Aufgeweichte Tradition - Pariser Buchhändler verkaufen künstliche Eifeltürme

Weil sie nicht mehr nur vom Buchverkauf leben können, bieten viele Händler zusätzlich Souvernirs an

Von Matthias Bossaller
3. Februar 2011

Seit dem 16. Jahrhundert gibt es die Buchverkäufer am Ufer der Seine in Paris. Sie gehören sogar zum Weltkulturerbe der Unesco. Doch das Geschäft der Freiluftbuchhändler an den Ufermauern hat sich geändert. Nur noch vom Verkauf alter Literatur und schöner Kunstdrucke können nicht mehr alle leben.

Touristen statt Buchliebhaber

Daher bieten viele Händler neben den Antiquitäten auch noch künstliche Eifeltürme, Poster oder Kühlschrankmagneten an. Erst durch diesen Zusatz von touristischen Souvenirs kommen die Verkäufer auf einen akzeptablen Verdienst.

Das Geschäft an den Uferpromenaden ist jedoch von der Stadtverwaltung reglementiert. Auf eine Kiste mit Souvenirartikel müssen drei Bücherkisten kommen. Unter den Händlern gibt es zudem immer noch genug Traditionalisten, die für die Souvenirhändler nichts übrig haben. Der Grund ist einfach: Sie stellen neben dem Internet eine große Konkurrenz dar.

Bücherliebhaber kommen immer weniger an die Uferpromenade der Seine. Stattdessen flanieren hier immer mehr Touristen entlang. Der Stadtverwaltung ist dieses Problem bekannt. Deshalb versucht sie die Tradition zu wahren, indem sie Lizenzen nur an ausgesuchte Buchhändler vergibt. Für die Besitzer der begehrten Zusagen steht nach wie vor das jahrhunderte alte Kerngeschäft im Mittelpunkt: Bücher und alte Zeitungen.