Evolution in Aktion: Echsen allein zu Haus

Von Ingo Krüger
6. Februar 2012

Wie die Evolution funktioniert, haben US-Biologen nun am lebenden Objekt getestet. Auf einigen von einem Wirbelsturm zerstörten Inseln haben sie ein gutes Dutzend Eidechsen ausgesetzt. Sie wollten beobachten, wie sich die Tiere verändern und wie stark sich Einflüsse von Umwelt und Erbgut auf die Entwicklung einer Art auswirken.

Bei der Studie spielte der sogenannte Gründereffekt eine große Rolle. Er beschreibt die genetische Abweichung einer von der Außenwelt abgeschnittenen Tierart. Diese Veränderung entsteht aufgrund der geringen Anzahl an Lebewesen. Es kommt zu einem Verlust genetischer Vielfalt. Die genetische Grundlage der neu heranwachsenden Population beruht lediglich auf dem Erbgut dieser wenigen Tiere.

Dieses Phänomen haben Wissenschaftler bislang nur unter Laborbedingungen erforscht. Die Zerstörungen durch einen Hurrikan auf einigen kleinen Inseln der Bahamas ermöglichten nun erstmals den Gründereffekt unter natürlichen Voraussetzungen zu untersuchen. Auf sieben Inseln setzten die Biologen jeweils ein einzelnes Gründerpärchen der Echsenart Anolis sagrei aus. Diese leben vor allem im karibischen Raum, speziell auf Kuba.

Nach einem Jahr konnten die Forscher einen Gründereffekt feststellen. Die Echsen hatten sich auf den einzelnen Inseln unterschiedlich entwickelt. Einige wiesen aufgrund ihrer genetischen Veranlagung längere Extremitäten auf, andere kürzere. In den folgenden vier Jahren bildeten sich bei allen Anolis jedoch kürzere Gliedmaßen heraus. Dies lässt auf natürliche Selektion wegen der Bedingungen in der neuen Umgebung schließen. Auf den Inseln ist die Vegetation niedriger, buschiger und weniger bewaldet als in der ursprünglichen Heimat der Tiere. Längere Hinterbeine sind in dem neuen Lebensraum eher von Nachteil. Aber auch dort hatten die Echsen mit den ursprünglich längsten Hinterbeinen immer noch die längsten Hinterbeine.

Dies zeigt, dass sowohl der Gründereffekt als auch die natürliche Selektion bei der Entwicklung der Tiere von großer Bedeutung ist.

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