Stadt Wien respektiert alten Vertrag: 30 versteckte Grabsteine auf jüdischem Friedhof entdeckt

Von Dörte Rösler
18. Juli 2013

Die Stadt Wien hält sich an ihre Verträge - auch wenn diese aus dem 17. Jahrhundert stammen. Und innerhalb der Stadtgrenzen lebten offenbar immer Menschen, die neben den Gesetzen noch moralische Werte achteten. Das jedenfalls zeigt die Geschichte des jüdischen Friedhofs an der Seegasse, auf dessen Gelände jetzt 30 versteckte Grabsteine entdeckt wurden.

Gegründet wurde der Friedhof bereits im 16. Jahrhundert. 1671 ließ sich der Kaufmann Koppel Fränkel dann gegen Zahlung von 4000 Gulden das Recht zusichern, dass die Grabstätten für immer bestehen bleiben dürften. Ein Plan aus dem Jahr 1910 listet 931 Grabsteine, inklusive der dazugehörigen Inschriften. Als die Nationalsozialisten 1943 den Befehl zur Einebnung der Gräber gaben, wurden die meisten dieser Steine zerstört. Knapp 300 konnten von Helfern auf den Zentralfriedhof gerettet werden, wo sie in den 80er Jahren entdeckt wurden. Seitdem engagieren sich die Stadt Wien, das Denkmalamt und die Israelitische Kultusgemeinde gemeinsam für die Restaurierung des Friedhofs an der Seegasse.

Bei aktuellen Vermessungen des Geländes stießen die Arbeiter nun auf einige besonders alte Grabsteine, die offenbar im Boden vergraben wurden, um sie vor der Zerstörung zu bewahren. Mithilfe des Plans von 1910 können sie wieder an ihren ursprünglichen Standorten aufgestellt werden.