Produktion von Zeichentrickfilmen damals und heute und Tipps zur Erstellung eigener Filme

Ein Grund für die Faszination von Zeichentrickfilmen dürfte die unbegrenzte Fantasie sein, welche die Macher solcher Werke auf der Leinwand ausleben können. In der heutigen Zeit stehen den Produzenten von Zeichentrickfilmen aber nicht nur ihre Kreativität, sondern auch eine Menge an technischen Möglichkeiten zur Verfügung. Doch wie verliefen überhaupt die Anfänge des Zeichentrickfilms, so dass es zur Entstehung dieser Unterhaltungsform für die Massen kam?

Maria Perez
Von Maria Perez

Die Anfänge des Zeichentrickfilms

Stuart Blackton

Die Geburtsstunde des Zeichentrickfilms liegt inzwischen über ein Jahrhundert zurück und wird auf das Jahr 1906 datiert. Hier erschuf Stuart Blackton das erste Werk, welches einem Zeichentrick im eigentlichen Sinne entspricht.

Das Ganze heißt "Humorous Phases of Funny Faces" und handelt von kleinen Begebenheiten, welche sich während der Begegnung verschiedener Personen abspielen. Allerdings wurde dieses Werk lediglich auf eine Tafel gezeichnet, wonach die einzelnen Bilder zum Zeichentrick zusammengeschnitten wurden.

Émile Chol und Winsor McCay

Ein weiterer Meilenstein in dieser Anfangszeit waren die Werke von Émile Cohl, welchen auch der wegweisende Film "Fantasmagorie" angehört. Cohl schaffte es mit seinem Schaffen, das Genre Zeichentrick weiterzuentwickeln, wobei zahlreiche Grundsteine für spätere Werke gelegt wurden.

Hierbei denke man nur an Winsor McCay, dessen Werke zum ersten Mal die breite Öffentlichkeit erreichten. Besonders populär wurde dabei die Verfilmung einer bereits existenten Comicreihe "Little Nemo", welche zahlreiche Anhänger fand.

Von der Randerscheinung zum Publikumsmagneten

Doch trotz all dieser Erfolge war der Zeichentrickfilm bisher eher eine Randerscheinung und eigenwillige Kunstform, welche sich nur unzureichend für die Unterhaltung der Massen eignete. Dies änderte sich in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Nun kam es einerseits zur Erfindung neuer Arbeitstechniken. So wurde nun beispielsweise nicht mehr auf eine Tafel oder ein Blatt Papier, sondern auf eine Folie gezeichnet. Hierdurch wurde es dem Künstler ermöglicht, beständige Hintergründe einzusetzen oder diese hinter der Figur zu verschieben.

Daneben kam es während dieses Jahrzehnts noch zur Gründung großer Zeichentrickstudios, von welchen manche bis heute existieren. Am bekanntesten ist dabei bis heute das Studio Walt Disney, welches bereits in den 20er Jahren seine wohl bekannteste Figur Micky Maus entwarf.

Die Produktion von Zeichentrickfilmen wurde nun auch zunehmend professioneller. Arbeitsteilung sollte bald schon ebenso wie Drehbücher und festgelegte Layouts zum Alltag der Mitarbeiter gehören, welche an damaligen Zeichentrickfilmen arbeiteten.

Fazit

Insgesamt waren die Anfänge des Zeichentrickfilms eine Phase künstlerischen Experimentierens und Entdeckens, was nicht zuletzt die Grundlagen für moderne Werke dieses Genres legte.

Merkmale heutiger Zeichentrickfilmproduktionen

Das Drehbuch

Bevor mit den eigentlichen Arbeiten begonnen werden kann, muss zunächst einmal ein Drehbuch entworfen werden. Dieses dient dann wiederum als Vorlage für das Storyboard.

Letzteres unterscheidet sich vom Drehbuch im Grad der Präzision, in welcher die einzelnen Szenen beschrieben werden. Zudem werden im Rahmen des Storyboards auch schon erste Zeichnungen in Form von Skizzen angefertigt, so dass die Grundeinstellung jeder Szene festgelegt ist.

Das X-Sheet

Nachdem diese Grundlagen geschaffen wurden, machen sich sowohl die Zeichner als auch die Sprecher an die Arbeit. Dabei stützt man sich auf eine Festlegung, welche in der Zeichentrickbranche als X-Sheet bezeichnet wird. In dieser sind alle Informationen enthalten, wann welche Töne zu hören sind, was insbesondere für die Vertonung der Charaktere von zentraler Bedeutung ist.

Für die Übertragung der Laute in die X-Sheets stützt man sich in der Regle auf eine Software, den so genannten Trackreader. Das X-Sheet bildet letztlich ein für den Kameramann sowie den Animator verbindliches Drehbuch. Festgehalten werden die Laute, die gerade zu hören sind, die Kamerabewegungen sowie die Zeichnungen, die unter die Kamera gelegt werden.

