Amateurtheater - Aufbau, Organisation und Tipps zur Gründung einer eigenen Theatergruppe

Wer nicht-beruflich mal ein bisschen Theaterluft schnuppern möchte, hat mit dem Amateurtheater die Möglichkeit dazu. Hierbei schließt sich eine Gruppe von Interessenten zusammen, um gemeinsam Stücke zu proben und mit diesen auch aufzutreten. Bei der Auswahl der Stücke und der Organisation einer Vorstellung sind einige Punkte zu beachten. Findet man keine Theatergruppe dieser Art, ist es auch möglich, selbst ein solches Ensemble zu gründen. Tauchen Sie ein in die Theaterwelt und erfahren Sie alles Wissenswerte rund um das Amateurtheater.

Britta Josten
Von Britta Josten

Amateurtheater: Definition und Organisation

Unter dem Amateurtheater versteht man den Zusammenschluss von Menschen in eine Gruppe, um im nicht-beruflichen Bereich Theater zu spielen. Häufig wird der Begriff auch syonym mit dem Laienspiel verwendet.

Mitunter gibt es in diesem Bereich aber auch Abgrenzungen. So stehen die Schauspieler beim Laientheater in erster Linie wegen der Freude am Schauspiel auf der Bühne; Aktive in einem Amateurtheater orientieren sich hingegen stärker am Berufstheater. Sie erhalten zudem manchmal auch eine Gage.

Viele Theatergruppen schließen sich einem Verband für Amateurtheater an. Eine solche Organisation bietet ihren Mitgliedern einige Vorteile. Zu diesen zählen bespielsweise

  • regelmäßige Auftrittsmöglichkeiten
  • regelmäßige Fortbildungsseminare
  • einen Versicherungsschutz
  • kompetente Ansprechpartner bei organisatorischen und künstlichen Fragen
  • den Erfahrungsaustausch mit anderen Mitgliedern

Im Internet findet man Informationen zum nächstgelegenen Verband. In der Regel verrichtet man eine jährliche Gebühr und kann die oben genannten Vorteile nutzen, muss man aber auch nicht.

Fortbildungen

Die erwähnten regelmäßigen Fortbildungen des Verbands für Amateurtheater können selbst jahrelang aktiven Schauspielern von Nutzen sein. Meist gibt es verschiedene Seminare mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Es werden Grundlagen sowie besondere Kniffe des Schauspiels vermittelt. Mitglieder einer Gruppe können diese schließlich auch mit neuem Input versorgen, was sich positiv auf das Zusammenspiel auswirken wird.

Mögliche Themen:

  • Darstellerische Grundlagen
  • Performance
  • Flashmobs
  • Rollenarbeit
  • Körpersprache und Bewegung
  • Sprechtechnik
  • Bühnenbilder

Wer beispielsweise keine Amateurtheatergruppe in seiner Nähe findet, könnte auch überlegen, selbst eine zu gründen...

Die Gründung einer Theatergruppe

Viele Menschen würden gerne einen bestimmten Sport oder ein neues Hobby ausprobieren, finden jedoch einfach keinen passenden Verein in der Nähe. Nun hat man zwei Möglichkeiten: entweder man gibt auf oder man nimmt die Sache einfach selbst in die Hand.

Zum Beispiel gibt es nicht in jeden Ort eine Theatergruppe, bei der auch jeder mitspielen darf. Alleine Theater zu spielen ist natürlich mehr als witzlos, weshalb man sich möglichst schnell nach Gleichgesinnten umsehen sollte. Eine Theatergruppe zu gründen ist gar nicht so schwer, wenn man es denn wirklich will.

Mitglieder finden

Eine Amateurgruppe ist meist regional sehr eingeschränkt, was man sich bei der Suche nach Mitspielern sehr gut zu Nutze machen kann. Aushänge am schwarzen Brett im Rathaus erreichen beispielsweise fast jedes Gemeindemitglied. Auch eine Annonce in der örtlichen Tageszeitung ist ziemlich viel versprechend.

