Architekturfotografie - Besonderheiten, Methoden und Tipps für professionelle Architekturfotos

Professionell fotografierte Bauwerke lassen sich der Architekturfotografie zuordnen. Vom Baumodell bis zum fertigen Gebäude können dabei sämtliche Phasen des Baus festgehalten und dazu gezählt werden; dabei werden unterschiedliche Methoden der Architekturfotografie angewandt. Um professionelle Architekturfotos erstellen zu können, bedarf es einiger Voraussetzungen. Lesen Sie über die Besonderheiten und Methoden der Architekturfotografie und holen Sie sich Tipps für professionelle Architekturfotos.

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion

Als Architekt ist man Organisator, Statiker und Künstler in einer Person. Besonders der künstlerische Aspekt zeigt sich in vielen verschiedenen Facetten.

Zum einen ist natürlich schon das Entwerfen eines Gebäudes ein künstlerischer Akt, weshalb es in der Architektur, wie in der Kunst auch, verschiedene Stilrichtungen und Strömungen gibt. Darüber hinaus muss ein Architekt jedoch auch mit der Fotokamera umgehen können, der Schaffensprozess will schließlich dokumentiert werden.

Vom Baumodell bis zum fertigen Gebäude

Wie der Prozess der Dokumentation eines Bauwerkes prinzipiell abläuft, erklären wir im Folgenden.

Dokumentation erster Baumodelle

Die Dokumentation beginnt schon, sobald erste Modelle für das geplante Gebäude vorliegen. Diese werden fotografisch festgehalten und dienen nicht nur der Dokumentation des Bauvorhabens, sondern stellen auch ein Präsentationsmedium dar. Schließlich sind in der Regel mehrere Parteien an der Errichtung eines Gebäudes beteiligt, die nicht alle immer am selben Ort sein können.

Um trotzdem jeden an der Planung und dem Entstehungsprozess teilhaben zu lassen, werden Aufnahmen des Modells aus vielen verschiedenen Perspektiven gemacht. Mit Hilfe moderner Software kann man aus solchen Aufnahmen eine Panoramaumschau machen, mit der das Modell nicht effizienter dargestellt werden kann.

Bereits Modelle werden fotografiert und dokumentiert
Bereits Modelle werden fotografiert und dokumentiert

Festhaltung verschiedener Baustadien

Die interessanteste Phase beginnt natürlich erst mit dem Baustart. Während seiner Entstehung durchläuft das Gebäude viele verschiedene Stadien, die allesamt von einem Architekturfotografen festgehalten werden. So kann man das Bauwerk auf den Bildern langsam aber sicher wachsen sehen.

Die Dokumentation des Baus ist vor allem wichtig, um Interessenten später die Bauweise näherbringen zu können. Bei Gebäuden, die wegen ihres Zwecks oder ihrer Machart später einen hohen Bekanntheitsgrad haben, werden solche Bilder auch verwendet, um sie in Museen oder Ausstellungen für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Abschließend wird das Gebäude natürlich auch in seinem fertigen Zustand fotografiert.

Abgesehen von diesem Prozess der Dokumentation gibt es natürlich auch viele Fotografen, die sich speziell auf das Fotografieren von Bauwerken spezialisiert haben. Während andere sich vornehmlich Porträts widmen oder sich der Landschaftsfotografie verschrieben haben, bringen Architekturfotografen eben viele Stunden damit zu, Bauwerke abzulichten.

Die größte Herausforderung hierbei ist, dass die Motive unbewegt sind. Man muss also zum einen durch fotografisches Können Bewegung ins Bild bringen, zum anderen muss man in langwieriger Kleinarbeit den richtigen Winkel und die richtige Tageszeit zum Fotografieren finden.

Methoden der Architekturfotografie

Es gibt einige Methoden der Architekturfotografie, die das Auge des Betrachters genau auf den Sinn und Zweck des Objektes lenken, ohne hierzu irgendwelche Worte verlieren zu müssen. Hierzu ist die Perspektive ebenso wie der Lichteinfall und die richtige Einstellung der Kamera eine große Hilfe.

Architektonische Planung

Zum Einfangen von Bauwerken zu Zwecken der architektonischen Dokumentation kommt es auf die Genauigkeit des tatsächlichen Aussehens an. Hierbei kann schon im Vorfeld der Entwurf so abgelichtet werden, wie er einmal in Wirklichkeit aussehen wird. Nicht nur das Gesamtgebäude, auch einzelne wichtige Details kommen hier zur Ablichtung.

Mit Hilfe der Architekturfotografie kann jedoch auch anhand des Fotos ein Konzept für neue Details, wie sie etwa für einen Umbau entstehen sollen, geplant werden. Hierbei werden ebenso die Innenräume abgelichtet und können so virtuell am PC umgestaltet werden.

