genutzt werden. Ein zweites wichtiges Element einer jeden guten Karikatur: Der Künstler muss etwas zu sagen haben. Professionelle Karikaturisten verstehen Zeichnen und Ideenfindung dabei als tägliche Arbeit, welche ganz automatisch Routine und Erfahrung mit sich bringt.

Vermittlung einer bestimmten Aussage

Ein subjektiv gefärbter Blick auf die Welt, gern auch ironisch bis zynisch, ist dabei sehr erwünscht. Begabte Karikaturisten verstehen daher nicht nur etwas vom Handwerk, sondern auch von den Inhalten, die ihre Werke vermitteln.

Und hier sollte man durchaus persönlich beurteilen: Das eigene Lebensumfeld im Zerrbild widerzuspiegeln, zählt zu den höchsten Aufgaben einer Karikatur - diese kann je nach Künstler eher politisch oder im Alltagsleben angesiedelt sein, zu aktuellen Anlässen oder allgemeinen Tendenzen Stellung nehmen.

Es gibt einige Karikaturisten, die sich mit ihren Werken einen großen Namen machen konnten...

Berühmte Karikaturisten

Die Welt mit einem oftmals zynischen Augenzwinkern betrachten - egal, wie verzwickt die Lage auch sein mag: Diese ganz besondere Fähigkeit zeichnet unsere berühmtesten Karikaturisten aus. Dabei schaffen sie stets den Spagat zwischen Gesellschaftskritik und kunstvoller Umsetzung der eigenen Ideen und Meinungen.

Dabei muss es übrigens nicht immer eine ernst zu nehmende Sozialkritik sein: Jedes Jahrhundert, jede Strömung kannte und kennt ihre ganz eigenen Karikaturisten. Einige davon nehmen Alltagssituationen gekonnt aufs Korn, andere arbeiten sich eher an politischen Themen ab.

Vicco von Bülow

Zu ersteren zählt beispielsweise Vicco von Bülow, welcher in seinem Alter Ego Loriot neben Filmen und Sketchen auch für zahlreiche Cartoons verantwortlich zeichnet. Dabei schaffte es Loriot stets, die absurden Situationen insbesondere im bürgerlichen Alltag perfekt in Szene zu setzen und gekonnt zu übertreiben.

Fritz Wolf

Ein berühmter deutscher Karikaturist war außerdem Fritz Wolf. 1918 geboren, zeichnete Wolf über Jahrzehnte in dem für ihn so bekannten reduzierten Federstrich für verschiedenste Zeitungen und Zeitschriften.

Wie kaum ein anderer deutscher Karikaturist schaffte es Fritz Wolf, seine Gedanken oftmals kritisch und humorvoll zugleich an den Betrachter zu bringen. Von tagesaktuellem Politgeschehen bis zu gesellschaftlichen Tendenzen griff er dabei verschiedenste Themen und Anlässe auf.

Klaus Stuttmann

Für seinen bissigen Witz berühmt ist Klaus Stuttmann. Der 1949 geborene Karikaturist zeichnet für verschiedene Tageszeitung, die er mit seinen durchweg politischen Karikaturen bereichert. Für seine gekonnten Arbeiten wurde Stuttmann bereits mehrfach ausgezeichnet.

Horst Haitzinger

Auch in Österreich finden sich einige der berühmtesten Karikaturisten der Gegenwart im deutschsprachigen Raum. Horst Haitzinger beispielsweise kennen zahlreiche Leser aus verschiedensten Tageszeitungen und Zeitschriften.

Bekannt ist er für seine typische und immer wiederkehrende Symbolik, mit der politische Ereignisse, Parteien und Nationen ironisch kommentiert werden. Auch die Handschrift Haitzingers in zahlreichen Karikaturen gelangte bereits zu großer Berühmtheit.

Manfred Deix

Mit besonders zynischem Auge betrachtet der ebenfalls österreichische Kartikaturist und Zeichner Manfred Deix die Welt: Seine künstlerisch fein ausgearbeiteten Werke insbesondere über die speziellen Eigenarten seiner Landsleute haben heute Kultstatus.

Karikaturen, die die Welt bewegten

Oft sagt ein Bild mehr als Tausend Worte. Obwohl sich Zeichnungen, Gemälde und Prints sehr unterschiedlich deuten lassen, schaffen es gut gemachte Karikaturen fast immer, dem Betrachter die verborgene Message zu vermitteln.

Karikaturen finden sich heute in fast jeder noch so kleinen Tageszeitung und geraten schnell wieder in Vergessenheit. Es gibt jedoch auch solche Karikaturen, die nicht nur um die Welt gehen, sondern auch einen jahrzehntelangen Eindruck hinterlassen.

Was macht eine Karikatur zum Mittelpunkt des Weltaufmerksamkeit? Meist sind es Zeichnungen, die genau das auf den Punkt bringen, was sich sonst niemand zu sagen traut.

