Kanadische Forscher sammeln anhand der Masticophis flagellum neue Erkenntnisse zur Schlangenbrille

Von Frank Sprengel
6. November 2013

Schlangen besitzen zum Schutz der Augen keine Augenlider, sondern transparente Schuppen, die gemeinhin als Schlangenbrille bezeichnet werden. Wie schon seit über 150 Jahren bekannt ist, durchziehen Blutgefäße die durchsichtigen Schuppen. Diese Durchblutung führt allerdings dazu, dass die Schlangen in ihrer Sehkraft nachträglich beeinträchtigt werden.

Klare Sicht durch verringerte Durchblutung

Wie kanadische Forscher der University of Waterloo School of Optometry durch ein relativ simples Experiment nachwiesen, kann aber zumindest die Gewöhnliche Kutschernatter beziehungsweise Masticophis flagellum, wie ihre lateinische Bezeichnung lautet, die Durchblutung in den transparenten Schuppen durch Kontraktion der Blutgefäße steuern und zum Beispiel in Gefahrensituationen sogar gänzlich stoppen, wodurch die Sicht klarer wird.

Bei Stress sieht Schlange besser

Bei besagtem Experiment filmten die Forscher die Augen der Schlangen. Anhand dieser Aufnahmen konnten sie dank einer speziellen Lichtquelle, die sie zuvor auf die Augen der Schlange richteten, dann die Durchblutung der Blutgefäße genau studieren. Dabei habe sich gezeigt, dass entspannte Schlangen etwa alle zwei Minuten die Durchblutung für circa eine Minute unterbrachen.

Sobald die Forscher die Tiere aber in eine Stresssituation brachten, indem sie sich ihnen einfach zeigten, verlängerten die Schlangen schlagartig die Zeitspanne des klaren Sehens. Zugleich hätten sie die Durchblutungsphasen auf gut 34 Sekunden verkürzt. Ob auch andere Schlangenarten die Sichtdurchlässigkeit ihrer Brillen derart gezielt variieren können, sei bislang jedoch noch nicht geklärt.