Mörtel für ein schönes Lächeln - ein deutscher Steindoktor verarztet Tänzerinnen von Angkor Wat

Von Dörte Rösler
12. Juni 2014

Als Hans Leisen 1995 zum ersten Mal die Tempelanlage von Angkor Wat erblickte, verliebte er sich sofort in sie - die steinernen Himmelstänzerinnen, die mit ihrem geheimnisvollen Lächeln die Wände der Tempelbauten verzieren. Zugleich hatte der Kölner Geologe Mitleid. Viele der mehr als 1.850 kunstvollen Steinfiguren waren vom Zerfall bedroht. Seitdem reist der Wissenschaftler regelmäßig nach Kambodscha und leitet dort ein Projekt zur Erhaltung der fein ziselierten Reliefs.

Erhaltung des verfallenen Gesteins

Apsaras - so heißen die Tempeltänzerinnen aus dem ehemaligen Khmer-Reich. Und nach ihnen ist auch das "German Apsara Conservation Project" benannt, das sich nun schon fast 20 Jahre um die Konservierung und Restaurierung der Tempelanlage von Angkor kümmert. Neben den deutschen Forschern wurden kambodschanische Mitarbeiter ausgebildet, um das verfallende Gestein fachkundig zu behandeln.

Geister, Götter und Dämonen - in der Phantasie sind diese Geschöpfe unsterblich. In den Sandstein gemeißelt, leiden sie jedoch unter tropischer Witterung, dem Kot von Fledermäusen und achtlosen Touristen. Die "Schalenkrankheit" zersetzt den Stein wie einen wie einen kariöser Zahn.

Spezialmörtel für Oberflächen

Ähnlich wie ein Zahnarzt gehen deshalb auch die Steindoktoren vor. Mit kleinen Bürsten reinigen sie die Oberfläche der Figuren, nehmen Gewebeproben und füllen dann die Hohlräume im bröselnden Gestein.

Für ihre Operationen haben die Tempelärzte an der Kölner Uni extra einen Spezialmörtel entwickelt. Mit Spritzen wird Kieselsäurester direkt in den Stein injiziert - damit die Tänzerinnen auch künftig bezaubernd lächeln.