Rough Animation

Die eigentliche Zeichenarbeit übernimmt ein Team aus den so genannten Animators und einem Regisseur. Diese arbeiten im Team zusammen und tasten sich quasi von einer Grobfassung des Films hin zur Endversion. Die einzelnen Phasen haben ebenso Namen und werden beispielsweise als "Rough Animation" und "Cleanups" bezeichnet.

Für seine Arbeit benötit der Animator das Storyboard, eine Layoutkopie, die Modelsheets sowie das besagte X-Sheet. Nun folgen Entwürfe, die aus skizzenhaften Zeichnungen bestehen. Mithilfe einer bestimmten Software, dem linetester überprüft und korrigiert er das Timing der jeweiligen Szene.

Stimmt das Ergebnis, gelangt diese "rough animation" zum Assistenten des Animators. Dieser kümmert sich um die Reinzeichnung der ihm ausgehändigten Schlüsselbilder - die so genannten "cleanups". Hierbei hält er sich an die Vorgaben des Modelsheets.

Zwischen den einzelnen Schlüsselbildern kann er noch weitere Zeichnungen setzen, die der Bewegungsdefinition dienen. Solche zusätzlichen Skizzen werden als "breakdowns" bezeichnet. Schließlich wird alles zum Inbetweener oder auch Zwischenphasenzeichner gereicht, welcher die Zeichnungen, die noch fehlen, zwischen die bereits vorhandenen setzt.

12 Zeichnungen pro Sekunde

Ziel des Animators ist es, einen Film mit mindestens 12 Zeichnungen pro Sekunde zu entwerfen. Während frühere Werke sich auch schon deutlich unter dieser Vorgabe bewegten, können in modernen Zeichentrickfilmen bis zu 24 Bilder in der Sekunde Verwendung finden. Hierdurch wirken selbst sehr schnelle und hektische Szenen flüssig, was die Qualität des Zeichentrickfilms steigert.

Coloration

Nachdem geprüft wurde, ob alle Zeichnungen vorhanden sind und sowie die Szenen mehrmals getestet wurden, kommt es zur Farbgebung. Mittlerweile werden hierfür immer häufiger Computer eingesetzt. Die eingescannten Zeichnungen werden am Bildschirm von dem Coloristen bearbeitet.

Durch eine spezielle Animationssoftware können viele Arbeitsschritte erleichtert werden. Per Hand färbt man zum Beispiel nur noch das erste Szenenbild. Auch für die nachträgliche Fehlerbehebung ist Handarbeit notwendig.

Arbeitserleichternde Techniken

Letztlich setzt die moderne Zeichentrickindustrie noch auf geschickte Methoden, um sich Arbeit zu sparen ohne gleich merkliche Einbußen in der Qualität des Endprodukts hinnehmen zu müssen. So wird bei Dialogen beispielsweise auf Bewegungsschleifen gesetzt, so dass nicht die minimalen realistischen Bewegungen aller Akteure über die gesamte Szene gezeichnet werden müssen. Darüber hinaus werden geschickte Schnitte und Kamerawinkel gewählt, so dass schwer darzustellende Inhalte möglichst leicht umzusetzen sind.

Die Produktionstechnik der klassischen Zeichentrickfilme stellt in vielen Bereichen die Grundlage der immer beliebt werdenden Animationsfilme dar...

Die Produktion von Animationsfilmen

Die Welt des Zeichentricks erlebte in den 90er Jahren einen gewaltigen Umbruch. So wurde der klassische gezeichnete Zeichentrickfilm zunehmend durch den Animationsfilm ersetzt, was beispielsweise Disney dazu bewegte, bald schon die eigene komplette Erstellung klassischer Zeichentrickfilme in Frage zu stellen.

Zunächst einmal dürfte es klar sein, dass heutige Animationsfilme am PC erstellt werden. Dabei verzichten die Produzenten allerdings nicht komplett auf klassische Zeichentricktechnik. So liegt den einzelnen Szenen und Bewegungen häufig eine von Hand gezeichnete Skizze zu Grunde.

Diese wird dann am Computer bearbeitet, wobei zwischen automatisierten Übernahmemechanismen und manuellen Komponenten zu unterscheiden ist. Dies bedeutet schlicht, dass Teile der Skizze automatisch übernommen werden, wobei die Grafiker auch noch einiges virtuell nachbearbeiten und hinzufügen müssen.

Des Weiteren basieren derartige Animationsfilme auf einer Vielzahl von programmierten Regeln, welchen beispielsweise die Kollisionserkennung zuzuordnen ist. Hierdurch wird es möglich, dass realistische Szenen umgesetzt und dargestellt werden können.