Künstlerische Form

Die künstlerische Form der Architekturfotografie befasst sich mit der besonderen Darstellung der

Bei der künstlerischen Architekturfotografie werden Details besonders hervorgehoben
Bei der künstlerischen Architekturfotografie werden Details besonders hervorgehoben

So wird beispielsweise die Drehung einer Wendeltreppe besonders dadurch dargestellt, dass diese Treppe von oben nach unten oder umgekehrt ein wenig schräg in ihrer ganzen Form abgelichtet wird. Eine gewaltige Glaskuppel wirkt noch spektakulärer dadurch, dass sie von innen in Richtung blauem Himmel fotografiert wird. Ein schiefer Turm wird durch eine präzise gerade gehaltene Umgebung an die gewünschte Aufmerksamkeit des Betrachters gelangen.

Damit die richtige Stimmung eingefangen wird, kommt es ganz besonders auf das Tageslicht an. Der geschulte Fotograf weiß, dass das beste Licht am Nachmittag zu erzielen ist.

Eine schräg stehende Sonne leuchtet das Motiv optimal aus und legt wichtige Details frei. Sicherlich ist hier auch der frühe Morgen sehr gut geeignet.

Tipps für professionelle Architekturfotos

Wer sich selbst einmal im Fotografieren von architektonischen Werken probieren möchte, sollte einige Punkte beachten.

Wissenswertes zur Panoramafreiheit

Wer die Fotografie als Kunst betreiben möchte, hat meist auch die Absicht, seine Bilder früher oder später einem Publikum vorzustellen. Für eine solche Veröffentlichung braucht man die Rechte an den Bildern. Man sollte daher beim Fotografieren unbedingt darauf achten, dass die so genannte Panoramafreiheit gegeben ist.

Von Panoramafreiheit spricht man, wenn man alle Rechte hat, das jeweilige Objekt zu fotografieren und das entstandene Bild als sein eigenes auszugeben. Wohnhäuser und andere Bauwerke sind stets mit einem Urheberrecht belegt.

Im Fall von Skulpturen und ähnlichen Installationen liegen die Rechte beim Architekten selbst. Bei anderen Bauten liegt das Urheberrecht meist beim aktuellen Eigentümer.

Trotzdem hat man als Fotograf das Recht, entsprechende Bauwerke abzulichten, wenn man dies von einem öffentlich zugänglichen Platz aus tut und keine Hilfsmittel benutzt. Man darf also beispielsweise keine Leiter oder einen Spiegel benutzen, um seine Aufnahmen zu machen. Auch von Privatgrundstücken aus dürfen keine Bilder gemacht werden, selbst wenn einem das Grundstück selbst gehört.

Um die Fotos später veröffentlichen zu dürfen muss man auf die Panoramafreiheit achten
Um die Fotos später veröffentlichen zu dürfen muss man auf die Panoramafreiheit achten

Vorbereitung

Wer auf der Suche nach dem perfekten Foto eines bestimmten Gebäudes ist, braucht vor allen Dingen Ruhe und Zeit. Es gilt, das gewünschte Motiv in seinem Aufbau und seinem Grundriss zu verstehen.

Nur so wird man feststellen können, welche Bereiche besonders in Szene gesetzt werden sollten und von welchem Blickwinkel man dieses Vorhaben angeht. Empfehlenswert ist es daher, das Bauwerk einmal zu umrunden und zu studieren.

Licht

Bei der Frage nach dem richtigen Licht gilt es zu bedenken, dass jedes Bauwerk ein individuelles Licht braucht, um optimal zu wirken. Während einige Gebäude besonders im Sonnenschein gut zur Geltung kommen, brauchen andere einen stürmischen Wolkenhimmel.

Profis raten dazu, nicht während der Mittagszeit zu fotografieren, denn dann steht die Sonne senkrecht. Stattdessen sollte man darauf achten, dass die Oberflächenzeichnung gut zu erkennen ist, was durch einen bestimmten Lichteinfall erzielt werden kann.

Wenn man prunkvolle und stattliche Bauwerke fotografieren möchte, lohnt es sich meist, erst in der Abenddämmerung aufzubrechen. Große und berühmte Bauten werden nachts meist künstlich angestrahlt, wodurch sich ein einzigartiges Flair ergibt. Mit der richtigen Kameraeinstellung kann man so wirklich beeindruckende Bilder schießen.

Die Suche nach dem Motiv

Die Suche nach beleuchteten Gebäuden gestaltet sich übrigens keineswegs so schwer wie gedacht. Mittlerweile werden sogar Klöster, Schlösser und Burgen zumindest für ein paar Stunden angestrahlt, so dass man auch im Heimatort schöne Fotos machen kann.

Einen anderen beeindruckenden Effekt erhält man, wenn man die Spiegelung des Bauwerks auf Wasser oder einer Glasfassade einfängt. So werden Details deutlicher und das Bild bekommt seinen ganz individuellen Touch. Allerdings benötigt man hierfür auch das richtige Know-How, sonst spiegelt sich das Gebäude gleich drei- oder viermal statt nur einmal.

