Vögel halten sich bei der Futtersuche an die Straßenverkehrsordnung

Von Frank Sprengel
29. August 2013

Dass Vögel wahre Anpassungskünstler sind, die sich auch auf das Zusammenleben mit dem Menschen einstellen können, zeigt sich unter anderem daran, dass Stadtvögel für gewöhnlich lauter als ihre Verwandten in dünn besiedelten Gegenden singen.

Wie Forscher der McGill University in Montreal und der Unicersité du Quebec nun an einem Praxistest in Südfrankreich herausgefunden haben wollen, reicht das Anpassungsvermögen sogar so weit, dass sich Vögel anscheinend auf Tempolimits im Straßenverkehr einstellen. Denn entgegen der naheliegenden Annahme, dass Vögel in Straßennähe oder direkt auf der Straße individuell auf die tatsächliche Geschwindigkeit der jeweils herannahenden Autos reagieren, lege der Test, in dessen Verlauf die Forscher an vier Straßenteilabschnitten mit den Tempozonen 20, 50, 90 und 110 Km/h teils langsamer oder deutlich schneller als erlaubt gefahren seien, nahe, dass das festgelegte Tempolimit ausschlaggebend für die Fluchtdistanz der Tiere sei.

Ob die Vögel aber wirklich das Tempolimit abzuschätzen vermögen oder aber Tiere, deren Fluchtdistanz schlichtweg zu kurz für die vorherrschende Verkehrsgeschwindigkeit war, gewissermaßen der natürlichen Auslese zum Opfer gefallen sind, könne ohne weiterführende Untersuchungen nicht eindeutig geklärt werden.

Allerdings sprächen die 134 absolvierten Testfahrten sowie die Tatsache, dass sich auch solche Vögel, die sich nicht nur auf einen einzigen Straßenabschnitt beschränkten, am jeweiligen Tempolimit orientiert hätten, klar für die Annahme, dass wirklich die vorgegebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen ausschlaggebend für die Fluchtdistanz der Tiere sind.