Gründe für die Beliebtheit

Die Gründe, warum sich der Animationsfilm einer zunehmend großen Beliebtheit erfreut, sind dabei vielfältig. Zum einen lassen sich mit Hilfe dieser Produktionstechnik aufwendige Szenen mit beeindruckender Genauigkeit darstellen. Dabei können die Produzenten selbst entscheiden, ob sie sich bei ihrer Darstellung eher an der Realität oder comichaften Vorgaben orientieren wollen.

Darüber hinaus gilt diese Technik schlicht als modern, was vor allem bei jugendlichen Zuschauern eine wichtige Rolle spielt. Klassische Zeichentrickfilme werden dabei als altmodisch und überholt angesehen, weshalb auf diese häufig schon von vornherein mit Ablehnung reagiert wird.

Letztlich unterstützen Animationsfilme neueste technische Fortschritte, welche sich in der Unterhaltungsindustrie abspielen. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang vor allem die 3D-Technik, welche nicht nur in den Kinos, sondern zunehmend auch in den deutschen Wohnzimmern Einzug hält. Zeichentrickfilme unterstützen diese spezielle Technik zwar auch, können deren Möglichkeiten aber bei weitem nicht so effektiv ausschöpfen.

Fazit

Insgesamt dürfte es nicht verwundern, dass Animationsfilme den klassischen Zeichentrickfilm zunehmend verdrängen. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass die Produktion von Zeichentrickfilmen nicht komplett eingestellt wird. Schließlich handelt es sich hierbei um eine Kunstform, welche ihre ganz eigenen Wege kennt, dem Zuschauer Geschichten und Emotionen zu übermitteln.

Wer über das nötige Geschick sowie das entsprechende Equipment verfügt, kann Zeichentrickfilme auch selbst erstellen...

Zeichentrickfilme selbst erstellen

Zeichentrickfilme erlauben es dem Zeichner, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen und eine beliebige animierte Geschichte zu erzählen. Es dürfte deshalb für viele Menschen interessant sein, auch einmal selbst einen Zeichentrickfilm herzustellen. Doch ist ein solches Vorhaben im privaten Rahmen und allein überhaupt praktikabel und falls ja, wie kann das Ganze dann umgesetzt werden?

Einige Anmerkungen vorab

Zunächst einmal lässt sich festhalten, dass das private Erstellen eines Zeichentrickfilms tatsächlich ein realistisches Unterfangen ist, welches mit genügend Zeit und Geduld bewältigt werden kann. Allerdings sollte man sich dabei bewusst machen, dass die Qualität in der Regel doch sehr niedrig ist. Sobald wiederum höhere Qualitätsstufen erreicht werden sollen, steigt der Zeitaufwand entsprechend an, so dass bereits mit einer Szene von wenigen Sekunden Wochen verbracht werden können.

Passende PC-Programme

Um einen eigenen Zeichentrickfilm zusammenstellen zu können, braucht man passende Programme für den PC, welche das Zusammenschneiden der Bilder erlauben. Idealerweise lassen sich mit diesem Programm dann aber nicht nur die Bilder zusammenschneiden, sondern auch die Tonspuren einfügen und abstimmen, was die gesamte Arbeit wesentlich erleichtert. Solche Programme gibt es sogar teils kostenlos, weshalb es sich lohnen dürfte, eine entsprechende Recherche zu starten.

Die Herstellung des Bildmaterials

An das Bildmaterial kann wiederum über viele Wege gelangt werden. Die einfachste Variante ist dabei das Erstellen der Bilder direkt am PC. Dabei können Bilder selbst gezeichnet und Hintergründe ausgewählt werden, wodurch sich leicht aufwendig anmutende Szenen darstellen lassen.

Daneben kann der Zeichentrickfilm jedoch auch klassisch mit per Hand gezeichneten Bildern erstellt werden. Hierzu ist dann aber noch eine Digitalkamera nötig, welche mit einem Stativ ausgestattet sein sollte.

Mit dieser werden dann die einzelnen Bilder aufgenommen und auf den PC übertragen. In diesem Zusammenhang ist dann allerdings darauf zu achten, dass die Perspektive der Kamera stets beibehalten wird.

Es empfiehlt sich deshalb, bestimmte Markierungen auf der Blattauflage anzubringen, so dass es zu keinen Verrutschungen kommt. Zudem sollte auf eine hohe Bildzahl pro Sekunde Wert gelegt werden. Diese sollte mindestens zwölf Bilder pro Sekunde betragen, so dass die Illusion flüssiger Bewegung entsteht.

Fazit

Insgesamt ist es kein aussichtsloses Unterfangen, ohne Vorkenntnisse einen doch recht ansprechenden Zeichentrickfilm zu erstellen. Allerdings sollte dabei die Bereitschaft vorhanden sein, sich in die Bildbearbeitungsprogramme einzuarbeiten und die Bilder in entsprechender Anzahl und mit Liebe zum Detail zu erstellen.