Wohnen zwischen Gräbern: In Manila leben Hunderte Familien auf dem Friedhof

Von Dörte Rösler
4. November 2013

Wohnraum ist in Manila knapp. Vor allem, wenn man arm ist. Rund 600 Familien sind deshalb auf dem städtischen Friedhof ausgewichen. Viele leben dort schon seit Generationen zwischen Knochen und Gestank - in primitiven Hütten, die sie einfach auf alte Grabkammern gesetzt haben. Toiletten und fließendes Wasser sucht man vergebens.

Ihren Lebensunterhalt verdienen die meisten Bewohner direkt auf dem Friedhofsgelände: sie pflegen die Gräber, organisieren Bestattungen und räumen nach der üblichen Frist von fünf Jahren die Gebeine der Toten wieder aus den Kammern. Sie müssen Platz schaffen für Neuankömmlinge - auch wenn die Knochen der Verstorbenen noch nicht trocken sind. Der Gestank von Verwesung ist deshalb allgegenwärtig; nachts klettert Ungeziefer aus den Ritzen der Gräber und macht sich über die Reste her.

Statt zur Schule zu gehen, lernen die Kinder, wie man Gräber anlegt. Hoffnung auf andere Arbeit oder eine andere Wohnung gibt es kaum. So bleiben die meisten hier, meißeln Inschriften in neue Grabsteine und sortieren mit ihren Vätern die Überreste der Toten. Während die Frauen nebenan das Mittagessen kochen.