Ausrüstung

Wer die Architekturfotografie professioneller angehen möchte, wird auch um eine entsprechende Ausrüstung nicht herumkommen. Für eine möglichst korrekte Abbildung empfiehlt sich die Investition in ein teures Objektiv ohne optische Fehler.

Alternativ bieten sich Tilt-Shift-Objekte an. Mit diesen ist es möglich, bestimmte Perspektiven zu korrigieren.

Ebenfalls wichtig: ein weitwinkliges Objektiv. Damit kann man das gesamte Gebäude erfassen. Diesbezüglich sind kurze Brennweiten ebenfalls notwendig. Und schließlich ist es ratsam, sich einen Polfilter zuzulegen; diesen kann man bei spiegelnden Oberflächen anwenden.

Ein weiterer wichtiger Ausrüstungsgegenstand ist das Stativ. Eine gerade Aufnahme ist unerlässlich, wenn man ein Bauwerk ablichten möchte. Eine Gittermattscheibe ist zu empfehlen, um die Kamera leichter auszurichten.

Besondere Aspekte der Architekturfotografie

Bei der Architekturfotografie kommt es ganz besonders darauf an, das Objekt aus der richtigen Perspektive abzulichten, um beispielsweise festzuhalten, wie mächtig es ist. Das Auge des Betrachters sollte auf besondere Details genauso aufmerksam gemacht werden, wie auf den architektonischen Gesamtausdruck. Hierbei spielt unter anderem der Einfall des Lichtes eine nicht unerhebliche Rolle.

Besonderheiten der Blickwinkel und Atmosphäre

Die Architekturfotografie stellt eine besondere Form der Kunst dar. Hierbei können Blickwinkel gewählt werden, wie sie für gewöhnlich gar nicht in dieser Form wahrgenommen werden. Es können unter anderem hohe Gebäude, kunstvolle Statuen, eine einzelne Treppe oder eine interessante Brücke in Betracht kommen, auf die der Betrachter aufmerksam gemacht werden soll.

Eine ganz besondere Atmosphäre kann zum Beispiel entstehen, wenn bei beginnender Dämmerung über einen ruhigen See hinweg eine beleuchtete Hütte auf der anderen Uferseite eingefangen wird. Dieses Bild soll eine romantische Situation darstellen, um eine gemäldeartige heimelige Sichtweise herbeizuführen.

Fotografieren von oben oder von unten

Ein anderes bemerkenswertes Motiv entsteht beim Fotografieren bei Gegenlicht von einem Hochhaus herunter auf die Großstadt. Auf diese Weise könnte dargestellt werden, wie eine durch und durch geschäftige Stadt von oben betrachtet ruhig und gelassen wirken kann.

Und wer kennt sie nicht, die Perspektive von unten nach oben aufgenommener Hochhäuser, wie sie eigentlich nur in Großstädten wie Frankfurt entstehen kann. Auf diese Weise wird die unendliche Höhe gleichermaßen demonstriert wie die Macht und Größe der sich darin befindlichen Banken. So entsteht der doppelte Sinn des Bildes, wobei verstanden wird, was der Fotograf damit sagen wollte.

Ein paar Worte zur Perspektive

Wenn man die passende Perspektive sucht, wird empfohlen, sie nach den Linien, den man folgen möchte, auszuwählen, wie etwa Säulen oder Dachkanten. Ein mittiger Standpunkt hilft bei der Darstellung der Symmetrie eines Gebäudes.

Um Menschen auf solchen Bildern "unsichtbar" zu machen, wird übrigens eine lange Belichtungszeit empfohlen. Bei der Fotografie von Innenräumen sollte man seinen Standpunkt in eine Ecke legen, um möglichst das gesamte Zimmer zu erfassen. Blitzlich ist zu vermeiden.

Einfangen von verschiedenen Stimmungen

Ein ebenso wichtiger Aspekt für die Architekturfotografie wird im Ablichten von verschiedenen Stimmungen gesehen. So könnte beispielsweise eine menschenleere Innenstadt darauf schließen, dass es noch sehr früh am Morgen ist.

Welches Format?

Ein Großteil der Architekturfotos wird im Querformat aufgenommen. Oftmals kann auch das Hochformat einen besonderen Effekt mit sich bringen.

Wer mit einem Stativ arbeitet, sollte daher darauf achten, dass der Stativkopf ein Schwenken der Kamera ins Hochformat ermöglicht; besonders günstige Modelle können dies häufig nicht. Ein Getriebeneiger lässt sich die Ausrichtung auch in sehr kleinen Schritten bewerkstelligen.

  • Adrian Schulz Architekturfotografie: Technik, Aufnahme, Bildgestaltung und Nachbearbeitung, dpunkt Verlag, 2008, ISBN 3898645282
  • Basics Architekturfotografie, Birkhäuser, 2008, ISBN 3764386657

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