Am seriösesten ist es jedoch, einfach überall ein paar Flyer aufzuhängen, auf denen das Anliegen genau erklärt wird. Um Interessierten die Scheu zu nehmen, kann man seine Adresse angeben und eventuell sogar ein Porträtfoto auf den Flyer drucken lassen. Das wirkt meist vertrauenserweckender als eine anonyme Zeitungsannonce.

Teilnehmerzahl beschränken

Eine Theatergruppe mit zu vielen Teilnehmern ist meist unkoordiniert und schwer zu leiten. Je mehr Schauspieler, desto mehr Meinungen und Vorschläge müssen berücksichtigt werden. Aus diesem Grund sollte die Gruppe zu Beginn nicht aus mehr als zehn Mitgliedern bestehen.

Casting

Hat man mehr Interessenten, so muss wohl oder übel eine Art Casting durchgeführt werden. Schließlich eignet sich auch nicht jeder Bewerber für die Schauspielerei.

Proberaum

Sobald die Truppe steht, muss man sich um einen Raum zum Proben kümmern. Hierbei kann man meist auf Unterstützung seitens der Gemeinde hoffen.

Schließlich ist es für jeden Ort ein Aushängeschild, eine eigene Theatergruppe zu haben. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde kann man dann auch erste Auftritte organisieren und so an Publikum aus Nachbardörfern oder -städten gelangen.

Steht die Gruppe, kommt es zur ersten wichtigen Aufgabe: ein passendes Stück auswählen...

Die Wahl des richtigen Theaterstücks

Theater spielen ohne Publikum macht auf die Dauer nicht wirklich viel Spaß. Allerdings haben Laienschauspieler selten Ahnung davon, wie eine gute und professionelle Aufführung aussieht. Damit der erste Auftritt ein voller Erfolg wird, ist es wichtig, sich schon aktiv darauf vorzubereiten, bevor man überhaupt mit den Proben begonnen hat.

Wichtig für die Begeisterung des Publikums ist nicht der Schwierigkeitsgrad der Stücks
Wichtig für die Begeisterung des Publikums ist nicht der Schwierigkeitsgrad der Stücks sondern dass man die Aufführung beherrscht

Verantwortung bewusst machen

Wer eine Gruppe von Amateurschauspielern anführt, muss sich stets darüber im Klaren sein, dass man hier keine ausgebildeten Leute vor sich hat. Die anderen Teilnehmer sind genauso nervös und verunsichert wie man selbst. Der Unterschied ist jedoch, dass sich die anderen auf ihren "Boss" verlassen.

Geht irgendetwas schief, so wird in der Regel derjenige dafür verantwortlich gemacht, der die ganze Sache auch ins Leben gerufen hat. Solange die Gruppe noch jung und unerfahren ist, sollte man daher nichts riskieren.

Leichtes Stück auswählen

Das fängt schon bei der Auswahl des richtigen Stücks an. Natürlich möchte man mit seiner Truppe möglichst viel Ruhm und Applaus einheimsen. Deshalb begehen viele Neulinge den Fehler und wählen ein sehr anspruchsvolles und tiefgründiges Stück aus.

Das erfordert von den Schauspielern fast schon eine perfekte Performance. Schließlich macht es sich in solch einem Stück nicht gut, wenn plötzlich jemand seinen Text vergisst.

Außerdem müssen Ausdruck, Haltung und Stimme sich wirklich in der Welt des Stückes verlieren können. Das ist auch für professionelle Schauspieler keine einfache Angelegenheit, da man sein gesamtes eigenes Seelenleben ausblenden muss.

Komödien

Laienschauspieler sollten daher zu Beginn unbedingt zu leichten Komödien greifen, die auch das Publikum gut aufnimmt. Man darf nämlich nicht vergessen, dass ein Amateurtheater nicht von leidenschaftlichen Operngängern, sondern von ganz normalen Leuten besucht wird.

