In Unna fand zum letzten Mal der kleinste Faschingsumzug der Welt statt

Aus Spott wurde fester Karnevalsbestandteil - Helmut Scherer geht in den wohlverdienten Ruhestand

Von Karin Sebelin
4. März 2011

Ein Urgestein hört auf - Helmut Scherer aus Unna, mit seinem kleinen Handwagen der kleinste Karnevalsumzug der Welt, geht in Rente. Dieses Jahr zieht er zum letzen Mal durch die Stadt. Diesen Umzug machte Scherer 55 Jahre lang. Unna ist mächtig stolz auf seinen Karnevalisten. Für Unna hat Scherer richtigen Marktwert.

Dies war aber nicht immer so - zu Anfang lächelte man nur müde über ihn. Jetzt sind alle sehr traurig, dass er aufhört, dass er nicht mehr durch Unna zieht mit seinem kleinen Wagen. Helmut Scherer ist mittlerweile 77 Jahre alt und möchte nun endlich in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Doch dieses Jahr ist alles anders - Scherer läuft nicht mit seinem Handwagen durch Unna, sondern sitzt auf einem richtigen Thron und genießt das bunte Treiben in der sonst eher faschingsfreien Stadt.

"Ich geh' jetzt ins Altersglück - Unna bleibt allein zurück."

Dieses Jahr wurde er von vielen Menschen gefeiert. Der Karnevalszug endete wie immer im Rathaus in der Bürgerhalle. Scherers Karnevalsmotto lautete dieses Jahr: "Ich geh' jetzt ins Altersglück - Unna bleibt allein zurück.". Helmut Scherer wurde in einem Paderborner Klosterinternat groß. Dort hatte er auch erste Kontakte mit dem Karneval.

Nach Unna zog es ihn 1956, dort arbeitete er in der Krankenpflege im Hospital. 1957 zur Weiberfastnacht zog er zum ersten Mal durch Unna und blies ihn eine Tröte, an der Hand einen Puppenwagen mit einer Kinderpuppe. Sein erstes Karnevalsmotto war: "Mein Heimatland - Westfalenland".

Nach anfänglichem Spott auch Teil anderer Karnevalshochburgen

Leider lächelten die Menschen nur über ihn, aber er überhörte einfach den Spott der Leute. Nun zog er in jedem Jahr zu Fasching durch Unna, an der Hand immer seinen Wagen. Mit den Jahren zeigten die Leute mehr Interesse an ihm, sogar die Leute von außerhalb. Ab dem Jahr 1963 war er an Fasching auch in Münster und Dortmund und auch in Düsseldorf mit dabei.

Auch die Medien nahmen Scherer jetzt wahr - er wurde sogar zu Fernsehshows eingeladen. Einmal hatte Scherer sogar eine Hauptrolle in einem Dokumentarfilm anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft, der von Filmstudenten gedreht wurde. Scherer machte dann auch richtige Pressearbeit und vermarktete sich regelmäßig bei Redaktionen.

Zum Abschluss seines letzten Zuges durch die Stadt gab es Sekt oder Schnäpschen und Süßes für die Kinder.

Anwesend auch sein "Freundeskreis Helmut Scherer", ehemalige Zivis aus seinem früheren Hospital. Dann wurde er vom Bürgermeister gewürdigt und erhielt den Schlüssel der Stadt. Scherer will auch in Zukunft an Fasching Ordensritter auswählen und ihnen die Narrenkappe aufsetzen.

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