Stadtleben sorgt für frühreife Amselmännchen

Von Susanne Schwarz
7. März 2013

In unseren Städten sind inzwischen zahlreiche Vögel zuhause. Im Große und Ganzen haben sich die Tiere sehr gut in das Stadtleben integriert. Jüngste Untersuchungen des Max-Planck-Instituts für Ornithologie haben jedoch gezeigt, dass Amselmännchen durch die nächtlichen Lichtquellen der Stadt früher paarungsbereit sind, als es früher der Fall war.

Grundsätzlich wird die Paarungssuche durch die längeren Tage im Frühling ausgelöst. Jesko Partecke und sein Forscherteam stellten nun fest, dass Stadt-Vögel teilweise sehr viel Licht abbekommen. Die Tiere leben oftmals direkt an Straßenlaternen. Die Wissenschaftler versahen einige Amselmännchen im Stadtgebiet München mit Lichtsensoren und ließen sie wieder fliegen. Als Vergleichgruppe wurden Amseln aus ländlichen Gebieten Oberbayerns gewählt.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Stadtvögel mit 0,2 Lux gar nicht so sehr belastet waren, allerdings weit über den 0,0006 Lux der Landamseln lagen. Eine zweite Untersuchungsreihe sollte Aufschluss über die Wirkung des Lichts haben. Es wurden wieder zwei Gruppen Amseln gehalten, die einen unter Stadtbedingungen, die anderen und ländlichen Bedingungen. Gewicht, Hormonspiegel und der morgendliche Gesang wurden beobachtet. Die Stadtvögel waren ca. einen Monat früher paarungsbereit als die Landvögel, brüteten aber länger.

Warum es zu diesem Effekt kommt, konnte nicht geklärt werden. Es werden eventuell Zusammenhänge mit dem Nachthormon Melatonin gesehen, das durch den Lichteinfall reduziert wird. Die Verschiebung der Paarungszeit hat Vor- und Nachteile für die Tiere. Weitere Veränderungen waren, dass Stadtamseln lauter singen, da der Geräuschpegel in der Stadt höher ist. Die Temperaturen in der Stadt sind zudem höher als auf dem Land, was auch wieder Einfluss auf das Paarungsverhalten hat.