Und die können in der Regel auch nicht viel mit zu "schwerer Kost" anfangen. Verspricht sich während solch eines lustigen Schwanks einmal jemand, so heitert das die Stimmung noch weiter an, anstatt sie zu zerstören.

Requisiten beachten

Bei der Auswahl des Stücks ist außerdem darauf zu achten, dass sich die Schauplätze nicht ständig ändern. Als Laienschauspielgruppe hat man in der Regel nur wenige Requisiten zur Verfügung, die auch nach jedem Wechsel selbst umgebaut werden müssen. Das bringt nicht nur die Schauspieler aus dem Konzept, sondern stört auch das Publikum.

Länge des Stückes

Darüber hinaus sind kurze Werke endlosen Stücken vorzuziehen. Je kürzer die Aufführung, desto weniger Fehler können passieren.

Wenn das Stück einstudiert wurde, kann man sich über die erste Aufführung Gedanken machen...

Tipps zur Planung der ersten eigenen Aufführung

Trotz demokratischer Struktur braucht jede Gruppe so etwas wie einen Anführer. Wenn jeder seine eigene Meinung hat und nicht bereit ist, davon abzuweichen, muss es jemanden geben, der ein Machtwort spricht und die Sache selbst entscheidet. Auch eine Laienschauspielgruppe benötigt eine Person, die die Organisation übernimmt und so ein geregeltes und erfolgreiches Miteinander ermöglicht.

Der Kopf einer Theatergruppe muss sich nicht nur darum kümmern, dass alle Mitglieder regelmäßig zur Probe erscheinen, er muss vor allem auch die Aufführungen planen. Für jemanden, der so etwas noch nie in die Wege geleitet hat, ist das natürlich eine kniffelige Angelegenheit.

Genügend Zeit einplanen

In erster Linie sollte man daran arbeiten, das Spiel der Gruppe zu verbessern. Der erste Auftritt muss ein voller Erfolg sein, sonst werden die Zuschauer das nächste Mal ausbleiben. Deshalb ist es wichtig, sich eine besonders lange Vorlaufzeit zu nehmen. Alle Schauspieler müssen ihren Text wie im Schlaf können, Ausdruck und Bewegungen haben perfekt zu sein.

Licht- und Soundkonzept erstellen

Bei Zeiten sollte man sich außerdem über ein passenden Licht- und Soundkonzept einig werden. Durch solche Effekte kann es notwendig werden, dass man an einzelnen Textstellen noch etwas feilt oder ein paar Figuren auf der Bühne umstellt. Diese Änderungen dürfen nicht in letzter Minute geschehen, sonst ist das Chaos fast vorprogrammiert.

Mit den Örtlichkeiten vertraut machen

Besonders angenehm ist es, wenn man einen Raum zum Proben hat, in dem nachher auch die Aufführung stattfinden kann. Dann befinden sich die Schauspieler in gewohnter Umgebung und spielen sicherer. Meistens ist es jedoch nötig, dass man sich nach einem Saal umsieht, in dem ausreichend Gäste Platz haben.

Dann sollte man mit den Verantwortlichen absprechen, dass man den Raum schon ein paar Tage vorher für einige Stunden benötigt. Nur so hat man die Möglichkeit, die Schauspieler vor der Aufführung in die fremde Umgebung einzugewöhnen.

Werbung machen

Sobald man den Saal gebucht hat, heißt es ordentlich die Werbetrommel zu rühren.

  • Plakate
  • Flyer und
  • Radiowerbung

helfen dabei, möglichst viele Einwohner zur Aufführung zu locken. Wenn man es sich leisten kann, sollte man auch eine kleine Verlosung mit Freikarten starten. Das erweckt das Interesse der Menschen noch zusätzlich.

Bekannte Persönlichkeiten, wie den Bürgermeister zum Beispiel, sollte man persönlich einladen. Es ist nie verkehrt, sich mit den einflussreichen Leuten eines Ortes gut zu stellen.