Mohammed

Bestes Beispiel hierfür ist die Mohammed Karikatur des Karikaturisten Kurt Westergaard, die 2005 in der dänischen Tageszeitung Jyllands-Posten erschien. Tatsächlich handelte es sich gleich um 12 solcher Mohammed-Karikaturen, allerdings gibt es nur eine davon, die den Menschen bis heute in Erinnerung bleibt.

Besagte Karikatur zeigt den Propheten Mohammed mit einem Turban, aus dem eine Zündschnur ragt. Die Karikatur kritisiert damit nicht nur den Islam als Glauben an sich, sondern verstößt auch gegen das islamische Verbot, den Propheten Mohammed bildlich darzustellen.

Während die Karikatur von Westergraad bei vielen Europäern auf Zustimmung stieß, reagierten in Europa lebende Islame sehr heftig auf die Veröffentlichung. In Ländern hingegen, die fast ausschließlich islamistisch geprägt sind, wurde nicht nur Protest laut, es entwickelten sich regelrechte Hasstiraden.

Europäische und vor allem dänische Botschaften mussten in den entsprechenden Staaten aus Sicherheitsgründen geschlossen werden, Westergraad und seine Kollegen erhielten zahlreiche Morddrohungen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hingegen würdigte den Karikaturisten sogar mit dem M100-Medienpreis und bezog damit eine eindeutige Stellung.

"Dropping the Pilot"

Politische Karikaturen stehen jedoch nicht erst seit dem Jahr 2005 im Fokus der Weltöffentlichkeit. Bereits 1890 wurde im britischen "Punch" eine Karikatur veröffentlicht, die entsprechend des damaligen Informationsnetzes, auf ebenso viel Aufmerksamkeit stieß.

Die Rede ist von "Dropping the Pilot" beziehungsweise "Der Lotse geht von Bord". Die Zeichnung zeigt einen gleichmütig dreinsehenden Wilhelm II., der zusieht, wie Otto von Bismarck das deutsche Schiff verlässt.

Während der englische Originaltitel induziert, dass Bismarck von Wilhelm seines Postens verwiesen wurde, unterstreicht die deutsche Übersetzung das freiwillige Zurücktreten des Kanzlers. Beide Beispiele zeigen deutlich, dass Karikaturen dann auf die meiste Resonanz stoßen, wenn sie nicht den eigenen Reihen entsprungen sind.

Für solche besonderen Werke werden Karikaturisten auch ausgezeichnet...

Der Deutsche Karikaturenpreis

Der Deutsche Karikaturenpreis zählt zu den wichtigsten Preisverleihungen für deutschsprachige Karikaturisten und Cartoonisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In der Jury sitzen erfahrene Redakteure sowie Preisträger vergangener Jahrgänge, welche gemeinsam über die beste Karikatur des Jahres entscheiden.

Geschichte

Ins Leben gerufen wurde der Deutsche Karikaturenpreis im Jahr 2000 von der Sächsischen Zeitung. Ziel war und ist es, herausragende Karikaturisten und Cartoonisten des deutschsprachigen Raumes auszuzeichnen - und dem Genre somit die Aufmerksamkeit und Anerkennung zu sichern, die es verdient.

Neben der Sächsischen Zeitung entscheiden weitere Experten unter anderem aus dem Printjournalismus über die Preisträger. Einige Jahre lang wurde der Preis beispielsweise von der Frankfurter Rundschau begleitet, im Jahr 2010 saß ein Redakteur der Frankurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) in der Jury.

Neben dem Printmedium ist mit dem Deutschlandradio auch der Rundfunk vertreten.

Auswahlverfahren

Im Gegensatz zu anderen Wettbewerben gibt es keine offene Bewerbung für den Deutschen Karikaturenpreis. Stattdessen lädt ein Auswahlgremium bekannte und renommierte Karikaturisten und Cartoonisten ein, zu einem bestimmten Thema eine Arbeit zu verfassen.

Das Thema wechselt jährlich und kann dabei direkt oder indirekt auch aktuelle, politische oder gesellschaftliche Bezüge aufgreifen. Formulierungen wie "Jetzt erst recht!" (2010) oder "Krise? Welche Krise?" (2009) lassen dem Karikaturisten dennoch genügend Freiraum für eigene Interpretationen.

Preisträger

Im Laufe der vergangenen Jahre wurden bekannte Karikaturisten wie unter anderem

  • Til Mette
  • Rudi Hurzlmeier
  • Greser und Lenz oder
  • Barbara Henniger

mit dem "Geflügelten Bleistift" ausgezeichnet. Dieser Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Neben der Kategorie Gold gibt es darüber hinaus einen Bleistift in Silber für 3.000 Euro Preisgeld sowie einen Bronzenen Bleistift für 2.000 Euro.